Notwendig – aber oft nicht im Bewusstsein

Im Titelbild: Kostenlos zum Mitnehmen gab es für alle Besucherinnen und Besucher einen kleinen Becher Klärschlamm. Bei genauerer Betrachtung handelte es sich aber (glücklicherweise) um einen Schokopudding …

Es ist wahrlich kein alltägliches Ereignis. Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder steht am Rednerpult mitten auf dem Gelände der gemeindlichen Kläranlage, die über mehrere Jahre saniert wurde. Erklärt wird, warum die Sanierung nötig war und wie die Anlage nun arbeitet.

Sie habe sich zusammen mit der Gemeindeverwaltung schon überlegt, ob man eine Kläranlage mit einer kirchlichen Segnung einweihen sollte, erklärte Reinfelder. Nachdem Wasser aber ein lebensnotwendiges Gut ist – und, wie Pfarrer Markus Schürrer später betonen sollte, bei Gott gerade die Dinge wichtig sind, die ansonsten kaum Beachtung finden – fiel die Entscheidung für eine solche Segnung.

„Was passiert eigentlich mit dem Wasser, das wir täglich verbrauchen? Heute gibt es hier die Gelegenheit, darüber ein wenig genauer nachzudenken“, sagte Reinfelder zur Einführung. Der Gemeinderat habe sich viele Gedanken über die Verantwortung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern und der Umwelt gemacht – herausgekommen ist eine Kläranlage, die technisch wieder auf dem aktuellen Stand ist und alle Anforderungen für die kommenden Jahrzehnte bestens erfüllt. Ausgelegt ist sie auf 6.500 Einwohnerwerte – und damit auch in diesem Bereich zukunftssicher. „Unsere Ziele waren die Einhaltung der gesetzlichen Abflusswerte, die Verminderung von Geruch und die Reduzierung des Energieverbrauchs“, so Reinfelder.

Zur Segnung und offiziellen Inbetriebnahme waren viele Interessierte gekommen.

Stromverbrauch halbiert

Zu Wort kam auch Hubert Dorsch, der seit dem Jahr 1990 als Klärwärter die Anlage mitverantwortet. Er sei zunächst skeptisch gewesen, was die Energieeinsparung betreffe – der Stromverbrauch habe sich aber halbiert, bei gleichzeitiger Steigerung der Reinigungsleistung. Nachdem auch der Nährstoff Phosphat aus dem Abwasser nun herausgeholt werden könne, sinke damit die Abwasserabgabe, die von der Gemeinde an den Staat gezahlt werden müsse. Ein weiterer positiver Nebeneffekt der Sanierung. Für Dorsch war die offizielle technische Inbetriebnahme am 11. Oktober 2024 zugleich auch ein Abschied – er geht in den Ruhestand.

Auch die finanzielle Seite war Thema. Reinfelder sowie Bauamtsleiter Markus Schmitt informierten darüber. Insgesamt sind Kosten von rund 4,3 Millionen Euro angefallen. Finanziert wurden sie teilweise über Verbesserungsbeiträge der Anwohnerinnen und Anwohner​. Reinfelder dankte noch einmal für das Verständnis, dass diese Beiträge erhoben werden mussten. Diese Entscheidung habe die Haushaltslage der Gemeinde aber deutlich entspannt. Die Zuschüsse fielen eher gering aus – 84.000 Euro gab es vom Freistaat Bayern, 120.000 Euro vom Bund.

Die kirchliche Segnung nahmen anschließend Pfarrer Markus Schürrer und Pfarrerin Susanne Wittmann-Schlechtweg vor. Der stellvertretende Landrat Bruno Kellner überbrachte die Grüße des Landkreises.

Panoramaaufnahme: Blick auf die Becken der Kläranlage.

Was ist auf der Kläranlage genau passiert?

Die Sanierung der Kläranlage Breitengüßbach war ein Projekt über mehrere Jahre, das sowohl technische als auch finanzielle Herausforderungen mit sich brachte. Schon in den frühen 2010er Jahren stellte sich die Frage, ob die Gemeinde ihre Kläranlage modernisieren oder das Abwasser nach Bamberg transportieren sollte. Letztlich entschied sich der Gemeinderat für die Sanierung der bestehenden Anlage, da diese Lösung langfristig günstiger erschien und die Unabhängigkeit erhalten bliebe.

Eine der großen Diskussionen war die Entsorgung des Klärschlamms, der aufgrund neuer gesetzlicher Vorgaben immer schwieriger landwirtschaftlich nutzbar gemacht werden konnte. Daher entschied sich der Gemeinderat für eine thermische Verwertung des Schlamms und eine Erweiterung der Kläranlage um ein zusätzliches Belebungsbecken. Gebaut wurden auch ein neues Maschinenhaus sowie eine Fällmittelstation. Eine Photovoltaikanlage sorgt dafür, dass der Strombedarf der Anlage teilweise selbst erzeugt wird. Die Sanierung begann 2019 und wurde im laufenden Betrieb durchgeführt. Dazu mussten zwischenzeitlich Provisorien errichtet werden.

Nach dem offiziellen Teil standen Führungen auf dem Programm, bei der sich viele der Besucherinnen und Besucher noch tiefer in das Thema Kläranlage und Abwasserreinigung einführen ließen.

Tipp zum Weiterlesen:

Unsere komplette Berichterstattung zum Thema finden Sie im Artikelarchiv Kläranlage Breitengüßbach.


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