Während die Vertreter der Deutschen Bahn in Breitengüßbach ihre Planungen für den Ausbau der Bahnstrecke zwischen Hallstadt und Zapfendorf im Rahmen einer Informationsveranstaltung zeigten, fand die Präsentation in Rattelsdorf in der Gemeinderatssitzung vom 20. August statt. Wichtigstes Thema war dabei der Bahnsteigzugang in Ebing. Denn mit Fahrrädern und besonders Kinderwagen wird es nahezu unmöglich sein, die sieben Meter hohe Überführung zu queren.
Ein Projekt nicht nur für die nächsten 20, sondern für 60 oder 80 Jahre. Bürgermeister Bruno Kellner machte zu Beginn der Sitzung direkt klar, wie bedeutend die Einschnitte durch den Ausbau der Bahnstrecke wirklich sind. Die Ortschaft Rattelsdorf ist zwar nicht direkt betroffen, dafür umso mehr Ebing. 600 Meter liegen zwischen Ort und Gleisen, der bisherige Bahnübergang wird verschwinden, ebenso wie das Bahnhofsgebäude. Am „Haltepunkt Ebing“ erinnert nach dem Umbau nichts mehr an einen typischen Bahnhof, lediglich ein Bahnsteig wird den Zugang zu den Zügen ermöglichen.
Da die beiden ICE-Gleise im Westen, also näher an Ebing liegen, müssen diese, um zu den Regionalgleisen zu gelangen, überwunden werden. Dies geschieht nach aktueller Planung durch eine Fußgängerüberführung mit Schieberampen für Fahrräder. Durch die Höhe von fast sieben Metern könnte diese zum unüberwindbaren Hindernis für Kinderwägen, Rollstuhlfahrer und Fahrradwanderer mit schwerem Gepäck werden. Auch eine Unterführung an gleicher Stelle ist keine echte Alternative. Denn aus Platzgründen ist es kaum möglich, lange Rampen unterzubringen. Somit würden hier Treppen fünf Meter in die Tiefe führen. Gemeinderat und Zweiter Bürgermeister Otto Schobert (Ebinger Liste) schlug vor, die Unterführung mit Zugangsrampen bogenförmig zu bauen, um den vorhandenen Platz besser ausnutzen zu können. Michael Dotterweich, Bauleitplaner des Landkreises Bamberg, der zur Sitzung anwesend war, hielt es für sinnvoll, eine Geh- und Radwegeverbindung zwischen Ebing und der Staatsstraße zwischen Unteroberndorf und Zapfendorf herzustellen. Er sah aber auch das Problem der Rampenlänge. Eine Unterführung mit Treppen würde der Landkreis mit großer Wahrscheinlichkeit nicht fördern, so dass die Kosten alleine bei der Gemeinde verblieben. Die Bahn kalkuliert für die Überführung 700.000 Euro, für die Unterführung 1,6 Millionen Euro Bruttokosten. Der notwendige Schutz vor Grund- und Hochwasser macht eine Unterführung in diesem Bereich somit deutlich teurer.
Die von der Bahn gezeigte Grafik illustriert, wie es einmal rund um den Ebinger Bahnhof aussehen soll
(zum Vergrößern anklicken).
Auf mehr als einem Kilometer wird der Main verlegt und renaturiert
Auch die Mainbrücke bei Ebing muss im Rahmen der Baumaßnahmen abgerissen und neu aufgebaut werden, da sie in einem schlechten Zustand ist. Ein Kreisverkehr wird zwischen Brücke und Gleisen dann das „Abbiegen“ in Richtung Zapfendorf ermöglichen, wo südlich des Unternehmens „Solar Ebitsch“ eine Unterführung für den Straßenverkehr entstehen wird. Die Ebinger müssen also Umwege in Kauf nehmen, um künftig zur Staatsstraße zwischen Unteroberndorf und Zapfendorf zu gelangen.
Ein Thema war auch die Verlegung der Mainschleife bei Ebing, die von den Bahnplanern bei der Infoveranstaltung in Breitengüßbach am 27. Juni 2013 bereits detailliert vorgestellt worden war. Auf einer Länge von 1,2 Kilometern wird der Main renaturiert, damit die zwei zusätzlichen Gleise für den ICE-Verkehr Platz finden. Außerdem sprachen die Planer den Schallschutz an. Da Ebing 600 Meter von der Strecke entfernt ist, wird es keine Lärmschutzwände geben. Stattdessen setzt die Bahn auf die Schallschutzmaßnahme „Besonders überwachtes Gleis“ (BüG) – die Gleise werden also häufiger als andere kontrolliert und abgeschliffen, wodurch die Lärmbelastung um drei Dezibel sinken soll. Nach Angaben der Planer soll sich der künftige Bahnlärm subjektiv nicht vom jetzigen unterscheiden, auch wenn nahezu die doppelte Anzahl an Zügen fahren wird. Der Ebinger Campingplatz gilt hingegen als Mischgebiet, somit sind hier höhere Grenzwerte erlaubt.
Dorferneuerung light und Mandatsniederlegung
In einem weiteren Tagesordnungspunkt beschloss der Gemeinderat bei einer Gegenstimme, den Dorfplatz Höfenneusig aus der Dorferneuerung Höfen herauszunehmen. Dies hatten die Grundstückseigentümer und Anlieger per Unterschriftenliste beantragt. Gemeinsam mit ihnen soll demnächst über eine „Dorferneuerung light“ entschieden werden, die nur die Neugestaltung von Randbereichen sowie die Neuasphaltierung der Straße vorsieht.
Positiv beschieden wurde der Antrag von Marktgemeinderat Siegbert Tscherner (Ebing) auf Niederlegung seines Mandats. Neuigkeiten gibt es auch von der Arbeitsgruppe Spielplätze: Hier steht die Entscheidung aus, welche Spielplätze im Gemeindebereich mit Tischen und Bänken ausgestattet werden sollen. Die Überarbeitung des Medlitzer Spielplatzes soll zeitnah erfolgen.
Johannes Michel. Grafiken: Deutsche Bahn