Meist unbemerkt verrichten, oft an den Rändern von Städten und Gemeinden, die Kläranlagen ihren Dienst. In den vergangenen Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für den Betrieb verändert – und die Kommunen suchen nach Alternativen zur Ausbringung des Klärschlamms auf den Feldern und wollen den Energieverbrauch reduzieren. In Zapfendorf könnte die Umstellung auf „Faulung“ zu gleich mehreren positiven Effekten führen.
„Eigentlich eignen sich Kläranlagen mit Faultürmen eher für Städte und sehr große Kommunen“, erklärte Arne Nath von der SüdWasser GmbH den Zapfendorfer Marktgemeinderäten in der Sitzung vom 5. März 2020. In Zapfendorf gebe es aber einen Sonderfall. Gleich neben der Kläranlage der Gemeinde befinde sich die Kläranlage der Milchwerke – und hier falle als Abfallprodukt ein Cosubstrat an, das auf der Gemeindekläranlage verwertet werden könnte. Bisher müsse es verladen und andernorts entsorgt werden.
Wie aber funktioniert eine Kläranlage mit Faulung? Die Schlammbehandlung findet hier getrennt statt. Über ein Vorklärbecken werden 20 bis 25 Prozent des Schlammes („Primärschlamm“) entzogen und dem Faulturm zugeführt. Im Belebungsbecken muss das Abwasser dadurch nur etwa halb so lag verbleiben. Und das bringt gegenüber dem bisherigen System einige Vorteile mit. Zum einen steigt die Kapazität der Anlage um bis zu 40 Prozent. Aber, viel wichtiger, es werden Betriebskosten eingespart, da eigener Strom erzeugt wird, weniger Klärschlamm anfällt, weniger Polymer benötigt wird und die Abwärme für die Gebäudeheizung genutzt werden kann.
Oben das bisherige System, unten eine Kläranlage mit Faulung. Grafik: Arne Nath, SüdWasser GmbH
Platz für die nötigen Anlagen, ein Vorklärbecken, den Faulturm und das Maschinenhaus, sei auf dem Gelände ausreichend vorhanden, so Nath. Er rechnete den Gemeinderäten Investitionskosten von insgesamt 1,8 Millionen Euro vor, die Technik habe eine Laufzeit von etwa 25 Jahren. Pro Jahr könne Zapfendorf dann rund 42.000 Euro bei der Klärschlammentsorgung und 53.000 Euro bei der benötigten Energie einsparen – ein Gesamt-Einsparpotenzial von fast 100.000 Euro entstünde. Die Anlage würde dann aufgrund der Eigenstromerzeugung zudem energieautark arbeiten und dadurch rund 120 Tonnen CO2 pro Jahr weniger verursachen. Hinzu kommt, dass Zapfendorf nach den „Richtlinien des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben“ (RZWas) besonders hohe Förderungen erhalten würde (70 Prozent der förderfähigen Kosten), ein weiteres Förderprogramm („Kommunalrichtlinie 2019“, Maximalförderung 500.000 Euro beziehungsweise 40 Prozent) könne ebenfalls angezapft werden, so Nath. Aufgrund der Förderungen müsse das Projekt schnellstmöglich angegangen werden, die Bauzeit betrage etwa drei Monate. Die Endabrechnung müsse zum 31. Dezember 2021 erfolgt sein. Liefe alles wie geplant, müsste die Gemeinde lediglich rund 400.000 Euro Investitionskosten selbst schultern.
Das Luftbild (Quelle: Google Maps) zeigt die Kläranlage in Zapfendorf. Von Arne Nath wurden die neu zu errichtenden Bauten eingefügt (VKB = Vorklärbecken, Faulturm, Maschinenhaus).
Vorteil für Gebührenzahler
Bei den Gemeinderäten kamen einige Nachfragen auf. Roland Buckreus (CSU) wollte wissen, ob bereits mit dem Betreiber der anderen Kläranlage, also der Bayerischen Milchindustrie (BMI), über das Vorhaben und die Bereitschaft zur Abgabe des Cosubstrats gesprochen worden sei, was Bürgermeister Volker Dittrich verneinte. Arne Nath erläuterte, dass dies bei anderen vergleichbaren Vorhaben aber nie ein Problem gewesen sei, da für Kommune und Unternehmen eine Win-Win-Situation entstünde. Dagmar Raab (SPD) fragte nach der von der benachbarten Firma Veolia geplanten Klärschlamm-Trocknungsanlage, deren Abwässer in die Gemeindekläranlage eingeleitet werden sollen. „Es stellt sich die Frage, ob ihre Kläranlage die Einleitung des bei der Trocknung entstehenden Wassers verkraftet. Diese Abwässer sind sehr stickstoffreich“, meinte Nath. Geschäftsleiter Markus Müller-Hoehne ergänzte, dass Veolia nur zeitweise die Nutzung der Kläranlage plane, mittelfristig solle ein eigenes Absetzbecken mit einer eigenen Kleinkläranlage entstehen.
Kämmerer Klaus Helmreich wies auf die positiven Entwicklungen für die Einwohner des Marktes Zapfendorf hin. „Wenn wir die Maßnahme jetzt mit hoher Förderquote umsetzen, kommt dies auch den Gebührenzahlern zugute.“ Als Ziel formulierte er, dass auf Umlagen, die normalerweise etwa beim Neubau oder einer umfangreichen Sanierung einer Kläranlage erhoben würden, vollständig verzichtet werden könne.
Der Beschluss, die Planung weiterzuverfolgen und in Gespräche mit der BMI einzusteigen, wurde einstimmig gefällt. Auch die Förderung soll mit den zuständigen Behörden schnellstmöglich abgeklärt werden, damit bereits in einer der kommenden Sitzungen die Vergaben möglich sind.
Die Kläranlage in Zapfendorf befindet sich im Westen der Gemeinde und ist aktuell bereits über die spätere Westtangente zugänglich.
Kunstrasenspielfeld: Wird es rechtzeitig fertig?
30.000 Euro an Mehrkosten kommen auf die Gemeinde beim Bau des Kunstrasenspielfeldes zu. Dies erläuterte Landschaftsarchitekt Martin Ammermann. Grund: Im ersten Bauabschnitt war keine gesonderte Bewässerungseinrichtung für das Spielfeld enthalten, da angenommen wurde, dass die vorhandene des Rasenspielfeldes mitgenutzt werden kann. Dies ist aber nach neuen Untersuchungen nicht der Fall. Somit muss eine vollständig neue Anlage entstehen. Das Wasser wird hierbei in einer Zisterne zwischengespeichert. Bei einer Gegenstimme wurde die Umplanung angenommen. Somit liegen die Gesamtkosten für den Bauabschnitt 1, der Spielfeld, Bewässerung und einen Teil des Umfeldes enthält, bei 1,03 Millionen Euro. Aufgrund der Umplanung sah Ammermann die Fertigstellung des Platzes bis zur 100-Jahrfeier des SV Zapfendorf nicht gefährdet, wohl aber aufgrund der Witterung. Zwar sei der Winter sehr mild gewesen, dafür mache nun das feuchte Wetter den Bauarbeiten zu schaffen.
Der Gemeinderat beschloss außerdem, 5.650 Euro für die Restaurierung der Kriegerdenkmäler und des Gedenkkreuzes an der Pfarrkirche in Kirchschletten zu übernehmen. Insgesamt kostet die Instandsetzung 1.000 Euro mehr, dieser Betrag wurde aber durch eine Spende des Soldaten- und Kameradschaftsvereins gedeckt.