Hans-Jürgen Scheerbaum (CSU), Marktgemeinderat in Rattelsdorf, plädierte für Ehrlichkeit. „Wir haben alleine in der heutigen Sitzung ins Auge gefasst, rund 750.000 Euro auszugeben. Geld, das sich nicht durch Straßenausbaubeiträge wieder herein holen lässt.“ Seine Parteikollegin Sabina Sitzmann-Simon war ähnlicher Meinung: „In den vergangenen Jahren wurde in Rattelsdorf viel Infrastruktur geschaffen.“ Um was es ging? Die Gemeindeverwaltung hatte vorgeschlagen, die Grund- und Gewerbesteuersätze anzupassen…
Seit 2003 sind Grundsteuer A, Grundsteuer B und Gewerbesteuer in Rattelsdorf unverändert. „Wir bewegen uns mit den bisherigen Sätzen im untersten Drittel im Landkreis, mit den Änderungen schließen wir ins Mittelfeld auf.“ Kämmerer Alfred Heider erläuterte zudem die Hintergründe. In den vergangenen Jahren habe das Landratsamt bei der Rechnungsprüfung der Gemeinde immer nahe gelegt, die Sätze zu erhöhen. Wenn in den kommenden Jahren durch die finanziellen Belastungen in Sachen Kindergarten, Schule, Neubeschaffung für die Feuerwehr und so weiter Kreditaufnahmen und damit ein genehmigungspflichtiger Haushalt anstünden, kämen Probleme auf Rattelsdorf zu.
Die Gemeinderäte Renate Neubecker und Reinhard Schmid (beide SPD) äußerten ihre Bedenken. „Ich bin generell kein Freund von Steuererhöhungen. Bei uns treffen sie die Eigentümer und die kleinen Unternehmen. Bislang war ich immer auf unsere niedrigen Sätze stolz“, sagte Schmid. Es gab aber auch Gegenmeinungen: Hans-Jürgen Scheerbaum und Sabina Sitzmann-Simon (beide CSU) nannten Projekte, die verwirklicht wurden und werden, was die Infrastruktur in Rattelsdorf und in den Gemeindeteilen aufwerte. Es sei vertretbar, einen kleinen Teil der Kosten auf die Bürger umzulegen. Bei zwei Gegenstimmen beschloss der Marktgemeinderat, die Sätze zu erhöhen – die Grundsteuer A und B von 300 auf 340, die Gewerbesteuer von 320 auf 340 Prozent.
Spielplätze: Zwischen Rattelsdorf und Ebing könnte ein Park entstehen
Ein großes Thema der Sitzung war die Vorstellung erster Konzepte zum Neubau von Spielplätzen in der Gemeinde. Angedacht wurde durch die Spielplatzkommission, die im laufenden Jahr aktiv war, gegenüber der Abtenberghalle zwischen Rattelsdorf und Ebing einen großen Spielplatz für verschiedene Altersgruppen anzulegen. In Mürsbach soll ein kleinerer Spielplatz hinter dem Gebäude der VR-Bank aufgebaut werden. Tanja Potrykus von „Spielträume“ aus Bamberg zeigte dazu erste Entwürfe. „Im Mittelpunkt steht die Langlebigkeit der Objekte“, so Potrykus. Als Material komme vorwiegend das heimische Robinienholz zum Einsatz.
So könnte der Spielplatz in Rattelsdorf und…
…so der Spielplatz in Mürsbach aussehen.
Bürgermeister Bruno Kellner erwähnte die Idee des Amtes für ländliche Entwicklung, in Rattelsdorf nicht nur einen Spielplatz, sondern im Sinne des „Grüns in der Landschaft“ eine parkähnliche Anlage zwischen Rattelsdorf und Ebing zu schaffen. Dafür gebe es auch Fördergelder. Der Vorschlag stieß auf positive Resonanz im Gemeinderat. Für den Spielplatz in Rattelsdorf mit Hügel, Burg, Klettergerüsten, Jugendbereich mit Pavillon und Spielgeräten für Senioren würden knapp 100.000 Euro an Kosten anfallen, 25.000 bis 35.000 Euro seien es in Mürsbach, erklärte Potrykus. Eigenleistung der Gemeinde sei möglich.
Diskutiert wurde auch über die Aufwertung des Spielplatzes in Poppendorf. Ursprünglich war geplant, der Dorfgemeinschaft etwa 10.000 Euro für die Beschaffung von Spielgeräten zur Verfügung zu stellen. Nach der Präsentation durch „Spielträume“ plädierten anwesende Poppendorfer dafür, sich auch hier ein Angebot erarbeiten zu lassen.
Schnelles Internet auch für die Gemeindeteile, Feuerwehrfahrzeug „am Ende“
Bereits vor knapp zwei Jahren beschloss der Marktgemeinderat, nach Ende der DSL-Ausbaustufe Rattelsdorf-Ebing auch die nördlichen Gemeindeteile mit schnellem Internet zu versorgen. Klaus Markert, Projektleiter bei der Deutschen Telekom, stellte die Möglichkeiten vor. Die Realisierung der Tiefbaumaßnahmen könnte im Herbst 2013 erfolgen, die Freischaltung wäre dann 2015 denkbar. Die Verlegung der Glasfaserkabel sowie die gesamte Technik kosten rund 700.000 Euro, nach Abzug von Fördergeldern und dem Eigenanteil des Netzbetreibers verbleiben 211.000 Euro für die Gemeinde. Die Räte beauftragten den Bürgermeister einstimmig, die erforderlichen Schritte einzuleiten. Notwendig sein wird ein Ausschreibungsverfahren.
Muss ersetzt werden: Das LF 16/25 der Rattelsdorfer Feuerwehr.
Bereits 32 Jahre hat das TLF 16/25 (Tanklöschfahrzeug) der Freiwilligen Feuerwehr Rattelsdorf auf dem Buckel. In letzter Zeit häufen sich technische Probleme, Ersatzteile sind kaum mehr zu bekommen. Kommandant Andreas Flügel legte den Marktgemeinderäten daher eine Neuanschaffung ans Herz. „Das Fahrzeug entspricht nicht mehr dem heutigen Stand. Sollten wir heute ein neues Fahrzeug bestellen, dauert es sicher zwei Jahre, bevor es zum Einsatz kommen kann.“ Als mögliche Ersatzbeschaffung nannte er ein Löschgruppenfahrzeug 20 für den Katastrophenschutz (LF 20 KatS). Dieses bringe durch die andere Ausstattung als das zweite vorhandene Großfahrzeug, ein LF 16/12, den Vorteil mit sich, dass kein doppeltes Material vorhanden sein wird. Der Schwerpunkt liege etwa auf der Hochwasserbekämpfung. Die Räte beschlossen einstimmig, den Förderantrag für ein solches Fahrzeug bei der Regierung von Oberfranken einzureichen. Ein LF 20 KatS kostet rund 400.000 Euro, gefördert werden 73.000 Euro.
Pläne: Spielträume, Tanja Potrykus