ICE-Baustelle beendet: Bahn stellt am 10. Dezember ihren Fahrplan um

Der 10. Dezember 2017 dürfte ein wirklich historisches Datum sein: Die Deutsche Bahn führt, wie immer im Dezember, einen Fahrplanwechsel durch – diesmal aber ist alles anders. Denn ab dem 10. Dezember ist die ICE-Neubaustrecke in Betrieb. Für Pendler ergeben sich zudem einige Vorteile (aber auch Nachteile) bei den Regionalzügen. Wir ziehen ein Fazit …

„Mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember profitieren viele Reisende von der größten Angebotsverbesserung in der Geschichte der Deutschen Bahn (DB)“, schreibt die Deutsche Bahn in einer Pressemitteilung zum Fahrbahnwechsel. Der Freistaat Bayern sei einer der Hauptprofiteure von der Eröffnung der neuen Schnellfahrstrecke München – Berlin. Vom Sprinter-ICE, der die Reisezeit zwischen München und Berlin um zwei Stunden auf dann 3:55 Stunden verkürzt, hat der Landkreis Bamberg freilich nichts, denn die Züge halten nicht in Bamberg. 

Im Regionalverkehr bringt der neue Bahnfahrplan für Reisende aber einige Verbesserungen mit sich. Am Beispiel Zapfendorfs lässt sich das leicht zeigen: Wer von Zapfendorf nach Bamberg fahren will, bekommt mit dem neuen Fahrplan an Wochentagen 30 Direktverbindungen (bisher 23), für die Rückfahrt stehen 29 Direktverbindungen (bisher 25) zur Verfügung. Insbesondere mehr Züge für Pendler dürften für Entlastung sorgen. Kleines Manko: Die Züge, die nur zehn Minuten von und nach Bamberg unterwegs sind, gibt es nicht mehr. Im Regelfall dauert eine Fahrt nun 12 oder 13 Minuten. Die Neubaustrecke an sich bringt aber für die Zapfendorfer, Ebinger und Breitengüßbacher wenig. Denn die neuen Schnellzüge des Franken-Thüringen-Express zwischen Bamberg und Coburg (Fahrzeit 23 Minuten), die auf der Neubaustrecke fahren, halten hier nicht. Wer Richtung Coburg pendelt, hat somit keine nennenswerten Vorteile.


Breitengüßbach ist von Lärmschutzwänden durchzogen …

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Zwei Jahre lang wurde fast rund um die Uhr gebaut

Gebaut wurde an der neuen Strecke seit 2014. In der Nachrichten-am-Ort-Region ging es in Unterleiterbach los, wo ein Überholbahnhof entstand. Im Herbst 2015 startete dann der Hauptteil der Arbeiten – und die meisten Bewohner des nördlichen Landkreises dürften durch Straßensperrungen und den Schienenersatzverkehr während der Vollsperrung der Bahnstrecke so richtig auf die Baustelle aufmerksam geworden sein. Besonders betroffen: Zapfendorf. Die Staatsstraße Richtung Unteroberndorf, die nur noch einspurige Autobahn, weggefallene Bahnübergänge – viele Umwege waren nötig. Auch für Breitengüßbach bedeutete die Baustelle lange den Verzicht auf die Überführung in der Ortsmitte, eine Behelfsbrücke im Süden sorgte für Entlastung.

Nicht vergessen werden dürfen die Anwohner, ebenfalls besonders in Breitengüßbach und Zapfendorf, die von Baustellenfahrzeugen direkt vor ihrer Haustür und dem zugehörigen Baulärm und Dreck betroffen waren. Klar gab es hier und da grenzwertige Belastungen, insgesamt zeigt sich nach zwei Jahren Baustelle aber ein vernünftiges Bild – in vielen Gemeinderatssitzungen war mit schlimmeren Auswirkungen gerechnet worden. Auch zu übermäßigen Verkehrsproblemen kam es nicht, auch wenn Pendler auf der A73 einen nahezu täglichen Stau über sich ergehen lassen mussten. Zu keiner Zeit hätte es sich für einen Zapfendorfer gelohnt, den Umweg über Scheßlitz nach Bamberg zu nehmen.

Seit einigen Monaten durchziehen nun Lärmschutzwände die beiden Gemeinden Breitengüßbach und Zapfendorf. Auch wenn die Wünsche nach moderneren Schallschutzmaßnahmen (niedrigere Mauern etc.) nicht erfüllt wurden: Im Vergleich zur Situation vor dem Ausbau hat sich für fast alle Anwohner etwas verbessert. Nun gilt es, die Bereiche rund um die Bahnstrecke zu gestalten, bevor das die Graffiti-Sprayer übernehmen. Wobei: An einigen Stellen in Breitengüßbach und Zapfendorf waren die schneller. Selbst auf dem Überwerfungsbauwerk bei Unteroberndorf sind von der Autobahn aus bereits Graffitis zu sehen.


Wie hier in Zapfendorf entdecken momentan Graffiti-Sprayer die Lärmschutzwände für sich.


Typisch Bahnumfeld: Im Aufzug am Haltepunkt Zapfendorf finden sich schon anzügliche Zeichnungen.

Viel erreicht, aber auch viele Chancen liegengelassen

Fazit: Der Bahnausbau hat für die Region einen guten Lärmschutz und auch verbesserte Zuganbindungen gebracht. Die Haltepunkte sind nun barrierefrei zu erreichen – Aufzüge und Rampen sorgen für eine deutliche Verbesserung zu früher. Einige Baustellen sind noch immer nicht beendet – etwa die Ersatzmaßnahme für den Bahnübergang in der Zapfendorfer Ortsmitte, also die Brücke im Norden mit Anbindung an die Mainstraße. Oder auch das neue Spielfeld für den SV Zapfendorf, der durch diese Brücke seinen Hauptplatz verlor. Und auch die Staatsstraße zwischen Zapfendorf und Unteroberndorf war zum Zeitpunkt, als dieser Artikel erstellt wurde, noch immer nicht wieder für den Verkehr geöffnet.

Und: Der Bahnausbau hinterlässt auch verpasste Chancen. Etwa den nach wie vor fehlenden Radweg zwischen Zapfendorf und Unteroberndorf – den will das Staatliche Bauamt Bamberg zwar noch errichten, schlauer wäre aber mit Sicherheit eine Kombination mit der aktuellen Baustelle gewesen. Oder die Ertüchtigung der Unteroberndorfer Straße, die sich nach wie vor in keinem guten Zustand präsentiert. Oder auch den zeitgleichen Bau der Westtangente, die als Umgehungsstraße für Zapfendorf dienen soll. Die Bagger werden in der Region daher auch in nächster Zeit noch weiterrollen, selbst wenn der ICE nun endlich fährt.

 

Dieser Artikel ist der dritte und letzte Teil unserer Serie zum Bahnausbau. In Teil 1 beschäftigten wir uns mit dem Faktor Zeit – wie hätte mit besserer Planung Zeit und Geld gespart werden können? In Teil 2 ging es darum, was sich die Gemeinden hart erstreiten mussten – nicht immer war die Bahn ein einfacher Verhandlungspartner …

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Ein Kommentar

  1. Viele Chancen liegengelassen oder verpasste Chancen:
    Der Radweg an der Staatsstraße zwischen Zapfendorf und Unteroberndorf ist das letzte noch fehlende Teilstück des Radweges zwischen Bamberg und Lichtenfels in den Gemeinden Breitengüßbach, Rattelsdorf und Zapfendorf. Es ist aufgrund der Enge der Trasse zwischen Bahnstrecke und Staatsstraße in einer Hanglage auch das ingenieurtechnisch anspruchsvollste. Alle Bemühungen in den vergangenen Jahrzehnten, auch die Einschaltung der örtlichen Abgeordneten und Forderungen der Gemeinderäte, zuletzt einer Realisierung des Lückenschlusses im Zuge der ICE Baustelle, sind daran gescheitert. Die Bahn (bzw. der Bund als Bauherr der Trasse) hätte eine anteilige Beteiligung an den Kosten für die nun mittels Bohrpfahlwand realisierte Verlegung der Staatsstraße in mehreren Millionen € gefordert hätte. So erschien es der bayerischen Straßenbauverwaltung wirtschaftlicher und sinnvoller die ICE Baustelle abzuwarten um jetzt im Anschluss mit einem Bruchteil der Kosten den Lückenschluss des Radweges zu realisieren. Hier ist jetzt die Zusammenarbeit aller drei Gemeinden notwendig, damit das Projekt realisiert wird. Es soll ja im entsprechenden bayerischen Förderprogramm bereits aufgenommen sein.
    Leider konnte auch keine Einigung der Kostenteilung bei der Westtangente zwischen dem Markt Zapfendorf und Bahn erzielt werden, denn auch dort lagen die Vorstellungen, wie auch bei allen anderen noch offenen Problemen, zu weit auseinander. Sicherlich war auch der Zeitdruck nicht dienlich für Ziel führende Verhandlungen. Der Markt Zapfendorf ist dabei bei auf genehmigte Fördermittel angewiesen und die Bahn holt sich das Geld zum Streckenausbau vom Bund und muss sich so alle Ausgaben vom Eisenbahnbundesamt genehmigen lassen.
    Wie langsam und schwer sich in unserer heutigen Bürokratie etwas bewegt sieht man daran, dass selbst nach monatelanger Fertigstellung der Staatsstraße zwischen Zapfendorf und Unteroberndorf die überfällige Verkehrsfreigabe auf sich warten lässt. Sollte es wirklich stimmen, dass man während der zwei Jahren Sperrzeit keine Zeit fand ein abgestimmtes Beschilderungskonzept zu erarbeiten und die Kostenübernahme dafür zu klären?
    Man muss aber auch die Leistungen würdigen, die von allen Beteiligten abgefordert wurden. Wenn schon die Trasse nicht verhindern werden konnte, wurde doch viel geleistet und hat man doch viel erreicht. Wie im Artikel richtig geschrieben, hat sich für die Gemeinden und viele Anwohner auch einiges verbessert. Und schlauer sind meist nur die, die nicht um vernünftige Lösungen mitgerungen haben und die Hintergründe nicht kennen.

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