Neun zu acht. Selten enden Abstimmungen im Stadtrat derart knapp, insbesondere, wenn es um Beschaffungen für die Feuerwehr geht. Für einige Stadträte stellte sich die Frage: Braucht die Baunacher Feuerwehr einen so genannten KdoW, also ein Einsatzleitfahrzeug? Außerdem im Stadtrat: Informationen zum Thema Flüchtlinge und deren Unterbringung in der Stadt.
„Es ist zwar unpopulär, Beschaffungen für die Feuerwehr zu hinterfragen“, sagte Stadtrat und Zweiter Bürgermeister Peter Großkopf (SPD) – und fing damit ein Stimmungsbild auf, dass er zumindest mit fast der Hälfte der Gremiumsmitglieder teilte. Nur Memmelsdorf und Schlüsselfeld verfügen im Landkreis über ein solches Fahrzeug – und Rudi Wacker (SPD) sprach daher, das hätten ihm sogar aktive Feuerwehrleute bestätigt, von Luxus und kritisierte den Antrag der Feuerwehr: „Es ist schwer, einen Antrag der Feuerwehr abzulehnen, denn hinterher heißt es dann: Der Stadtrat riskiere Menschenleben.“
Um was ging es konkret? Dem Stadtrat lag ein Antrag der Freiwilligen Feuerwehr Baunach, vertreten durch den Kommandanten Peter Strohmer vor, einen KdoW zu beschaffen, einen Kommandowagen. Dabei handelt es sich um ein an sich ganz normales Fahrzeug, laut Angebot einen VW Tiguan, der dazu dient, im Fall der Fälle schneller am Einsatzort zu sein. Der Kommandant oder Einsatzleiter könnte vorausfahren, die Lage sondieren – und dann, nach Bedarf, Verstärkung anfordern oder den Einsatz beenden. Außerdem solle das Fahrzeug, so Strohmer, den Defibrillator der Feuerwehr aufnehmen und könne so auch ganz eigenständig zum Einsatzfahrzeug werden. Und einen weiteren Vorteil habe der KdoW noch: Bislang müsse der Einsatzleiter den Mannschaftstransporter nutzen, der dann den nachrückenden Kräften nicht mehr zur Verfügung stehe. Die Baunacher Feuerwehr verfügt bislang über drei Fahrzeuge: Den Mannschaftstransporter (der in diesen Tagen durch ein neues Modell ersetzt wird) sowie zwei Löschfahrzeuge (LF 16/12 und HLF 10/6).
Der aktuelle Fuhrpark der Baunacher Feuerwehr. Der Mannschaftstransporter wird gerade durch ein neues Modell ersetzt. Bild: Feuerwehr Baunach.
Beschaffungen sind kein Automatismus
Zur Idee, einen KdoW zu kaufen, kam es aufgrund von Einsparungen bei der Beschaffung des neuen Mannschaftstransporters. Für ihn waren rund 60.000 Euro eingeplant, durch die interkommunale Zusammenarbeit mit Gerach und die Wahl eines anderen Modells, Ford Transit statt Mercedes Sprinter, fielen lediglich 31.000 Euro an. Ein VW Tiguan als KdoW würde, inklusive Feuerwehrausstattung, etwa 32.000 Euro kosten. Bürgermeister Ekkehard Hojer führte aber nicht nur die Einsparung an: „Unsere Feuerwehren sollten bestmöglich ausgestattet werden.“ Er wies auch darauf hin, dass hiermit kein Automatismus in Gang gesetzt werde. Gehe es der Stadt Baunach in einigen Jahren finanziell schlechter und müsse der KdoW dann ersetzt werden, bedeute das nicht, dass wieder ein Nachfolger gekauft werden müsse. Genau einen solchen Automatismus befürchteten andere Stadträte aber.
Nach einer rund 45-minütigen Diskussion kam es dann zu einer „Kampfabstimmung“. Acht Stadträte und Bürgermeister Hojer stimmten für die Anschaffung des Einsatzleitfahrzeugs, acht Stadträte waren dagegen. Somit hieß es neun zu acht – der KdoW wird also gekauft.
Nur investive Maßnahmen, Flüchtlinge, Altstadtfest
Positiv beschieden wurde ein Antrag der katholischen Kirchenstiftung Dorgendorf. Sie möchte einen behindertengerechten Zugang zur Herz-Jesu-Kirche in Dorgendorf schaffen. Von den Gesamtkosten von rund 20.000 Euro wird die Stadt Baunach 15 Prozent übernehmen. Nicht zu hundert Prozent ging der Zuschussantrag der katholischen Kirchenstiftung St. Oswald Baunach durch. Thema ist die Instandsetzung der Glockenanlage – nur noch zwei der vier Glocken sind funktionsfähig. Gleichzeitig soll die Läuteanlage auf eine vollelektrische Steuerung umgerüstet werden. Gesamtkosten: 11.300 Euro, Beteiligung der Stadt: 15 Prozent – so hatte es die Verwaltung vorgeschlagen, was der Stadtrat aber ablehnte. Grund: Die Stadt fördert laut ihrer Förderrichtlinie nur investive Maßnahmen, nicht aber Instandhaltungen. Und so wird sich die Stadt nur an der vollelektrischen Steuerung beteiligen (15 Prozent von ca. 5.900 Euro), nicht aber an der Instandsetzung der Glocken. Der Beschluss fiel mit 16 zu einer Stimme, nachdem zuvor der weiterführende Antrag auf volle Förderung mit zwölf zu fünf abgelehnt worden war.
Die Herz-Jesu-Kirche in Dorgendorf soll einen barrierefreien Zugang bekommen.
Zur Unterbringung von Asylbewerbern in der Stadt Baunach konnte Bürgermeister Hojer weniger mitteilen, als er eigentlich geplant hatte. Aktuell wohnen zwei Flüchtlinge in Baunach, im gesamten Landkreis sind es bereits 1.049. Nach Baunach könnten 15 Flüchtlinge kommen, in ein Haus in der Bahnhofstraße. Mehrfach habe aber schon der Betreiber „gewechselt“, aktuell stehe eine Firma aus Hagen auf der Liste. Außerdem, so eine Info von Landrat Johann Kalb, würde die Arbeiterwohlfahrt (AWO) gerne ein Haus in Baunach kaufen, konkrete Zahlen und nähere Infos gebe es aber noch nicht. Stadträtin Sabine Saam (CSU) regte an, zu diesem Thema eine Bürgerversammlung einzuberufen, um die Einwohner der Stadt „mitzunehmen“.
Im Kurzbericht des Bürgermeisters gab es noch einige weitere interessante Informationen. Norbert Schmittbüttner, der in den vergangenen zwei Jahren das Altstadtfest ausgerichtet hatte, wird 2016 nicht mehr Ausrichter sein. Er habe dies mit den immer weiter wachsenden Auflagen begründet. Somit müsse sich die Stadt Gedanken machen, wie hier nun verfahren werden soll. Für die insbesondere in Sachen Veranstaltungen anfallenden Arbeiten habe Hojer eine 450-Euro-Kraft zur Unterstützung von Melanie Schmitt fürs Bürgerhaus eingestellt. Und: Eine über Dritte bei der Stadt angekommene Info des Staatlichen Bauamts betrifft die B279: Im Mai sollen die Bauarbeiten an der Flutbrücke, also der ersten Brücke von Breitengüßbach kommend, beginnen. Baukosten: 3,3 Millionen Euro.