Im Titelbild: Der Rübenwaschplatz mit Klettermöglichkeiten war am Eröffnungstag bereits sehr beliebt.
Bei schönstem Sonnenschein erfüllte die „neue Ortsmitte“ zum Tag der Städtebauförderung alle Voraussetzungen zum diesjährigen Mottos „lebendige Orte, starke Gemeinschaft“. Auf dem Platz hinter Rathaus und Kirche herrschte bereits wuseliges Treiben, als Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder an die Zeit vor 50 Jahren erinnerte, als der Güßbach kanalisiert wurde, und sich das Ortsbild vollkommen verändert hat.
Mit Beginn der städtebaulichen Freiraumplanung im Jahr 2016 entwickelte sich 2019 der Gedanke, die Ortsmitte zu einem multifunktionalen Platz zu gestalten. Im Rahmen und mit Mitteln der Städtebauförderung konnte die Umsetzung des Projektes im September 2022 beginnen. Jetzt nach etwas mehr als zweieinhalb Jahren konnte das gelungene Ergebnis den Bürgern vorgestellt und übergeben werden.
Mit dem ökumenischen Segen und der Weihe durch Pastoralreferentin Christine Goltz, Katholischer Seelsorgebereich Main-Itz, und Pfarrer Andreas Schlechtweg, Evangelische Kirchengemeinde, wurde die Feier gebührend begonnen. Der Geistliche erinnerte an die Worte aus dem Markusevangelium (2,27), dass „der Sabbat um des Menschen willen geschaffen ist, nicht der Mensch um des Sabbats willen“, so müsse auch dieser Platz verstanden werden. Zuvor hatten die Bürger aufgrund der Bauarbeiten viel Einschränkungen und Umwege in Kauf zu nehmen, „Jetzt sei er für die Menschen da!“ Man soll hier miteinander ins Gespräch kommen, es soll Freundlichkeit herrschen, und der Platz soll gut behandelt werden. Der anschließende Weiheaktes ging über die Fußgängerbrücke und zum Spielplatz am Bachbett.
Während die Erste Bürgermeisterin die Ehrengäste begrüßte, freute sie sich sichtlich, dass sechs Bürgermeister aus den Nachbargemeinden und Bürgermeisterin Regina Wohlpart aus Viereth-Trunstadt gekommen waren, um sich das Ergebnis anzuschauen und mit zu feiern. Reinfelder sagte auch Dankeschön an die Gewerbetreibenden im Umfeld, die nun hoffentlich wieder Stabilität und Wachstum erfahren – und besonders an die Firma HTS Frankenbau, die mit der Baustelle punktgenau zum Tag der Städtebauförderung fertig geworden war, mit hoher Qualität und im Kostenrahmen. Landrat Hans Kalb testierte sie eine gute Zusammenarbeit mit dem Hinweis: „Wir können voneinander lernen!“
Ehrengäste und Planer mit Blick auf den Wasserspielplatz in der „Neuen Mitte“. Von links: Landschaftsarchitekt Stefan Grieger (Berlin), Bauamtsleiter Markus Schmitt (Breitengüßbach), Bürgermeister Hans-Jürgen Scheerbaum (Rattelsdorf), Landschaftsarchitekt Norman Harzer (Berlin), Landrat Hans Kalb (Bamberg), Bürgermeister Roland Kauper (Scheßlitz), Erste Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder (Breitengüßbach), Bürgermeisterin Regina Wohlpart (Viereth-Trunstadt), MdB Emmi Zeulner, Bereichsleiter Bernd Endres (Bayreuth), Bürgermeister Klaus Homann (Hirschaid), Bürgermeister und stellvertretender Landrat Johannes Maciejonczyk (Burgebrach), Bürgermeister Thomas Söder (Hallstadt), Zweiter Bürgermeister Alexander Porst und Dritte Bürgermeisterin Karin Schneiderbanger-Vogt (beide Breitengüßbach)
Ortskern entsiegelt, Bach wieder sichtbar
Es folgte der Dank an alle beteiligten Menschen, vor allem an die Nachbarschaft, welche diese zweieinhalb Jahre viel Geduld aufbringen musste, die Verwaltung und die Kirchenstiftung St. Leonhard, die beiden Bürgermeister und den Gemeinderat, welche die ersten und folgenden Schritte mittrugen. Hervorgehoben wurde die besondere Leistung von Bauamtsleiter Markus Schmitt, der – wie er auch selbst bescheiden zugab – jeden Stein am Bachbett einzeln kannte. Er koordinierte die Planungsleistungen und die ausführenden Gewerke, wobei er stets den Bauleitplan und mit Kämmerin Silke Hümmer auch die Kosten im Blick behielt.
In einer Interviewrunde wurde das vielseitige Planungsteam vorgestellt, welches in kurzen Zügen seine Aufgaben vorstellen durfte. Projektmanagerin Edith Obrusnik erinnerte an die ersten Jahre der Bürgerbeteiligung, durfte sie doch seit August 2017 die Gemeinde auf ihrem Weg zur neuen Ortsmitte begleiten. Landschaftsarchitekt Normen Harzer bezog sich auf den geschichtlichen Aspekt, dass man den Ortskern wieder entsiegeln und den Bach sichtbar machen wollte. Dort, wo der Bach nicht geöffnet wurde, zeigen Stauden, die blau blühen, seinen ursprünglichen Verlauf an. Diana Felber erklärte die Gestaltung des Pavillons mit barrierefreiem WC als „bunte Perle“ mit Pastellfarben und Erdtönen, wobei das kupferne Dach sich an das Pfarrkirchendach anlehne. Und Tanja Potrykus beschrieb den auf drei Ebenen konzipierten Spielplatz mit Rübenwaschplatz. Mittels schwenkbarem Rübenaufzug und Bürste zum Schrubben kann der einstmalige historische Brauch spielend nachempfunden werden. Deshalb erhielt Bürgermeisterin Reinfelder von der Spielplatzplanerin nicht einen „goldenen Schlüssel“, sondern mit Augenzwinkern einen Handbesen, damit der Spielplatz von der Gemeinde zukünftig instandgehalten werden könne.
„Alles schön – wunderbar“, so lautete der Zwischenruf und das Lob einer Seniorin, welche den offenen Dorfbach und die Kanalisierung des Güßbachs wohl noch in guter Erinnerung hatte.
Städtebauförderung ist ein Segen
Bereichsleiter Bernd Endres von der Regierung Oberfranken, der den Regierungspräsidenten vertrat, war über das Arbeitsergebnis höchst überrascht, hatte er doch bei Anmeldung der Gemeinde zum diesjährigen Tag der Städtebauförderung geäußert: „das schafft ihr doch nie!“ Bürgermeisterin Reinfelder konterte: „Doch!“ – und so war die Wette „um ein Eis“ entstanden, die aus dem Anlass der rechtzeitigen Fertigstellung vom Gemeindeoberhaupt gewonnen wurde.
Die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner zollte der Arbeit von Handwerk, Verwaltung und Bauhof Respekt und Anerkennung. Als Vorsitzende des Bezirksverbands von Oberfranken für Gartenbau und Landespflege, freue es sie besonders, dass es in Breitengüßbach einen tatkräftigen Ortsverein gibt, der sich intensiv um die neuen Stauden kümmern werde. Landrat Hans Kalb überbrachte die Grüße vom Bauminister aus Litzendorf anlässlich des selben Anlasses und erklärte: „Die Städtebauförderung sei eine Segen für den Landkreis!“
Davon konnte sich die Ehrengäste im Anschluss an den offiziellen Teil bei einem Rundgang zum Spielplatz mit Rübenwaschplatz alle selbst ein Bild machen.
Der letzte Weg führte Bernd Endres zum Eisstand, um seine Wettschulden gegenüber der Bürgermeisterin zu begleichen: Breitengüßbach hatte die Umsetzung rechtzeitig zum Fest geschafft!
Bereichsleiter Städtebau Andreas Endres (Bayreuth) mit Erster Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder beim Einlösen seiner Wettschuld, rechts: MdB Emmi Zeulner
Hintergrund:
Ausgangslage für die hohe Förderung mit 80 Prozent ist die Aufnahme in ein Sonderprogramm, welches die von Beginn an rege Bürgerbeteiligung belohnt hatte. Unter anderem ist der Verein „Güßbach BeREIT“ entstanden, der die Gemeinde bei den einzelnen Projektabschnitten begleitet und beim Fest über seine Tätigkeit informierte.
Neben der Erneuerung von Kanal und Wasserversorgung mit Kosten in Höhe von 1,6 Millionen Euro werden die Projektkosten der „Flächenentsiegelung mit Bachöffnung“ die geplanten 4,3 Millionen Baukosten nur knapp überschreiten. Das Land Bayern hat seinen Förderanteil auch auf die Mehrkosten zugesichert, so dass der Eigenanteil garantiert bei 20 Prozent liegt.
Dank ging auch an die beteiligte Firmen: Planungsmanagerin Edith Obrusnik aus Bamberg; Wettbewerbsgewinner 2019, das Planungsbüro Grieger + Harzer + Dvorak, Landschaftsarchitekten aus Berlin; Diana Felber – transit Architektinnen aus Leipzig; Tanja Potrykus – „con Ta Po Spiel Plätze“ aus Bamberg; HTS-Frankenbau GmbH & Co. KG aus Sulzdorf a. d. Lederhecke sowie den ortsansässigen Handwerksbetrieben bzw. Firmen aus den Nachbargemeinden.
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