Michael Senger: Ich möchte im Ort wirklich etwas bewegen …

Er ist Kommandant der Feuerwehr Sassendorf, als Mesner in der Kirche aktiv – und nun möchte Michael Senger (Wählergemeinschaft Sassendorf) Zapfendorfer Bürgermeister werden. Warum Zapfendorf liebenswert ist, was sich verändern muss und warum er dafür beste Voraussetzungen mitbringt, spricht er im Interview mit Nachrichten am Ort detailliert an.

Zapfendorf wurde in den vergangenen Jahren arg gebeutelt, kam bundesweit in die Schlagzeilen – und bekam recht schnell erneut einen neuen Bürgermeister. Wenn Sie jetzt zurückschauen: Liegen hinter Zapfendorf trotzdem erfolgreiche Jahre?

Sie haben die bundesweiten Schlagzeilen angesprochen – da werden sich viele an den Skandal um die Veruntreuung öffentlicher Mittel erinnern. Aber auch die vermeintlichen Jugendstreiche, wie die abgesägten Bäume und der Pferdemist im Schwimmbad; und nicht zuletzt die Bombendrohungen waren deutschlandweit in den Medien.

Doch Zapfendorf kann auch stolz auf die vergangenen Jahre zurückblicken. Der Bahnausbau – quasi ein Jahrhundertprojekt – ist abgeschlossen. In unseren Vereinen leisten Ehrenamtliche Großes. Unser Hauptorchester des Musikvereins Zapfendorf ist über die Ortsgrenzen hinaus bekannt und hatte vergangenes Jahr sogar einen Auftritt in der Bamberger Konzerthalle. Die Feuerwehrjugend nimmt regelmäßig und erfolgreich an überregionalen Wettbewerben teil. In unseren Sportvereinen trainieren engagierte Mütter und Väter in ihrer Freizeit unsere Jugend.

Alljährlich locken die Oberoberndorfer mit großem Aufwand und viel Leidenschaft zahlreiche Besucher aus nah und fern zu ihrem Apfelmarkt. Die Dorfgemeinschaft von Oberleiterbach konnte die Jury im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ mit ihrer vorbildlichen Ortsentwicklung überzeugen und erhielt die Goldmedaille. Auch unsere Obst- und Gartenbauvereine leisten eine wichtige Arbeit für die Ortsgemeinschaften, wenn sie beispielsweise Sommerfeste oder gemeinsame Ausfahrten organisieren. Der Osterbrunnen in Lauf, der jedes Jahr in vielen Arbeitsstunden prachtvoll geschmückt wird, zählt zu den größten und schönsten in unserer Region. So ließe sich die Liste an ehrenamtlichem Engagement, das Zapfendorf zahlreiche positive Schlagzeilen beschert, noch viel weiter fortsetzen.

Dieses Engagement brauchen wir auch auf kommunalpolitischer Ebene, um die vielen Vorhaben, die bereits ins Gespräch gebracht wurden, nun auch umzusetzen!

Was hat Sie bewogen, sich am 15. März zur Wahl zu stellen?

Für mich ist Demokratie eine Wahl mit mehr als einem Bürgermeisterkandidat. Da es lange Zeit ungewiss war, ob sich neben dem amtierenden Bürgermeister noch weitere Kandidaten finden würden, habe ich mich entschlossen, selbst zu kandidieren. Denn nur wenn der Wähler tatsächlich die Wahl hat, ist es eine echte Wahl.

Haben Sie schon Erfahrung auf kommunalpolitischer Ebene oder in einem anderen Gremium?

Auf kommunalpolitischer Ebene bin ich seit Oktober 2019 im Marktgemeinderat in Zapfendorf tätig und konnte schon an verschiedenen Sitzungen teilnehmen. Meine Erfahrung in der Gremienarbeit reicht jedoch viel weiter zurück. Seit mehreren Jahren bin ich in der Prüfungskommission der Bayerischen Verwaltungsschule für die Abschlussprüfung der Verwaltungsfachangestellten, im Personalrat der Stadt Erlangen und war zuvor in der dortigen Jugend- und Auszubildendenvertretung. Auch auf ehrenamtlicher Basis habe ich bereits Erfahrungen in der Gremienarbeit im Pfarrgemeinderat gemacht. Dabei hilft mir mein umfangreiches Wissen aus der Verwaltung, das ich mir seit 2003 aneignen konnte.

Was sind die Herausforderungen in nächster Zeit für Zapfendorf?

Der Markt Zapfendorf steht vor der Aufgabe, die vielen Vorhaben, die zum Teil schon vor vielen Jahren angestoßen wurden und nun stagnieren, endlich auf den Weg zu bringen. Das betrifft vorrangig die Baugebiete und das Sport- und Gesundheitszentrum. Neben den Fachärzten, die in das Gesundheitszentrum angesiedelt werden sollen, darf auch die hausärztliche Versorung nicht außer Acht gelassen werden. Nun heißt es Fördermittel abzurufen und auch weitere Investoren ins Boot zu holen.

Wo liegen Ihrer Meinung nach die Stärken und Schwächen der Gemeinde?

Die Stärken unserer Gemeinde liegen bei den Menschen vor Ort, die sich mit großem Engagement in den verschiedenen Gemeindeteilen einsetzen. Dementsprechend wichtig ist es auch, das Vereinsleben zu stärken.

Die Schwächen sehe ich vor allem in den geographischen und strukturellen Gegebenheiten von Zapfendorf. Durch die Lage zwischen der Autobahn und ICE-Bahnstrecke sind die Entwicklungsmöglichkeiten vor allem für Gewerbe stark eingeschränkt. Bei diesen Voraussetzungen ist es eine Herausforderung, die Gewerbesteuereinnahmen zu steigern.

Michael Senger

Was wären, sollten Sie die Wahl gewinnen, Ihre „Herzensprojekte“ der Zukunft?

Ich möchte den Markt Zapfendorf für junge Familien attraktiver machen. Mit der Bahnanbindung und der Nähe zur Autobahn besitzt Zapfendorf gute Standortvoraussetzungen zwischen den Zentren Bamberg – Erlangen und Lichtenfels – Coburg. Doch nun sollten die vielen Vorhaben schnellstmöglich auf den Weg gebracht werden. Die ausgewiesenen Baugebiete müssen erschlossen werden. Mit dem Wachstum der Ortschaften ist eine langfristige und nachhaltige Planung für unsere Kindertagesstätten und Schule unablässig.

Darüber hinaus ist es mir ein wichtiges Anliegen, die Vereine und ehrenamtliches Engagement zu unterstützen.

Ein weiteres Herzensprojekt ist mir der Erhalt des Aquarena. Das Schwimmbad ist weit über die Landkreisgrenze bekannt. Leider decken die Einnahmen nicht die Kosten. Vielleicht wäre ein anderes Zeitmodell eine Möglichkeit, um die Verluste etwas zu reduzieren. Vor einigen Jahren wurde das Sommernachtsfest im Aquarena erfolgreich wiederbelebt. Es wäre zu überlegen, ob weitere Veranstaltungen und Events im Sommer noch mehr Besucher ins Schwimmbad locken könnten.

Wenn wir ins Archiv von Nachrichten am Ort schauen, finden wir zwei Themen, die in den zurückliegenden Jahren dominieren: Den Bahnausbau und das Städtebauliche Entwicklungskonzept (SEK). Ist Ihrer Meinung nach der Bahnausbau gelungen? Und befindet sich Zapfendorf in Sachen Entwicklung des Ortskerns auf einem guten Weg?

Der Ausbau der Bahnstrecke war notwendig und ist in Zapfendorf grundsätzlich gelungen.

Ein ganzheitliches städtebauliches Entwicklungskonzept fehlt jedoch. Erste Ansätze sind für ein Gesundheitszentrum auf dem Hofmann-Gelände vorhanden. Doch es mangelt an einem Gesamtkonzept für die Ortsmitte. Immer wieder wurde der Wunsch nach einem Jugendtreff in Zapfendorf angesprochen. Mir ist es wichtig, die unterschiedlichen Bedürfnisse bei der Planung mit einzubeziehen, um langfristige Maßnahmen ergreifen zu können.

Schon seit vielen Jahren wird über die Westtangente diskutiert – eine Umgehungsstraße, die den Verkehr der bisherigen Ortsdurchfahrt zu großen Teilen aufnehmen soll. Das würde aber auch bedeuten, dass weniger Durchgangsverkehr herrscht und möglicherweise weniger Kunden die Geschäfte im Ort aufsuchen. Was meinen Sie dazu?

Die Befürchtung, dass der Umsatz in den Geschäften im Ort zurückgehen könnte, wenn die Westtange ausgebaut wird, teile ich nicht. Viele Autofahrer, die nach oder aus Norden unterwegs sind, umfahren Zapfendorf auf der Autobahn. Bereits heute sind die Straßen westlich um Zapfendorf nutzbar; mit dem Ausbau würde es um einiges schneller gehen und der Durchgangsverkehr würde reduziert werden.

Zapfendorf muss aktuell neue Herausforderungen meistern, beispielsweise die notwendige Erweiterung der Kindertagesstätten aufgrund steigender Geburtenzahlen und mehr Anmeldungen bei den Kleinkindern in den Kinderkrippen. Einige Projekte scheinen dadurch aber ins Stocken geraten zu sein: Das Medizinische Versorgungszentrum existiert weiterhin nicht, das Areal Hofmann, wo es entstehen sollte, liegt brach. Das Schwimmbad bleibt ein Verlustgeschäft, einen Schönheitswettbewerb könnte Zapfendorf für den Bereich Bamberger Straße und Hauptstraße ebenso nicht gewinnen. Was muss passieren?

Wie bereits angesprochen müssen die verzögerten Vorhaben, allen voran ein Gesundheitszentrum, nun so schnell wie möglich umgesetzt werden. Auch die Kindertagesstätten habe ich weit oben auf meiner Agenda und der Erhalt des Schwimmbads liegt mir sehr am Herzen.

Einen Schönheitspreis würde der Bereich Bamberger Straße / Hauptstraße nicht gewinnen, aber es gibt doch auch schöne Plätze in diesen Straßen. Alljährlich wird der Bereich vor dem Eiscafé zu einem gemütlichen Ort, der zwischen Palmen zum Verweilen einlädt. Es ist sicher sinnvoll, auch die beiden Straßen Bamberger Straße und Hauptstraße langfristig in ein größeres städtebauliches Entwicklungskonzept einzubinden.

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Neben Ihnen stellen sich noch weitere Kandidaten zur Wahl. Ganz konkret: Warum sollten die Bürger Ihnen ihre Stimme geben?

Ich sammle seit 16 Jahren Erfahrungen in der kommunalen Verwaltung, bin parteipolitisch unabhängig und möchte eine sachorientierte, transparente und bürgernahe Politik betreiben. Meine Motivation ist es, im Ort wirklich etwas zu bewegen – die notwendige Motivation und Energie dazu bringe ich auf jeden Fall mit. Als Feuerwehrkommandant konnte ich meine Führungskompetenz bereits gut demonstrieren. Meine vielfältigen Ehrenämter zeigen, wie sehr mir meine Heimat und die Menschen am Herzen liegen. Für mich persönlich ist das Bürgermeisteramt eine solche Herzensangelegenheit – das ist aus meiner Sicht die wichtigste Voraussetzung, um die Wahl zu gewinnen und anschließend im Amt erfolgreich für die Gemeinde wirken zu können.

Eine persönliche Frage noch zum Schluss: Was gefällt Ihnen an Zapfendorf besonders? Haben Sie einen Lieblingsplatz?

Wenn ich derzeit von der Arbeit heimfahre und in Zapfendorf von der Autobahn abfahre, bin ich zu Hause. Hier gibt es viele schöne Orte, den Ausblick auf den Gottesgarten in Richtung Norden oder den Blick auf die Giechburg genieße ich besonders.

Michael Senger aus dem Markt Zapfendorf, Sassendorf, 32 Jahre, ledig. Seit 16 Jahren ist Michael Senger im öffentlichen Dienst tätig; seit acht Jahren ist der Diplom-Verwaltungswirt bei der Stadt Erlangen im gehobenen Dienst beschäftigt. Er ist seit Oktober vergangenen Jahres Marktgemeinderat, seit 2006 aktives Mitglied der Feuerwehr Sassendorf und seit 2018 ihr erster Kommandant. Ebenfalls seit 2006 ist Michael Senger Mitglied des Pfarrgemeinderats und bekleidet das Amt des Mesners. Seit 2015 gehört er der Prüfungskommission der Bayerischen Verwaltungsschule sowie seit 2016 dem Stamm- und Gesamtpersonalrat der Stadt Erlangen an. Darüber hinaus ist Michael Senger in den Sassendorfer Vereinen vielfältig engagiert. Er bewirbt sich für das Amt des Bürgermeisters, als Marktgemeinderat und als Kreisrat.

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3 Kommentare

  1. Fasching ist ein tolles Fest. Einmal im Jahr kann man sich ohne Hemmungen präsentieren. Manches Kostüm demaskiert dabei auch seinen Träger, ohne dass dieser es merkt.
    Recht vielsagend war in dieser Hinsicht der Auftritt des Kandidaten Senger beim Zapfendorfer Faschingszug. Zum einen sieht er die Marktgemeinde, die er gerne verwalten möchte, als brüchiges Wrack, sich selbst aber als großen Kapitän, der der Schiff wieder in Fahrt bringt. Das zeigt einen gewissen Übermut eines Gemeinderates, der erst vor wenigen Monate nachgerückt ist.
    Der Faschingsscherz wirkt umso größer, wenn man sich erinnert, dass Sengers Cousin Matthias Sch. nur sechs Monate als Bürgermeister brauchte, um das Schiff „Zapfendorf“ auf ein Riff vor Puerto Plata zu steuern – der „Fluch der Karibik“ auf Oberfränkisch. Den schon damals dienenden Gemeinderäten ist gut in Erinnerung, wie sie in zahllosen Sitzungen die Pumpen des Schiffes bedienen und Lecks stopfen mussten, um die von Sch. verursachten Schäden zu begrenzen.

    In den letzten Tagen kam mir zu Ohren, der Kandidat Senger habe sich nach Sch.s sehr milder Verurteilung in Hof im dortigen Gericht empört gezeigt, wie man denn so mit seinem Cousin, der doch so viel Gutes für die Gemeinde getan habe, umgehen könne. Wenn nun – wie man so hört – Sengers und Sch.s gemeinsame Verwandte Wahlplakate in Zapfendorf aufhängen, gruselt’s einem ein bisschen. Nach Fasching kommt in Zapfendorf anscheinend gleich Helloween.

  2. Zum Kommentar von Herrn Dr. Christopher Rosenbusch

    Eigentlich dachte ich nach dem Nominierungschaos der Freien Wähler Zapfendorf und den Vorkommnissen bei deren Aufstellungsversammlung, dass es in der Zapfendorfer Kommunalpolitik nicht tiefer gehen könne. Der Kommentar von Herr Dr. R. hat mich jedoch eines Besseren belehrt- es geht noch tiefer ! Ich bin stolz auf unsere Demokratie – in der es möglich ist- sich selbst, seine Partei und deren handelnde Personen zu diffamieren ! Welch eine Steilvorlage für Herrn Senger. Er kann jetzt seinen verwandten Plakateklebern die Anordnung erteilen, alle Plakate abzunehmen . Man kann nur erahnen, wieviele Leichen sich noch in den Kellern von Zapfendorf befinden, die sich dort in den letzten Jahrzehnten angehäuft haben. Es ist nicht mehr viel Zeit, sie alle raus zuholen ! Fasching und Haloween haben vielleicht noch etwas mit Spaß zu tun, aber über dem Ganzen liegt schon ein Hauch von Verweseung !

    Reinhold Bayer,Kirchschletten

  3. Bürgermeister, welche sich von Nicht-CSU-Wählern ins Amt wählen lassen und danach in die CSU eintreten oder ein Staatsanwalt der sich offensichtlich die Sippenhaft aus zum Glück längst vergangenen Zeiten zurückwünscht.
    In Zapfendorf gehört das anscheinend zum ganz normalen politischen Tagesgeschäft. Damit ist leider zu rechnen, wenn man hier wohnt.
    Armin Dietz , Zapfendorf

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