Es ist ein echtes Megaprojekt, welches die Gemeinde Breitengüßbach da zu stemmen hat. Nicht nur, dass ein Abschalten der Einrichtung nicht in Frage kommt und daher die Erneuerung im laufenden Betrieb erfolgen muss – auch die Kosten sind enorm. Mitte kommenden Jahres soll die Sanierung der Kläranlage beginnen, und nach anderthalb Jahren abgeschlossen sein. Im Gemeinderat ging es außerdem um die Nahversorgung.
Andreas Kottmair vom Ingenieurbüro Steinbacher Consult hatte sich gut vorbereitet. Teilweise sogar zu gut, so dass Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder seinen Vortrag ein wenig abkürzen musste. Dennoch war viel zu erfahren über den aktuellen Zustand der Kläranlage, der auch schon in früheren Sitzungen des Breitengüßbacher Gemeinderates Thema war, und über das Sanierungskonzept. Denn nach rund 30 Jahren sind besonders die Maschinenteile verschlissen oder schlicht nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik.
Und so erläuterte Kottmair, dass die Anlage in ihrer Größe an sich bestehen bleiben soll, sie ist nach der Sanierung weiterhin auf eine maximale Zahl von 6.850 Einwohnern ausgelegt. Damit habe Breitengüßbach ausreichend Reserven für Wachstum, auch mit Blick auf neue Gewerbeansiedlungen. Auflagen, besonders mit Blick auf den übrigbleibenden Klärschlamm, machen aber diverse Änderungen nötig. So wird unter anderem ein zweites Belebungsbecken errichtet sowie ein zusätzliches Betriebsgebäude für die neue Maschinentechnik. Einen Teil des Strombedarfs soll eine eigene Photovoltaikanlage decken. Durch einen Bau in mehreren Abschnitten soll ein dauerhafter Betrieb der Anlage gewährleistet werden. „Wir tauschen die Maschinentechnik komplett aus. Die bestehenden Betonbecken sind noch in Ordnung“, so Kottmair. Der Ingenieur rechnet mit einer Gesamtbauzeit von anderthalb Jahren und Kosten von ca. 3,4 Millionen Euro ohne Nebenkosten. Sein aktueller Plan sieht vor, im Frühjahr 2020 mit den Ausschreibungen zu beginnen, die Arbeiten im Mai zu vergeben und schließlich im Juni oder Juli mit den Bauarbeiten zu starten. Fertig sein könnte die sanierte Kläranlage dann im Dezember 2021. Der Gemeinderat gab einstimmig sein Okay.
Die Kläranlage Breitengüßbach im Luftbild. Links von den beiden runden Becken soll ein weiteres Belebungsbecken entstehen. Bild: Google Earth
Supermarkt möchte neu bauen
Auf der Tagesordnung der Sitzung vom 26. November 2019 stand auch eine weitere Baumaßnahme: Der Gemeinderat hatte über den Bauantrag der Gemeinde für den Waldkindergarten zu entscheiden. Bei einer Gegenstimme wurde er verabschiedet. Errichtet werden soll eine Waldkindergartengruppe im Waldstück „Gehäu“ in Form einer mobilen Schutzhütte mit festem Vordach. In der Nähe soll es zwei Komposttoiletten geben. Fürs Beheizen könnte ein Holzofen Verwendung finden, dies müsse aber noch abgeklärt werden, so Bürgermeisterin Reinfelder. Sollte dies wider Erwarten doch nicht möglich sein, müsste ein Stromanschluss zum geplanten Standort verlegt werden.
Um die Nahversorgung mit Lebensmitteln auch auf Dauer attraktiv gewährleisten zu können, möchte ein Investor die Netto-Filiale in der Baunacher Straße durch einen Neubau ersetzen. Optisch soll er sich an den aktuellen Standards des Unternehmens orientieren und damit ein Pultdach sowie eine moderne Glasfassade erhalten. Aus den bisher 800 Quadratmetern Verkaufsfläche sollen 1.100 Quadratmeter werden. Der Gemeinderat diskutierte daher über den notwendigen Bebauungsplan „Sondergebiet großflächiger Einzelhandel“ und auch über möglicherweise mehr Lärm für die Anwohner, da die Anlieferung, bisher an der rechten Seite des Gebäudes, nun nach links und damit näher an die Wohnbebauung verlegt werden soll. Dazu stehen noch Untersuchungen aus, die etwa einen Lärmschutz nach sich ziehen könnten.
Der Neubau könnte schon im kommenden Jahr vollzogen werden. Dazu wird es notwendig, den Markt für einige Zeit zu schließen. Einstimmig gab der Gemeinderat dem Aufstellungsbeschluss statt. Bürgermeisterin Reinfelder brachte noch einige Punkte, bezogen auf die Initiative „Grünes Breitengüßbach“, vor. So sollen Grünflächen festgesetzt werden, auch ausreichend Fahrradabstellplätze oder E-Mobilität könnten sich hier wiederfinden. „Es ist lobenswert, dass Netto in unseren Standort investiert und ihn damit fit für die Zukunft macht“, so Reinfelder.