Über 300 Frauen, deutlich weniger als 50 Männer. Das Interesse an der Lesung von Doris Dörrie im Hallstadter Kulturboden war klar verteilt, wie der Bamberger Citymanager Klaus Stieringer zu Beginn feststellte. Im Gespräch mit Arnd Rühlmann sprach Dörrie über ihren Werdegang, das Dauerthema „Männer“, den Kulturbetrieb und ihre Liebe zum fränkischen Dialekt.
Doris Dörrie in Hallstadt? Das ließen wir uns nicht entgehen. Ein paar Eindrücke aus dem Kulturboden und ein Ausschnitt aus Lesung und Gespräch auf der Bühne …
Der Film „Männer“ von 1985 mit Uwe Ochsenknecht und Heiner Lauterbach war ihr großer Durchbruch. Und daher, so erklärte Doris Dörrie bei ihrer Lesung im Rahmen des Bamberger Literaturfestivals, sei es für sie gar nicht schlimm, auch heute noch immer wieder mit ihm in Verbindung gebracht zu werden. Dennoch, und das verstellt „Männer“ gerne: Doris Dörrie ist eine der erfolgreichsten deutschen Filmemacherinnen und Autorinnen. Da drängt sich doch die Frage auf: Wie kam sie überhaupt zum Schreiben?
Hintergrund ist natürlich der Film. „Ich schreibe für die Filme immer Kurzgeschichten, um meine Figuren kennenzulernen“, so Dörrie. Darauf wurde Daniel Keel, Verleger des Schweizer Diogenes-Verlages, aufmerksam. „Er besuchte mich in München, saß auch noch am späten Abend an meinem Tisch und wollte nicht gehen, bis ich ihm meine Kurzgeschichten gegeben hatte.“ Ohne Keel wäre Doris Dörrie also nicht zur Schriftstellerin geworden. Seit 1987 schreibt sie Romane, weiterhin Kurzgeschichten – und auch Kinderbücher.
Doris Dörrie mit Moderator Arnd Rühlmann auf der Bühne im Kulturboden.
Dörries Bücher sollen unterhalten!
Natürlich sind Bücher immer fiktional. Dennoch, so Dörrie: „Nicht-autobiografisches Schreiben gibt es nicht!“ Wichtig als Schriftsteller sei das Beobachten, das genaue Hinschauen. Und daher wandern immer persönliche Erfahrungen und Eindrücke in die Bücher, so auch in ihr aktuelles Werk „Diebe und Vampire“, aus dem sie in Hallstadt las – jeweils einen Auszug aus jedem der drei Teile des Buches. Wichtig ist ihr die Unterhaltung, das betont sie im Gespräch mit Arnd Rühlmann, der den Abend moderiert. „Unterhalten gilt oft als Todsünde im Kulturbetrieb. Ich finde, es ist eine Todsünde, zu langweilen.“ Und so wurden die anderthalb Stunden in Hallstadt auch nie langweilig.
Für den Autoren-Nachwuchs hatte Dörrie außerdem ein paar Tipps parat. Der wohl wichtigste: „Auf die Inspiration zu warten ist nicht unbedingt förderlich, wenn man das Schreiben zum Beruf machen will.“ Nicht zuletzt nach der Geburt ihrer Tochter habe sie die Schriftstellerei organisieren müssen, eine feste Zeiteinteilung wurde zur Basis. Und diese Organisation müsse man lernen. Einen interessanten Vergleich zog Dörrie zwischen Sport und Schriftstellerei: Wer morgens früh aufstehe, sich in die Schuhe quäle und joggen gehe, finde oftmals die ersten Minuten richtig schrecklich. Erst dann entdecke er die gute Luft, die Natur. Und so sei es auch mit dem Schreiben.
Doris Dörrie ist eine vielfältige Autorin – ob Roman, Kurzgeschichte oder Kinderbuch.
Zum Schluss sprach Rühlmann Dörries neuen Film an. Er heißt „Grüße aus Fukushima“. Eine junge Frau reist nach der Atomkatastrophe von 2011 nach Japan, um zu helfen, den Menschen durch ein Clownprojekt etwas Freude zu bringen. Mehrere Monate habe die Filmcrew, zusammen mit den Arbeitern, die verstrahlte Erde abtragen, in Wohncontainern gelebt. Eine Erfahrung, die sich einprägt – wobei Dörrie auch zugesteht, sich manchmal selbst zu fragen, warum sie sich immer die schweren Dinge antun muss. Am 10. März 2016 kommt der Film in die Kinos – die junge bayerische Schauspielerin Rosalie Thomass erhielt für ihre Hauptrolle bereits den Bayerischen Filmpreis. Bevor Dörrie die Bühne verließ, um Bücher zu signieren, sorgte sie mit einer Aussage noch für Jubel im Publikum: „Wenn ich ‚Fränkisch‘ höre, bin ich im siebten Himmel.“ Fränkisch sei ihr absoluter Lieblingsdialekt. Also, Frau Dörrie: Kommen Sie öfter nach Franken!