Für für Kämmerin Doris Müller galt es, den Haushalt 2019 der Gemeinde Reckendorf vorzustellen – und zwar laut Anregung von Bürgermeister Manfred Deinlein in zwei Varianten: einmal mit und einmal ohne zinsverbilligtes Darlehen in Höhe von 76.000 Euro für die Neuschaffung von Mietwohnungen im Rathaus Reckendorf (Haushaltsansatz: 151.000 Euro/davon 40.000 Euro Förderung). Darüber wurde lange diskutiert.
Dieses Darlehen sei bereits in den Haushaltsvorberatungen vom Finanzausschuss abgelehnt worden, und so hätte auch er, der Bürgermeister, zunächst dagegen gestimmt. Allerdings wollte er nach reiflicher Überlegung diesen „Zuschuss“ noch einmal zur gesamten Diskussion stellen: Er sei zwar zweckgebunden, man müsse ihn aber nicht in Anspruch nehmen. Und so wurde auch intensiv darüber debattiert: „Will man sich tatsächlich die Option offenlassen, um einen Joker ziehen zu können“, so stellte Falko Badura (SPD) in den Raum, worauf Thomas Stößel (WBFW) anfügte, dies „sei eine ‚Milchmädchenrechnung‘, denn es handelt sich nicht um einen „Zuschuss“, sondern um ein „zinsverbilligtes Darlehen“. Und man habe ja schon jüngst einen Kredit für das neue Baugebiet aufgenommen, dass getilgt werden müsse. Hinzu kämen die Umlagekosten für die Schulsanierung in Baunach (12 Millionen Euro), die gestemmt werden sollen (Schulverbandsumlage 2019: 169.765,78 Euro; ca. 1.715 Euro/pro Schüler, derzeit 99 Reckendorfer von 412 Schülern insgesamt).
Auch Gemeinderat Jürgen Baum(WBFW) verstand „das Nachkarten“ nicht, immerhin habe man bereits von einer „Luxussanierung“ abgesehen. Zweiter Bürgermeister Erwin Wahl (CSU) erinnerte jedoch daran, dass das Darlehen „zweckgebunden“ sei, und es gut wäre, „etwas in der Hinterhand zu haben“. Hierauf antwortete Gemeinderat Hartwig Pieler (CSU), er sehe darin die Gefahr, dass man aufgrund des „Puffers“ denken könne, „wir haben es ja“. Ludwig Blum und Gerhard Pförtsch (beide CSU) sahen es als dringliche Aufgabe, „Schulden abzubauen“; und so verlief die nachfolgende Abstimmung auch nach ihrem Wunsch. Mit sieben zu sieben Stimmen wurde der Antrag von Bürgermeister Deinlein abgewiesen – bei Stimmengleichheit gilt ein Antrag als abgelehnt.
Einer Meinung zeigten sich die Gemeinderäte hingegen am Ende der Haushaltsvorstellung durch Kämmerin Doris Müller: Die Haushaltssatzung mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 3.466.200 Euro (Verwaltung) und 2.402.500 Euro (Vermögen) wurde einstimmig erlassen und tritt rückwirkend zum 1. Januar 2019 in Kraft. Dabei reduziert sich der Schuldenstand der 2.017 Einwohner von 2.030.206 Euro (Stand 1.1.2019) auf 1.868.376 Euro zum 1. Januar 2020. Dies entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung in Höhe von 926,31 Euro (Landesdurchschnitt: 651 Euro).
Die wichtigsten Investitionen im Jahr 2019
Als Investitionen stehen die Maßnahmen zur Erweiterung des Baugebietes „Knock“ (405.000 Euro) und die Planung zur Sanierung der Steinernen Baunachbrücke (30.000 Euro) an. In das Leichenhaus müssen Kühlzellen eingebaut werden und der Friedhof erhält eine Urnengrabanlage (190.000 Euro). Der neue Mannschaftstransportwagen der Feuerwehr kostete 66.000 Euro. Auf der Schule und am Alten Kindergarten (Kinderhort) wird eine Photovoltaik-Anlage eingeplant. Für die Fortsetzung der Ortsgeschichte werden 15.000 Euro eingestellt. Die Kirchturmsanierung sowie die Zuwendung zum Pfarr- und Jugendheim benötigen 49.000 Euro aus dem Etat. Für die Jugend wird eine Skateranlage mit 40.000 einkalkuliert, wobei der Caritasverein e.V. sich zur Hälfte daran beteiligen möchte. Als größte Posten stehen der Erwerb des Lechner-/Stolbinger-Areals mit 375.000 Euro, die Sanierung der Bahnhof-/Friedenstraße mit 117.000 Euro (2019) sowie 267.000 Euro (2020), der Radweg Laimbach-Gerach mit 101.300 Euro und die Abwasserbeseitigung mit 341.000 Euro in naher Zukunft an.
Da die Grundsteuersätze A und B von 420 auf 400 v.H. herabgesetzt wurden, sind hier die Einnahmen auch geringer anzusetzen. Erschwerend kommen fehlende Gewerbesteuereinnahmen aufgrund einer Insolvenz hinzu, so dass die nach dem Ertrag vom Vorjahr veranschlagten 390.000 Euro wohl nicht erreicht werden können. Schlüsselzuweisung und Kreisumlage halten sich knapp die Waage. Die Personalkosten werden mit 402.700 Euro und die VG-Umlage für Reckendorf auf 193,31 Euro pro Einwohner beziffert (Vorjahr: 173,24 Euro), insgesamt 390.109 Euro.
Die Steigerung dieses Postens innerhalb der letzten fünf Jahre um mehr als 60 Prozent (2014: 242.484 Euro) erklärte Kämmerin Doris Müller auf Nachfrage mit gestiegenen EDV-Kosten und gesetzlichen Erfordernissen in Bezug auf EWO, DSGVO, Sicherheitskonzepten etc. Die immer höheren Anforderungen würden die Ausgaben für die VG auch in Zukunft weiter anwachsen lassen.
Um zukünftig ein neues Gewerbegebiet zwischen der Schreinerei Müller (Knockäcker) und der Ziegelei Götz erschließen und damit höhere Gewerbesteuereinnahmen erhalten zu können, wurde schließlich noch die Änderung des Regionalplans Oberfranken West beantragt, welcher genanntes Gebiet vor Jahrzehnten als „Vorrangfläche zur Sicherung und Gewinnung von Bodenschätzen“, nämlich für den Tonabbau, ausgewiesen hatte. Die Grenze soll 130 Meter westlich der Bundesstraße B 279 verlaufen. Auch hier stimmte das Gremium einvernehmlich zu.
Zwischen der Schreinerei Müller …
… und der Ziegelei Götz möchte die Gemeinde Reckendorf neue Gewerbeflächen erschließen.
Sonstiges – Kurzbericht des Bürgermeisters
Nach Beginn der Arbeiten am Leichenhaus ist eine Fertigstellung für Ende August geplant. Ab Juli – zu Beginn des neuen Quartals – wird es in Reckendorf eine Arztpraxis als Filiale geben, die aus wirtschaftlichen Gründen erst halbtags öffnen wird. Je nach Bedarf kann sich die Öffnungszeit verlängern; die Genehmigung der Kassenärztlichen Vereinigung wurde Anfang April erteilt. Die Erstellung des Kernwegenetzkonzeptes wurde an das Büro Stubenrauch vergeben (Abschluss Mai/Juni 2020).
Die Auftaktveranstaltung zum Kommunalen Denkmalkonzept (Christiane Reichert) fand am 8. Mai statt. Das Hauptthema war die Nutzung des Stolbinger-/Lechner-Anwesens. Zu einer ISEK-Expertenrunde für Nachbarschaftshilfe wird in Kürze eingeladen.
Bezüglich der Querungshilfe auf Höhe „Bergweg“ am südlichen Ortsausgang wird demnächst die konkrete Planung vorgestellt. Für die im Zuge dieser Arbeiten vorgesehene Sanierung des Kanalsystems wurden 91.000 Euro in den Haushalt aufgenommen.
Am 1. Juni 2019 findet um 12.00 Uhr die Segnung des Caritas-Spielplatzes durch Dekan Stefan Gessner statt, woran sich eine kleine Feier anschließt.