Bei einer Investition sind nicht nur die direkt entstehenden Kosten wichtig, sondern auch jene, die über die Jahre anfallen. Bei einer Kläranlage können dies Wartungs- und Personalkosten sein. Daher hatte sich die Gemeinde Breitengüßbach eigentlich schon für eine Sanierungsvariante entschieden, nun wurde der Beschluss revidiert. Das hat aber noch andere Gründe.
Im Juni 2017 beschloss der Gemeinderat, die Kläranlage zu sanieren und um einen Faulturm zu erweitern. Das hätte im Vergleich zu einer Kläranlage, wie sie bisher betrieben wird, einige Kostenvorteile mit sich gebracht, in einer Berechnung war von Einsparungen in Höhe von 34.000 Euro pro Jahr die Rede. Nun kommt eine neue Untersuchung aber zu einem ganz anderen Ergebnis und spricht nur noch von 12.000 Euro Ersparnis pro Jahr. Und das bei einer deutlichen anfälligeren Anlagentechnik.
Bei der Faulung wird der Klärschlamm in einem Faulturm getrocknet und kann anschließend landwirtschaftlich oder thermisch verwertet werden. Durch die Faulung kann zudem Strom gewonnen werden, der wiederum einen Teil des Stromverbrauchs der gesamten Anlage decken kann. Demgegenüber steht die Variante mit einem zweiten Belebungsbecken – aktuell verfügt die Kläranlage nur über eines. Fällt dieses aus, steht die Anlage still. Ein zweites Becken hätte also den Vorteil, dass auch beim Ausfall eines Beckens der Betrieb weitergehen kann. Das zweite Belebungsbecken würde ebenfalls zu einer Stabilisierung des Klärschlamms beitragen, so dass eine landwirtschaftliche oder thermische Verwertung in Frage kommt.
So könnte eine Sanierung mit Bau eines zweiten Belebungsbeckens ausschauen. Die Variante wurde dem Gemeinderat vor zwei Jahren vom Ingenieurbüro Gaul vorgestellt.
Nun doch ein zweites Belebungsbecken
Die Grundinvestitionskosten liegen recht nahe beieinander. 2017 wurden sie dem Gemeinderat mit 3,1 Millionen für die Variante mit zweiten Belebungsbecken und 3,5 Millionen Euro mit Faulturm genannt. Demgegenüber hat die Faulungs-Variante geringere laufende Kosten – höher sind aber der Personalaufwand sowie die Wartungskosten.
Nach kurzer Diskussion revidierte der Gemeinderat daher seinen Beschluss vom vorigen Jahr und votierte bei einer Gegenstimme für die Sanierung der Kläranlage und den Bau eines zweiten Belebungsbeckens. Gemeinderat Hubert Dorsch (CSU), der im Bauhof arbeitet und auch für die Kläranlage zuständig ist, meinte: „Ich sehe zwar Vorteile bei der Faulung, kann mich aber nicht durchringen, mich für diese Variante zu entscheiden – aufgrund der technischen Anfälligkeit. Wir wollen kein Experiment eingehen.“ Sein Fraktionskollege Alois Ludwig war der Meinung, auch bei der Investition müsse die Gemeinde auf die Kosten schauen, insbesondere, weil die Herstellungskosten für die neue Anlage auf die Bürger umgelegt werden müssen.
Tipp zum Weiterlesen: Zur Kläranlagen-Sanierung in Breitengüßbach finden Sie bereits ein umfangreiches Artikelarchiv hier bei Nachrichten am Ort.