Viele ortsbildprägende Gebäude. Eine stattliche Anzahl an Denkmälern. Und eine typisch dörfliche Struktur, bei der die Nebengebäude wie die Scheunen nicht vergessen werden dürfen. In Reckendorf wurde das Kommunale Denkmalkonzept vorgestellt. Das zeigt auch, wo Schwerpunkte liegen sollten, um die historische Struktur zu erhalten.
Christiane Reichert vom Büro „Reichert Stadt- und Denkmalpflege“ war am 12. Mai 2021 im Gemeinderat in Reckendorf zu Gast und stellte das von ihrem Büro ausgearbeitete Kommunale Denkmalkonzept erstmals in der Öffentlichkeit vor. Bürgermeister Manfred Deinlein führte in die Thematik ein. „Wir haben in Reckendorf viele Schätze – sind aber so vertraut mit ihnen, dass wir sie nicht mehr sehen. Ich freue mich daher, dass der Gemeinderat entschieden hat, ein Denkmalkonzept erstellen zu lassen.“ Die Bürgerinnen und Bürger, aber auch die politisch Verantwortlichen bekämen so ein Instrument, um zu sehen, wie hoch der historische Reichtum wirklich ist.
Wie die Erstellung eines Kommunalen Denkmalkonzeptes funktioniert, erklärte anschließend Christiane Reichert. Am Anfang stünden Erfassung, Analyse und Dokumentation. Das sei nun bereits geschehen. Daraus abgeleitet werden müsste anschließend ein Denkmalpflegeplan mit Zielen und Leitlinien. Auf das Konzept selbst ging Reichert anhand vieler Bilder und der „Karte der denkmalpflegerischen Interessen“ ein. Diese zeigt, welche Gebäude unter Denkmalschutz stehen, welche ortsbildprägend und erhaltenswert oder strukturprägend sind. „Wichtig ist, dass der Blick nicht nur den Baudenkmälern gilt“, so Reichert. Da Reckendorf aus verschiedenen Siedlungsgebieten zusammengewachsen sei, fänden sich auch um den Ortskern herum, etwa in der Seitenbachstraße, ortsbildprägende Häuser. Und: „Reckendorf hat eine typische dörfliche Struktur. Zu der gehören auch Höfe und Scheunen. Ohne die wäre Reckendorf wie ein Vorort von Berlin und damit austauschbar.“ Ein besonderer Fokus gelte dem „Kirchplatz“. Der sei früher einmal ein wirklicher zusammenhängender Platz gewesen, heute teile ihn die Hauptstraße. „Seine Wirkung geht dadurch leider verloren.“
Ein Auszug aus der Präsentation von Christiane Reichert zeigt die Karte der denkmalpflegerischen Interessen. Neben Denkmälern gibt es in Reckendorf viele ortsbildprägende Gebäude. Quelle: Reichert Stadt- und Denkmalpflege
An der Grenze zum Denkmal
Gemeinderat Gerhard Pförtsch (CSU) sprach das bereits in mehreren Sitzungen thematisierte Anwesen „Bahnhofstraße 4“ an und fragte, was Reichert der Gemeinde raten würde. „Ich kann das politisch nicht für sie entscheiden, muss aber eine Lanze für historisch wertvolle Gebäude brechen. Das Gebäude, in dem die jüdische Familie Hellmann zu Hause war, ist aus geschichtlicher Sicht auf jeden Fall erhaltenswert und befindet sich an der Grenze zum Denkmal.“
Das Kommunale Denkmalkonzept soll Reckendorf nun in Zukunft helfen, Maßnahmen zu koordinieren und bei Bauanträgen den betroffenen Bereich besser analysieren zu können. Nach der Sitzung wird es nun den Entwurfsstatus verlassen und damit bald als fertige Version vorliegen.
Das Anwesen „Bahnhofstraße 4“ in Reckendorf. Foto: Adelheid Waschka
Bei einer Gegenstimme wurde im folgenden Tagesordnungspunkt die Gestaltungs- und Erhaltungssatzung der Gemeinde fortgeschrieben. Beschlossen wurde auch, die Ladesäulen für Elektroautos auszuwechseln (zwei Gegenstimmen). Dies war notwendig geworden, da die aktuellen Säulen nicht eichrechtkonform sind. Dank eine Förderprogramms kommen auf die Gemeinde maximale Kosten von rund 3.000 Euro für vier Ladepunkte (je zwei pro Säule) zu. Die bisherige Technik könnte dann für gemeindliche Zwecke, wo keine Eichung nötig ist, Verwendung finden und soll eingelagert werden.
Kneipp, Treppenlift, Engstelle
Für die neu gegründete Reckendorfer Energiegesellschaft REGe mbH bestellte der Gemeinderat mit Hartwig Pieler (CSU), Markus Sippel (WBFW) und Christian Zweig (SPD) die Verwaltungsräte. Bürgermeister Manfred Deinlein ist „geborener“ Verwaltungsrat. Knapp (acht zu sieben Stimmen) wurde der Errichtung eines Kneippbeckens zugestimmt. Das letzte Kostenangebot, das noch aktualisiert werden muss, lag bei rund 25.000 Euro. Voraussichtlich 18.000 Euro oder mehr, was noch zu klären ist, könnte die Gemeinde als Förderung wiederbekommen. Ins „Haus der Kultur“ soll zudem ein Treppenlift eingebaut werden. Die notwendigen Prüfungen und Förderanträge sollen nun angegangen werden (eine Gegenstimme).
In seinem Kurzbericht informierte Deinlein über einen Termin mit dem Straßenbauamt in Sachen Verbreiterung des Gehweges entlang der Hauptstraße. Favorisiert werde dabei die Erstellung einer Engstelle, was mit Kunststoffelementen demnächst erprobt und gutachterlich begleitet werden soll. Die Corona-Schnellteststelle werde gut angenommen, die Zusammenarbeit mit Gerach sei sehr gut. Zusammen könne man an sechs Tagen zurzeit sieben Testzeiten anbieten.
Nicht behandelt wurde der Tagesordnungspunkt „Vertragsangelegenheiten – Abschluss einer Vereinbarung mit dem Wasserzweckverband Reckendorfer Gruppe über die Wasserentnahmestelle am Sportplatz“. Eine Abstimmung über die Absetzung von der Tagesordnung gab es nicht.
Titelbild: Reichert Stadt- und Denkmalpflege