Seit über 20 Jahren taucht ein Thema regelmäßig im Hallstadter Stadtrat auf, unter dem sich sicherlich die Wenigsten etwas vorstellen können. Das Hafen-Nordgleis soll den Güterbahnhof im Bamberger Hafen neu anbinden und das bisherige südliche Gleis ersetzen. Was genau ist da geplant? Außerdem beriet das Gremium über digitale Klassenzimmer für die Hans-Schüller-Schule, einheitliche Hütten für Märkte und die Barrierefreiheit im Stadtgebiet.
„Die Bahn hält es für notwendig, die Stadt Hallstadt nicht.“ Bürgermeister Thomas Söder brachte den Standpunkt des Stadtrates, der sich später auch in einem einstimmigen Beschluss zeigte, gleich zu Beginn des Tagesordnungspunktes „ICE-Ausbau Bamberg – Hallstadt, Anbindung des Gewerbegebietes Laubanger durch das Hafen-Nordgleis; Sachstand und weitere Vorgehensweise“ bei der Stadtratssitzung am 17. Juli 2019 auf den Punkt.
Und so sehen die Pläne der Bahn aus: Bisher erreichen Güterzüge den Hafen über ein Zufahrtsgleis, das im Bereich Coburger Straße von den Gleisen abzweigt, nördlich des Bamberger Friedhofes verläuft, die Hallstadter Straße quert und schließlich den Bayernhafen Bamberg erreicht. Nachdem die Güterzüge zu Beginn die ICE-Gleise überqueren müssen und dies laut Bahn unerwünscht ist – Abstimmungen mit dem ICE-Verkehr wären nötig – soll der Hafen neu von Norden her angebunden werden: Die Güterzüge fahren hierfür zunächst auf die Bahnstrecke Richtung Schweinfurt / Würzburg und verlassen diese südlich der Autobahn, in etwa hinter dem McDonalds-Restaurant. Die neuen Schienen führen dann südlich an der Autobahn entlang, biegen vor der Autobahnauffahrt „Bamberg-Hafen“ nach Süden ab und erreichen so den Hafenbahnhof von Norden. Planfestgestellt ist diese Baumaßnahme schon, die Umsetzung daher an sich nur eine Frage der Zeit.
Rot: Das neu geplante Gleis, schwarz das bestehende (zum Vergrößern antippen oder anklicken). Quelle: DB Netze, Stadt Hallstadt
Laut Deutscher Bahn finden aktuell jede Nacht zwei Fahrten zum Bayernhafen statt. „Für zwei Fahrten sollen mehrere Brücken neu errichtet und Tunnel gebaut werden? Kosten und Nutzen stehen in keinem Verhältnis“, so Söder. „Öffentliche Gelder lassen sich deutlich besser verwenden.“ Außerdem gehe der Warenumschlag am Hafen ohnehin zurück, die Zukunft sei aufgrund des Klimawandels und der Frage der durchgängigen Befahrbarkeit des Kanals zudem ungewiss.
Mit dem einstimmigen Beschluss positioniert sich Hallstadt damit erneut klar gegen das Hafen-Nordgleis. Das reiche aber nicht, meinte Stadtrat Heiko Nitsche (SPD): „Wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir direkt ans Ministerium und an unsere Bundestagsabgeordneten herantreten“.
Klassenzimmer werden digital
Ein deutlich positiveres Thema ist die Einrichtung von digitalen Klassenzimmern im Schulhaus Hallstadt. Nach einer Projektvorstellung durch die Schulleitung im Hauptverwaltungsausschuss der Stadt Hallstadt beschloss nun der Stadtrat einstimmig, alle 30 Räume digital mit Smartboards auszustatten. Außerdem sollen 60 Tablets für zwei Schulklassen angeschafft werden. Für die digitalen Klassenzimmer sind 300.000 Euro, für die Tablets 30.000 Euro eingeplant. Nachdem die Förderung aus dem „Digitalbudget“ mit rund 32.000 Euro sehr gering ausfällt, wies Kämmerer Markus Pflaum auf ein weiteres Förderprogramm des Bundes ab September hin. Dazu sei aber noch nichts weiter bekannt. Daher soll, sobald hier neue Infos vorliegen, ebenfalls ein Förderantrag gestellt werden. In der Ausschreibung für die digitalen Klassenzimmer sollen, neben dem Kauf, auch Leasingmöglichkeiten angeboten werden können. Leasing hätte den Vorteil, dass die Geräte nach der Laufzeit erneut würden. Pro Monat würde das Leasing für die digitalen Klassenzimmer rund 4.600 Euro kosten.
So wie hier in Rattelsdorf könnte ein digitales Klassenzimmer mit Smartboard-Tafel aussehen.
„Es ist richtig, hier kräftig zu investieren. Die Digitalisierung ist heute nicht mehr wegzudenken“, erklärte Söder dazu. Die anderen Schulen im Mittelschulverbund Westliches Maintal – Bischberg und Oberhaid – würden allerdings nicht komplett umrüsten können. Allerdings, so Söder, sei bei Investitionen das gleiche System angedacht wie in Hallstadt.
Und über eine weitere Investition hatte der Stadtrat zu befinden: Für die Märkte sollen zunächst zehn einheitliche Hütten angeschafft werden. Pro Hütte waren laut Beschlussvorschlag 3.000 Euro vorgesehen. Das Budget von 30.000 Euro wurde allerdings direkt auf 50.000 Euro erhöht, um mehr auf Qualität achten zu können. Stadtrat Stephan Czepluch (CSU) lobte etwa die Hütten in Baunach, die er vor zwei Wochen beim Stadtfest genauer in Augenschein genommen hatte – ein „durchdachtes Konzept“, bei dem zum Beispiel die Klappen zum Verschließen der Hütten auch als Auslagefläche dienen. Zum Einsatz kommen sollen die Hütten schon beim diesjährigen Weihnachtsmarkt, der erstmalig an drei Tagen stattfinden wird. Dies sei Wunsch der Händler und Vereine gewesen, erklärte Söder.
Wie barrierefrei ist Hallstadt?
Patricia Reinhardt aus Hallstadt hat im Rahmen ihrer Masterarbeit im Studium an der Universität Erlangen-Nürnberg die Barrierefreiheit in Hallstadt untersucht. Dazu wurden fast 900 Bürgerinnen und Bürger angeschrieben, um Fragebögen auszufüllen, alle in der Altersgruppe 60+. 256 Fragebögen kamen zurück und wurden ausgewertet. Über 85 Prozent empfanden die Barrierefreiheit im Innenstadtkern als gut, in den Gewerbegebieten zeigten sich noch Defizite. Auch beim ÖPNV gebe es noch Verbesserungspotenzial, durch den ohnehin geplanten barrierefreien Ausbau des Haltepunkts in Hallstadt mit Aufzug lösen sich hier aber schon bald einige Probleme. Die Einführung eines Bürgerbusses bewerteten 46 Prozent als wichtig. Reinhardt stellte die Ergebnisse detailliert im Stadtrat vor. Bei künftigen städtischen Projekten sollten die Auswertungen Berücksichtigung finden – dazu liegt die vollständige Studie der Stadtverwaltung vor.
Zugestimmt wurde dem Antrag auf Nutzungsänderung für den bisherigen Seniorenraum im katholischen Pfarr- und Jugendheim. Dort soll während der Sanierung ab Anfang September am Haus für Kinder St. Franziskus eine Kindergartengruppe untergebracht werden.
Bürgermeister Thomas Söder berichtete abschließend noch über das gelungene Johannisfeuer, dieses Jahr an einem neuen Standort – beim SV Dörfleins. Dieser Standort könnte zu einer Dauerlösung werden, da hier keine Gefahr bestehe, das Johannisfeuer wegen Waldbrandgefahr absagen zu müssen.