Im Titelbild: Hinweis am südlichen Ortseingang auf die Nachtabschaltung von 22 bis 5 Uhr
Es musste im Ort etwas Besonderes vorgefallen sein, da sich zur Gemeinderatsitzung ein großer Träubel an Bürgerinnen und Bürgern vor der Rathaustür traf. Die Tagesordnung selbst ließ keinen besonderen Höhepunkt vermuten, selbst der Dauerbrenner „B 279“ war diesmal kein Thema.
Das Publikum, für das die Sitzplätze diesmal nicht ausreichten, war mit der Umsetzung der Straßenlaternen-Nachtabschaltung zwischen 22 und 5 Uhr im ganzen Ort nicht einverstanden. Dies war sechs Tage vorher erfolgt. Ein Transparent am Ortseingang hatte diese Maßnahme zwar angekündigt, jedoch nicht ihren Beginn.
Dritter Bürgermeister Ludwig Blum (CSU) forderte daher gleich am Anfang der Sitzung, diesen Punkt zusätzlich auf die Tagesordnung aufzunehmen. Der Ursprung für diese Situation lag in einem Gemeinderatsbeschluss vom 12. Oktober 2022, die Ortsbeleuchtung mit Ausnahme der Haupt- und Bahnhofstraße von 22 Uhr bis 5 Uhr früh probeweise abzuschalten. Falls dies nicht möglich wäre, sollte jede zweite Brennstelle abgeschaltet werden. Stromsparen sei unbedingt nötig, so erklärte es Bürgermeister Manfred Deinlein. An der Kläranlage könne man das nicht, im Rathaus seien die „Heizpilze“ ausgewechselt, die Amortisation der Straßenleuchtmittel durch Umrüsten wäre in ungefähr acht Jahren erreicht, jedoch gebe es keine LED-Leuchten mehr.
Jetzt sei es schwierig gewesen, die Schaltkreise für die genannten Straßenzüge festzustellen. Sie waren Bayernwerk nicht bekannt. Schließlich konnten vier gefunden werden, die die genannten Straßenzüge bedienten. Der erste Schaltkreis geht vom südlichen Ortseingang entlang der Hauptstraße bis zum Dorfplatz. Der Zweite führt vom Kirchplatz – Bahnhofstraße bis zur Baunachbrücke. Nummer drei beleuchtet vom Dorfplatz aus die Hauptstraße bis zum Pumpenhaus im Norden, dem Supermarkt, Geracher Weg und Pfarrgasse. Und die letzten Leitungen umfassen Bahnhof, Feuerwehrhaus, Bauhof und die Alte Kläranlage.
Zustände wie im Mittelalter?
Nun sei aber am vorherigen Donnerstag nicht das umgesetzt worden, was beschlossen war, sondern es war alles dunkel. Er selbst hatte ein beklemmendes Gefühl, als er nach der Singstunde durch die Dunkelheit gelaufen sei, gab Deinlein zu. Zweiter Bürgermeister Jürgen Baum (WBFW) erklärte, dass dies die Verwaltung oder der Bürgermeister zu verantworten habe: „Warum wurden die Bürger nicht informiert? Organisatorisch sei dies eine Katastrophe! Warum hat Bayernwerk dies nicht rechtzeitig angekündigt?“ Bernhard Zahner (WBFW) erklärte, dass er von der Arbeit kommend erschrocken sei, als der Ort von Reckenneusig aus gesehen stockdunkel war. Und zudem würden noch die weiß-rot-weißen Laternenringe an allen Leuchten fehlen, die abgeschaltet werden sollten. Bis dahin, ermahnte Zahner, müssen die Lampen brennen! Hier gestand der Bürgermeister ein, dass diese Aufkleber nur bei einer Temperatur ab sechs Grad angebracht werden könnten.
Für Erwin Wahl (CSU) waren es Zustände, wie im Mittelalter. Gerhard Pförtsch (CSU) erinnerte daran, dass der Gemeinderat keine Komplettabschaltung beschlossen hätte, er wolle damit nicht in Verbindung gebracht werden, für diese Veranlassung sei allein der Bürgermeister verantwortlich. Clarissa Schmitt (CSU) betonte, dass sie bei der Beschlussfassung im Oktober nicht dabei war, und obwohl sie ein „Sparfuchs“ sei, hätte sie schon damals als einzige Frau im Gremium dagegen gestimmt. Christian Zweig (SPD) erinnerte an einen Beschluss vom 17. März 2020, dass die Hauptschaltanlage der Bayernwerke auf dimmbare Leuchten umgerüstet werden sollte.
Beschluss wird zurückgenommen
Es wurde bekannt, dass sowohl in Gerach wie auch in Baunach diese LED-Umrüstung erfolgt war, und man dort mittlerweile die Beleuchtung auf Stufe 1 heruntergefahren hat. Daran erinnerte auch Bernhard Müller (SPD): „Man muss dimmen!“. Dritter Bürgermeister Blum fragte nach, wer denn jetzt hafte, wen auf der Hauptstraße etwas passiere? „Ich sehe die Gefahrenlage entspannt“, konterte Deinlein, „wir haben Gehsteige“. Dr. Frank Güthlein (WBFW), der ermahnte, dass man generell etwas gegen die Lichtverschmutzung tun müsse, bemängelte, dass der Beschluss nicht so umgesetzt worden war, wie von allen entschieden. Und Hartwig Pieler (CSU) erklärte schließlich, dass mit einer Aufhebung des Beschlusses, für die Zukunft – der Winter 2023/24 – das Problem nicht gelöst sei. Der zu anfangs von Bürgermeister Deinlein gemachte Vorschlag, die probeweise Abschaltzeit auf 24 bis 5 Uhr zu beschränken, wurde nicht weiter diskutiert. Ludwig Blum stellte somit den Antrag, den Beschluss vom Oktober 2022 zurückzunehmen, dem dann sechs von elf Gemeinderäten zustimmten.
Auf Nachfrage bei der Pressestelle von Bayernwerk Netz GmbH, Christian Martens, erfolgte folgende Stellungnahme: Abgesehen von möglichen Missverständnissen und Versäumnissen bei der zwischenzeitlichen Abschaltung der Straßenbeleuchtung ist der Sachstand in Reckendorf so, dass die Gemeindeverwaltung nach Beschluss des Gemeinderats keine Nachtabschaltung mehr wünscht. Techniker der Bayernwerk Netz haben die Anpassung bereits am Donnerstag (16.02.23) vorgenommen, die ab sofort wieder den dauerhaften, nächtlichen Betrieb der Straßenbeleuchtung gewährleistet.
Das Verkehrs- und Richtzeichen 394: „Laternenring“ – Aufkleber mit waagrechtem weiß-rot-weißem Abgrenzungsbalken – ist bei Straßenlaternen während einer Nachtabschaltung innerorts anzubringen, um anzuzeigen, dass diese während der Nacht nicht durchgängig brennen. Er ist am Laternenpfahl auf einer Höhe zwischen 150 cm und 180 cm anzubringen. Dieses Verfahren regelt den ruhenden Verkehr, d.h. ein darunter abgestelltes Fahrzeug muss während der ganzen Nacht seine Parkleuchte brennen lassen.
Weitere Themen der Sitzung
JAM – Jugendprogramm-Bericht
Aufgrund eines weiteren Missverständnisses in der Terminabsprache wird der Jahresbericht von JAM wohl in der März-Sitzung vorgetragen.
Ehrungen am Neujahrsempfang
Ausgezeichnet wurden Ludwig Blum und Hubert Rottmann für 18 Jahre ehrenamtliches Engagement in der Kommunalpolitik. Das Bundesverdienstkreuz für besondere Verdienste hatten Georg Derra (Sammeln und Forschen im Bereich Klein- und Kleinstschmetterlinge) und Herbert Vetter (Wetterphänologie) erhalten. Weitere Ehrungen gingen an Wolfgang Sippel für über 22 Jahre als 1. Vorsitzender des Gesangsvereins Sängerlust, Valentin Deinlein als jahrgangsbester Mittelschulabschluss (Bamberg) und für sein hohes ehrenamtliches Engagement bei der Jugendfeuerwehr, Verkehrsweghelfer, Lesepate, Tutor und Jugendkreisrat sowie an Hans und Max Limpert für jahrzehntelange erfolgreiche Teilnahme an Motorsportrallyes, Klassensieger des HJS-Rallye-Cup.
Neues Logo für Reckendorf
Nachdem in den letzten beiden Sitzungen jeweils die Beschreibung für das von Bürgermeister Deinlein vorgeschlagene Logo nicht vorlag, konnte diesmal eine Abstimmung über seine Verwendung getroffen werden. Clarissa Schmitt (CSU) fragte nach, weshalb man ein Logo benötige. Dies sei zusätzlich zum Wappen etwas Modernes, um sich mit dem Ort zu identifizieren, erklärte Bürgermeister Manfred Deinlein. Die Deutung der drei Symbole – blaue Welle (Storch im Anflug, Baunachfluss und Bahnlinie), rotes Zeichen (Ziegelei, Musiknote oder Seidla’skrug) und ein schwarzes Element (Erinnerung an Fachwerk und den Kirchturm) –, so Erwin Wahl (CSU), könne er nicht zuordnen, Reckendorf wäre nicht zu erkennen. Gerhard Pförtsch bedauerte es, dass der Gemeinderat nicht eingebunden war, und Bernhard Müller stellte fest, er sei für das Moderne, jedoch könne er nicht zustimmen, wenn es nicht urheberrechtlich geschützt werde, dies sei ja nicht teuer. Das vorgestellte Logo wurde mit drei zu acht Stimmen abgelehnt.
Chronik
Auf die Frage von Erwin Wahl (CSU) nach dem Stand der Chronik antwortete der Bürgermeister, er habe sie schon im Herbst Probe gelesen, allerdings seien die Hausnamen noch aufzunehmen. Der Druck werde in diesem Jahr erfolgen.
Anstehende Bauarbeiten
Die bereits für 2022 vorgesehenen Bauarbeiten an der Greifenklau- und Wiesenthaustraße werden am 20. März 2023 beginnen und voraussichtlich bis Ende Juni abgeschlossen sein. Während dieser Zeit wird die Straße jeweils einspurig befahrbar bleiben.
Aktuelle Feuerwehrkostensatzung
Die aus dem Jahr 1999/2001 stammende „Satzung über den Aufwendungs- und Kostenersatz für Einsätze und andere Leistungen der FFW“ (Feuerwehrkostensatzung) wurde nach dem Vorbild des Bayerischen Gemeindetages und aktuellen Erfahrungswerten auf den neuesten Stand gebracht.