Der Weg des Baunacher Abwassers

Im Titelbild: Artur Rein, Raimund Kirchner und Bürgermeister Tobias Roppelt

Es gibt alltägliche und kaum greifbare Dinge, die würden sofort fehlen, wenn sie nicht da wären. Strom etwa. Oder Wasser. Und auch ohne eine Kläranlage ginge nichts. Baunach hat in diesem Bereich in den vergangenen Jahren viel investiert.

„Die Außenanlagen sind die Visitenkarte für einen Klärwärter“, erklärt Raimund Kirchner, Betriebsleiter der Kläranlage in Baunach. Wäre nicht das große Becken zu sehen und würde nicht ein Schild informieren, dass hier eine Kläranlage steht – ein Unwissender würde kaum vermuten, dass hier pro Tag um die 700 Kubikmeter Abwasser ankommen und den notwendigen Kreislauf durchlaufen. Alles sieht ordentlich aus, Rasen gemäht, Bäume geschnitten. Geruchsbelästigung? Fehlanzeige.

Ja, Kirchner wirkt schon sichtlich stolz, dass die Baunacher Kläranlage in einem so guten Zustand ist. Nicht nur optisch. Auch technisch tut sich immer wieder was – schließlich ist die Anlage rund 15 Jahre alt. Damit sie gut weiterläuft, sind ständig Investitionen und Instandhaltungsarbeiten nötig. Das weiß auch Bürgermeister Tobias Roppelt, der zum Rundgang ebenso vorbeischaut. Dritter im Bunde ist Artur Rein, der einst die Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik absolvierte und schließlich noch seinen Meister machte. Abwassermeister darf er sich also nennen.

Hoher Stromverbrauch

Los geht der Rundgang hinter dem Gebäude. Die erste größere Investition der jüngsten Vergangenheit ist erst auf den zweiten Blick zu sehen. Denn auf den Dächern befindet sich nun eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von ca. 30 kWp. Sie dient vollständig der Eigenversorgung der Kläranlage, denn Strom wird hier viel verbraucht, Artur Rein erwähnt 160.000 kWh pro Jahr – für die Pumpen, aber besonders für die Gebläse. Auf 6.500 Einwohnergleichwerte ist die Kläranlage ausgelegt, mehr also, als Baunach mit seinen Stadtteilen Einwohner hat. Zu berücksichtigen ist, dass industrielle Nutzer oft mehr Kapazität binden und dass natürlich auch ein gewisser Puffer vorhanden sein muss.

Blick auf das Gelände der Kläranlage im Süden von Baunach.

Auch der neue Schlammtrocknungsbereich fällt sofort auf. Er ist nun überdacht, so dass der Klärschlamm künftig nicht mehr vom Regen wieder durchnässt wird. Das hat positive Effekte, wenn, wie gerade geplant, Baunach mit mehreren Kommunen zusammen eine Klärschlammpresse anschafft. Je trockener der Schlamm, desto weniger Gewicht. Und somit eine weitere Kostenreduktion. Nur wenige Meter entfernt steht die ebenfalls erst vor einigen Jahren verbaute neue Phosphatfällmittelstation. Hier wird dem Abwasser das Phosphat entzogen, es setzt sich nach unten ab. Die Folge: Je niedriger der Phosphatgehalt, desto weniger Abgaben muss die Stadt zahlen.

Digitalisierung ist ein wichtiges Thema

Zusammen schauen wir uns an, welchen Weg das Abwasser auf der Kläranlage nimmt. Ein Sammelschacht hinter dem Pumpwerk ist mit den zahlreichen Abwassersammelbecken und vielen Kilometern Kanal in der Stadt verbunden – hier kommt das Abwasser an. Es folgt die mechanische Vorklärung, danach läuft das Wasser ins kombinierte Belebungs- und Nachklärbecken. Hier sorgen die Gebläse für den hohen Stromverbrauch der Anlage. Investitionen in diesem Bereich lohnen sich daher besonders, erklärt Kirchner.

Das war es aber natürlich noch nicht. Ein Labor gibt es im Hauptgebäude auch, regelmäßig sind Beprobungen nötig. Und ein Büro haben Kirchner und Rein ebenso – denn die Kläranlage ist digitalisiert. Per Computer oder Tablet können die beiden nicht nur die Kläranlage überwachen und steuern, sondern auch viele der Pumpwerke prüfen. Tritt eine Störung auf, ist somit nicht unbedingt ein Besuch vor Ort nötig. Früher mussten die Mitarbeiter nahezu täglich die Pumpwerke und Schächte anfahren und kontrollieren, das fällt heute weg – eine deutliche Erleichterung. Das Berufsbild der „Fachkraft für Abwassertechnik“ hat heute viel mit Technik und Digitalisierung zu tun – Kirchner bestätigt, dass hier noch in weiten Teilen der Öffentlichkeit ein falsches Bild abgespeichert ist. Natürlich wird es auch mal unangenehm, etwa bei Reinigungsarbeiten. Das aber macht nur einen geringen Teil aus.

Raimund Kirchner am Computer. Eine Kläranlage wird heute digital gesteuert, auch aus der Ferne per Tablet.

Kein Luxus, sondern notwendig

Mobil ist das Team neuerdings mit einem E-Auto, das direkt über den Sonnenstrom auf dem Dach der Anlage geladen werden kann. Besonders stolz öffnet Kirchner noch eine Tür, sie führt zu einem fest verbauten Notstromaggregat. Eine Seltenheit bei kleineren kommunalen Kläranlagen. Bürgermeister Tobias Roppelt betont, dass zwar viel Geld in die Kläranlage geflossen ist, in den vergangenen Jahren waren es rund 200.000 Euro, dass es sich aber keineswegs um Luxusinvestitionen handelt. Denn ein Ausfall der Anlage würde sich sofort bemerkbar machen.

Mit etwa 15 Jahren seit Eröffnung hat die Baunacher Kläranlage noch einige Zeit vor sich, bevor große Anpassungen oder komplett neue Technik notwendig werden. Mit Blick auf die Nachbarn in Kemmern, die keine eigene Kläranlage mehr betreiben, sondern das Abwasser nach Bamberg pumpen, meint Roppelt, dass natürlich künftig auch Kooperationen mit anderen Kommunen in Sachen Abwasserbeseitigung denkbar wären. Wichtig sei diesbezüglich aber immer, Einfluss auf Entscheidungen zu haben, also etwa Vertreterinnen und Vertreter in ein Kontroll- oder Entscheidungsgremium entsenden zu können. Solche Fragen sind aber noch für lange Zeit Zukunftsmusik.


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