Manfred Deinlein: Wir haben viel auf den Weg gebracht

In Reckendorf tritt Manfred Deinlein (SPD) erneut als Bürgermeisterkandidat an. Warum er weitermachen möchte, welche Projekte im Fokus stehen, was erreicht wurde und warum er Reckendorf in der VG Baunach stärken will, erklärt er im Nachrichten-am-Ort-Interview.

Seit sechs Jahren sind Sie Bürgermeister in Reckendorf. Wenn Sie ein wenig zurückblicken: War es eine erfolgreiche Zeit für die Gemeinde?

Es war jedenfalls eine sehr arbeitsintensive Zeit. Wir haben vier Bebauungspläne erstellt, unter Federführung der Stadt Ebern die Baunach-Allianz gegründet und in der Baunach-Allianz ein Ländliches Entwicklungskonzept erarbeitet; für Reckendorf haben wir ein Städtebauliches Entwicklungskonzept erstellt und drei Module des Kommunalen Denkmalkonzeptes begonnen. Dazu haben wir die Kläranlage wieder in Eigenbetrieb übernommen und mussten diese erst einmal generalüberholen. Und das alles mit einem Gemeinderat, der – einschließlich Bürgermeister – zu mehr als der Hälfte neu war. Lange waren wir außerdem gefangen von der Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplanes und der Organisation des Johanniter-Kindergartens einschließlich Schülerbetreuung. Am Ende haben wir für alles gute Lösungen gefunden. Aber es kostete viel Zeit, Gespräche und Kraft.

Was hat Sie bewogen, sich am 15. März erneut zur Wahl zu stellen?

Gemeinsam mit dem Gemeinderat konnte einiges bewegt, aber das meiste noch nicht fertig gestellt werden. Es gibt noch viel zu tun. Das hat uns gerade das Städtebauliche Entwicklungskonzept auch noch einmal aufgezeigt. Wir sind jetzt gefordert, dieses umzusetzen. Und darauf freue ich mich.

Reckendorf ist Mitglied in der Verwaltungsgemeinschaft Baunach und in der Baunach-Allianz. Wie wichtig sind solche Partnerschaften für Reckendorf?

Die Verwaltungsgemeinschaft Baunach ist keine Partnerschaft, sondern die Gemeinde leidet unter dieser Fehlkonstruktion insofern als wir die Verwaltung als Dienstleister nehmen müssen, ohne darin echten Einfluss ausüben zu können. Die VG Baunach wird seit Jahrzehnten von Baunach und Lauter geführt. Wir müssen den Gaststatus akzeptieren.

Die Baunach-Allianz ist ein Instrument der ländlichen Entwicklung und dient zur Stärkung der Region. Mein Eindruck ist, dass hier schon in der Startphase durchaus einiges erreicht wurde. Wir müssen die gewonnenen Erkenntnisse nun in Konzepte einbringen und dann diese für unsere Gemeinden umsetzen. Wir können damit durchaus manche parallele Aktionen und vielleicht sogar Konkurrenzdenken in gemeinsames Handeln verwandeln. Das bringt unsere Region vorwärts. Es ist dazu aber auch das Zusammenspiel der in den verschiedenen Landkreisen unterschiedlichen Kulturen zusammen zu bringen. Der Landkreis Hassberge ist sehr innovativ, während sich der Landkreis Bamberg im Wesentlichen auf der guten Lage rund um das Autobahnkreuz Bamberg ausruht und die Achse Bamberg/Forchheim entwickelt; die unterschiedlichen Geschwindigkeiten sind zu koordinieren.

Wo liegen Ihrer Meinung nach die Stärken und Schwächen der Gemeinde?

Die große Stärke unserer Gemeinde ist das soziale und ehrenamtliche Engagement in sehr vielen Bereichen, der gesellschaftliche Zusammenhalt und die sehr rege Vereinsaktivität. Ohne dieses wären in Reckendorf viele Angebote nicht möglich.

Hinzukommt  aber auch die gute Verkehrsanbindung – Reckendorf ist die einzige Gemeinde in Stadt- und Landkreis Bamberg mit zwei Bahnhöfen. Es gilt den Gemeinderat dazu zu bewegen, diese strategischen Vorteile auch zum Vorteil der Gemeinde umzusetzen.

Manfred Deinlein

Was wären, sollten Sie die Wahl gewinnen, Ihre „Herzensprojekte“?

Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern möchte ich das alte Stolbingergelände wieder einer Nutzung zum Wohl der Allgemeinheit zuführen. Dieser zentrale ortsbildprägende Baukörper mit unserem Storchenpaar ist für unseren Ort identitätsstiftend und es wäre wunderbar, wenn die Allgemeinheit diesen für sich gewinnen könnte. Schließlich könnte die Gemeinde dabei auch mit dem Wiederbeleben von Leerstand ein leuchtendes Beispiel geben.

Die Schulhaussanierung in Baunach wird auch Reckendorf in den kommenden Jahren stark finanziell belasten. Bleibt da genügend Luft zum Atmen, und auch Geld für eigene wichtige Projekte?

Wir sind Region mit besonderem Handlungsbedarf und für die Sanierung des Stolbingerareals wurden uns hohe staatliche Förderungen in Aussicht gestellt. Entscheidend ist aber der Mut des Gemeinderats.

Das Stolbinger-Areal mitten in Reckendorf soll entwickelt werden. Auch von einem Bierkulturzentrum war schon die Rede. Ein Millionenprojekt. Kann Reckendorf so etwas überhaupt meistern?

Wir haben in den vergangenen Jahren schon sehr hohe finanzielle Belastungen gemeistert und werden – mit der in Aussicht gestellten staatlichen Hilfe – auch dieses Projekt zu einem guten Ende führen. Entscheidend ist der Mut des Gemeinderats.

In vielen Kommunen besteht die Gefahr, dass die Altorte ausbluten und dennoch immer weiter in Neubaugebiete investiert wird, um zusätzliche Einwohner, insbesondere junge Familien, anzulocken. Was meinen Sie zu diesem Thema?

Auch hier erwarte ich aus der Revitalisierung des Stolbinger-Areals ein Vorbildwirkung. Wenn die Gemeinde mit Mut voran geht, werden sich dem Engagement auch andere anschließen. Und für leer stehende Gebäude – vielleicht auch gewerbliche – Nachnutzung finden. Der starke Durchgangsverkehr wird für eine Wohnnutzung oft hinderlich sein. Daher setze ich dabei auch auf gewerbliche Interessenten.

Welche Bedeutung spielen der historische Ortskern und das Denkmalkonzept für Sie?

Grundsätzlich gilt es, erhaltenswerte historische Bausubstanz zu schützen. Auch dafür sind wir allerdings auf das private Engagement angewiesen. Wir haben dazu ein Kommunales Denkmalkonzept initiiert. Denn in der Tat hat Reckendorf sehr viel erhaltenswerte historische Substanz. Und wir als Gemeinde sind überfordert,  diese in jedem Fall selber zu retten. Dazu fehlt es einerseits an der erforderlichen Finanzausstattung und andererseits auch am notwendigen Bedarf. Dazu kommt, dass die privaten Eigentümer bisher selbst bei guten Angeboten nicht bereit sind zu Verkauf oder Vermietung. Dies führt zu Leerständen.  

Die ärztliche Versorgung beschäftigt Reckendorf sehr stark. Was wollen Sie hier tun, um die Situation zu verbessern?

Bei machen Allgemeinärzten bin ich als Patient schon nicht mehr gern gesehen, weil sie meine Abwerbeversuche fürchten. Spaß beiseite. Seitens der Gemeinde sind wir zu großen Zugeständnissen bereit, allein es fehlt am Personal. Und dazu spreche ich tatsächlich jeden Arzt an, der nicht schnell genug weglaufen kann. Leider bisher mit magerem Ergebnis. Es gilt auch hier, langen Atem zu bewahren. 

Themenblock Straßen und Verkehr: Hier stehen einige Sanierungen aus, auch die Querungshilfe am Ortseingang ist noch nicht in trockenen Tüchern. Wie muss es hier weitergehen?

Die Querungshilfe am Ortseingang ist beschlossen; sie wird zusammen mit der Fahrbahnerneuerung ausgeführt.

Das staatliche Bauamt sieht sich personell nicht in der Lage, die Planung der Fahrbahnerneuerung selber vorzunehmen. Wir sind jetzt so verblieben, dass wir diese Arbeiten für das staatliche Bauamt übernehmen, und dann hierauf eine – die Gesamtkosten nicht deckende – Pauschale erhalten. Dies werden wir demnächst in Auftrag geben; die finanziellen Mittel für die Durchführung der Maßnahme hat das staatliche Bauamt für dieses Jahr eingeplant.

Neben Ihnen stellen sich noch weitere Kandidaten zur Wahl. Ganz konkret: Warum sollten die Bürger Ihnen ihre Stimme geben?

Nach unseren Möglichkeiten haben wir in den vergangenen Jahren in Reckendorf sehr viel auf den Weg gebracht: Baugebiet Knock, Baugebiet Priegendorfer Weg, Baugebiet Seniorenwohnen mit Veränderungssperre,  Baugebiet 1. Erweiterung Knock, Baugebiet Holzlagerplatz. Wir haben die Kläranlage wieder in Eigenregie übernommen, einen neuen Kindergarten gebaut und die FFW mit zwei neuen Fahrzeugen (Löschgruppenfahrzeug und Mannschaftstransportwagen) ausgestattet. Wir haben den ganzen Ort außer der Hauptstraße als Tempo-30-Zone ausgewiesen und die Sanierung der Seitenbachstraße fertiggestellt. Wir haben in der Baunach-Allianz ein Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept erstellt und für unser Dorf ein städtebauliches Entwicklungskonzept erarbeitet. Wir haben viel Energie in die künftige Gestaltung des Stolbinger-Areals gesteckt. In ehrenamtlicher Tätigkeit haben wir die Fassade des Bahnhofsgebäudes erneuert. An all diesen Dingen war ich entscheidend beteiligt. Ich habe mich für Reckendorf in den vergangenen Jahren viel eingesetzt und will dies weiter tun; einige Projekte stecken ja noch in den Kinderschuhen. Stolz bin ich auf die Einführung des Ehrenamtsabends mit der Auszeichnung des Wackeren Recken. Ich stehe für eine behutsame aktive Weiterentwicklung des Dorfes. Dazu lade ich alle Mitbürgerinnen und Mitbürger ein. Wer dies mit mir machen will, darf auf mich setzen.  

Eine persönliche Frage noch zum Schluss: Was gefällt Ihnen an Reckendorf besonders? Haben Sie einen Lieblingsplatz?

Das Beste in Reckendorf ist der große soziale Zusammenhalt, die gelebte Gemeinschaft und die vielen Aktivitäten, die genau dahinter stecken, angefangen von den vielen – auch kleinen – Vereinsfesten über die Seniorennachmittage bis hin zu den ausgeprägten musischen Angeboten, Blasmusik und Chöre bis hin zu vielen spontanen kleinen Treffen. Derzeit proben und singen drei Chöre auf 2.000 Einwohner. Wo man singt, da lass dich nieder. Diese Singstunden – sowohl mit meinem Chor Sängerlust wie mit dem Projektchor, den wir zur Begleitung der Feier zum 50-jährigen Bestehen des Ortskulturrings ins Leben gerufen haben – machen mir den größten Spaß. Hier komme ich runter.

Räumlich gibt es abseits in Reckendorf abseits der Hauptstraße viele schöne Plätze. Sehr schön ist der neue Caritas-Spielplatz. Auch der Pavillon am Rattelsdorfer Weg lädt zum Verweilen ein und der neu gestaltete Bahnhof ist ansehnlich.

Manfred Deinlein ist seit 2014 Bürgermeister in Reckendorf. Er ist verheiratet mit seiner Frau Birgit und Vater zweier Kinder (Valentin und Magdalena); Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei in Bamberg, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht sowie Miet- und Wohnungseigentumsrecht. Vor seinem Umzug nach Reckendorf war er von 1998 bis 2009 Stadtrat in Scheßlitz. Er ist seit 2002 Kreisrat. In seiner Freizeit singt er gerne – bei der Sängerlust in Reckendorf und im Projektchor; im Winter kommt Skifahren dazu. Sonntags hilft er mittags gerne in der Gastwirtschaft Schroll im Service.

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