Ein Brauner Matapfel für die Streuobstwiese

Uwe Hoff legte den Gästen ein Blatt auf den Tisch. Fünf Apfelsorten durften dann verkostet werden – und die Aufgabe war, sie zuzuordnen. Nicht nach dem Namen, sondern nach Geschmack. Und es zeigte sich einmal mehr: Die Geschmäcker sind genauso verschieden, wie die Äpfel vielfältig sind. In Lauf bei Zapfendorf wurden aber nicht nur Äpfel getestet, sondern es wurde dort auch ein Jubiläum gefeiert. Und ein Baum gepflanzt.

Vor 100 Jahren, im Jahr 1919, schlossen sich die Bezirksgärtner in Ingolstadt zum „Verband bayerischer Bezirksgärtner“ zusammen – die Geburtsstunde der heutigen Kreisfachberatung. Dieses Jubiläum wurde in diesem Jahr auch gefeiert, unter anderem dezentral in den Regionen. Für die Landkreise Bamberg, Lichtenfels, Coburg und Kronach fand die Feierstunde in Lauf bei Zapfendorf statt, an einem ganz besonderen Ort. Denn hier gedeihen hunderte Apfel- und Birnensorten auf den Streuobstwiesen der Obstsortenanlage.

Auch wenn das Jahr 1919 den offiziellen Start markiert: Die Kreisfachberatung gibt es eigentlich schon länger. Denn bereits im 19. Jahrhundert existierten „Baumwarte“, die bei Gemeinden, bei Schlössern und an Adelshöfen sowie bei den Bezirken tätig waren, den Bauern die richtigen Obstsorten empfahlen, das Baumschneiden zeigten oder Empfehlungen für die Vermarktung gaben, wie Friedhelm Haun, Sprecher der Kreisfachberater Oberfrankens, in einem Vortrag erläuterte. „In der Zeit des ersten Weltkrieges wurde die Versorgungslage der Bevölkerung prekär. Mit dem Ziel des Selbstversorgungsanbaus kamen die Beratungen zum Gartenbau dazu, die Bezirksbaumwarte wurden zu Bezirksgärtnern.“ Und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sichtbar, dass in den Dörfern einiges vernachlässigt worden war. So wurde die Dorfverschönerung geschaffen, „die Gartenbauvereine entdeckten es als ihre Aufgabe und die nun Kreisfachberater für Gartenbau genannten Fachleute bei den Landkreisen unterstützten sie.“


Ein neuer Baum auf der Streuobstwiese bei Lauf.

Vielfältige Aufgaben

Im Jahr 1990 schließlich wurden Gartenkultur und Landespflege als verpflichtende Aufgaben in die Bayerische Landkreisordnung aufgenommen – ein Meilenstein. Wenige Jahre später wurde dann der Aufgabenrahmen der Kreisfachberater konkretisiert. Genannt werden die Beratung der Landkreisverwaltung und der Bevölkerung, die Mitwirkung bei Landschaftspflege und Naturschutz, die Förderung von Gartenkultur und Landespflege durch Wettbewerbe und die Zusammenarbeit mit den Obst- und Gartenbauvereinen, unter anderem zur Ausbildung von Garten- und Baumpflegern. Vielfältig sind somit die Aufgaben, die im Landkreis Bamberg die Kreisfachberater(innen) Uwe Hoff, Claudia Kühnel und Alexandra Klemisch wahrnehmen. Vor allem beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft. Unser Dorf soll schöner werden“ tritt das Team in der breiten Öffentlichkeit auf, arbeitet aber auch ansonsten mit den Obst- und Gartenbauvereinen eng zusammen, betreibt Öffentlichkeitsarbeit und kümmert sich unter anderem auch um spezielle Einrichtungen wie das Obstparadies Bamberger Land in Lauf.

Landrat Johann Kalb lobte dann auch das Engagement seines Teams: „Ich bin stolz auf unsere drei Fachberater.“ Wichtig war ihm, dass eine echte Beratung auch für Privatleute stattfinde, bei der es nicht um das zwanghafte Aufdrücken gehe. Die gute Zusammenarbeit mit den rund 80 Obst- und Gartenbauvereinen im Landkreis mit etwa 11.000 Mitgliedern beweise dies. Zapfendorfs zweiter Bürgermeister Andreas Schonath ging auf die Geschichte der Streuobstwiese ein: 1988 wurde sie an den Landkreis verpachtet, 2017 schließlich an den Landkreis verkauft. „Das war wichtig zur Sicherung des Bestandes. Wenn private Streuobstwiesen an die nächste Generation übertragen werden, hat das bisher oft das Aus bedeutet.“

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Kreisfachberater Uwe Hoff hatte sich eine besondere Aktion ausgedacht und auf ein Blatt Papier fünf Beschreibungen gedruckt – nicht die Namen von Apfelsorten, sondern das Geschmackserlebnis. Fünf Apfelsorten gab es dann für die Gäste zu probieren, und sie sollten aufschreiben, von Nummer 1 bis Nummer 5, wer welchen Geschmack mitbringt. Einigen gelang das sehr gut – und Hoff zeigte sich bestätigt: Das vielfältige Geschmackserlebnis des Produkts Apfel lässt sich nur schwer mit den wenigen Sorten beschreiben, die es bei uns in den Supermärkten gibt. „Unser Ziel auf der Streuobstwiese ist es, die alten Sorten, die ansonsten in Vergessenheit geraten würden, zu erhalten. Sie können zudem nützlich sein, um sie bei auftretenden Krankheiten einzukreuzen“, erklärte Hoff. Und er beschrieb, wie er vor rund 30 Jahren mit dem damaligen Bürgermeister Josef Martin durchs Gemeindegebiet streifte, auf der Suche nach geeigneten Flächen für die Obstsortenanlage des Landkreises. Eine Zahl hatte er auch noch dabei: Dieses Jahr konnten elf Tonnen Obst auf der Anlage geerntet werden.

Ein Brauner Matapfel

Zum Abschluss der Feier pflanzten Günther Denzler (Kreisverbandsvorsitzender), Johann Kalb, Friedhelm Haun und Andreas Schonath einen neuen Baum auf die Wiese, einen Braunen Matapfel. Er gehört zu den ältesten heute noch bekannten Sorten des Kulturapfels und war früher weit verbreitet, heute ist er nur noch selten anzutreffen.

Und wie geht es mit der Kreisfachberatung in der Zukunft weiter? Auch auf diese Frage hatte Friedhelm Haun Antworten: Kreisfachberater kennen die Ansprüche von Bäumen und können so auch in Zeiten des Klimawandels trockenheits- oder hitzeresistente Bäume empfehlen, sie sind Experten in Sachen Biodiversität, wissen, wie Blühflächen angelegt werden. Und so werden sie auch weiterhin „zur Freude und zum Wohl von Bürger und Natur“ arbeiten, so Haun.

Tipp zum Weiterlesen: Nahe der Obstwiesen in Lauf haben wir im vergangenen Jahr einen Geocache versteckt. Was das ist – und warum diese Freizeitaktivität so Spaß macht, lesen Sie in unserem Artikel … Der Cache wurde seitdem über 20 mal gefunden und bei Geocaching.com bewertet.

 

Fotos von der Feier finden Sie in unserer Bildergalerie (zum Öffnen einfach ein beliebiges Foto anklicken, zum Beenden der Anzeige das X in der Ecke oben wählen).

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Ein Kommentar

  1. In der Gemeinde Zapfendorf gibt es bezüglich der Streuobstanlage in Lauf viel Gutes zu berichten, leider aus Kirchschletten in Sachen Bäume weniger. Dort wurde vor einiger Zeit auf dem Kinderspielplatz mitten im Ort der große Nußbaum, und mit ihm weitere drei kleine Bäume gefällt. Reinhold Bayer aus Kirchschletten, weniger als 10 Meter vom Nußbaum entfernt wohnend, möchte diesem Nußbaum eine Stimme geben! Nach einer längeren Pilgerreise zurückkommend traute er seinen Augen nicht, der Nußbaum war gefällt. Schon vor ein paar Jahren wollte man den gesunden Baum fällen. Vielleicht auch durch seine Intervention wurde er nur „kontrolliert zurückgeschnitten“. “ Das hat dem Baum Gut getan“ wie mir alteingesessene Mitbürger bestätigt haben.Man konnte den Verlauf der Jahreszeiten wunderbar verfolgen, und auch nach den zwei letzten trockenen Sommern hat er reichlich Nüsse getragen. Am Abend des Reformationstages steckte Reinhold Bayer drei Kreuze in den Sand des Sandkastens und stellte drei Grabkerzen davor -Trauer für den Nußbaum.Kein Vandalismus am Halloweenabend oder gar „dummer Jungen Streich“, nur eine friedliche Aktion eines besorgten Bürgers. ! Am nächsten morgen um 10 Uhr am Allerheiligenfeiertag-von wem auch immer informiert und beauftragt- fährt ein Lastwagen des Bauhofes vor und ein Mitarbeiter entfernt die drei Kreuze. Was man auch immer auf diesem Spielplatz vorhat, man hätte diesen Baum sicherlich einbinden können. Zwar kein Naturdenkmal, aber ein ortsbildprägender Baum ! Er hat Dorf,Heimat,Identität,Schöpfung in idealer Art und Weise symbolisiert- der Axt/Motorsäge zum Opfer gefallen. Im übrigen wird der Spielplatz von Kindern aus Kirchschletten wenig genutzt, meist halten sich dort, wenn auch selten, Kinder auf, die zu Gast im Kloster Abtei Maria Frieden sind. Gerade in der aktuellen Diskussion um Klimawandel,Biodiversität, Artensterben ist es wichtig – DIESEM NUßBAUM EINE STIMME ZU GEBEN !!!

    Reinhold Bayer, Kirchschletten

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