Im Titelbild: Leitungen in einem Baunacher Hochbehälter. Quelle: Ingenieurbüro Höhnen & Partner
Baunach wird in den kommenden Jahren kräftig in sein Trinkwassernetz investieren müssen. Eine Studie zeigt diverse Schwachstellen auf und offenbart, dass ein „zweites Standbein“ neben den eigenen Brunnen so gut wie unumgänglich ist. Was ist zu tun?
Vor bald zwei Jahren hatte der Stadtrat beim Ingenieurbüro Höhnen & Partner eine Studie zur Untersuchung des Zustands der Wasserversorgungsanlagen in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse stellte Winfried Bussinger vom Ingenieurbüro nun in der Stadtratssitzung vom 5. April 2022 vor. Bussinger erläuterte zunächst, wie das Wassernetz aufgebaut ist. In Baunach ist die Trinkwasserversorgung in eine Hoch- und eine Tiefzone aufgeteilt, die über die Hochbehälter Stiefenburg und Kleewiese versorgt werden. Einen weiteren Behälter gibt es in Daschendorf – hier wird das Baunacher Trinkwasser über eine Leitung nach Daschendorf gepumpt.
Versorgt wird Baunach über zwei eigene Brunnen – die Tiefbrunnen II und III. Tiefbrunnen II liefert dabei rund drei Viertel des Bedarfs. Aktuell sei die Versorgung noch sichergestellt, so Bussinger. Bedarfssteigerungen in der Zukunft würden die beiden Brunnen aber schnell an ihre Grenzen bringen. Zudem wäre bei einem Ausfall des Tiefbrunnen II keine bedarfsgerechte Trinkwasserversorgung mehr möglich.
Wasser nach Daschendorf ist sehr lange „unterwegs“
Die beiden Tiefbrunnen sind in einem ordentlichen und sauberen Zustand, auch das Wasserwerk mit der eingebauten Aufbereitungsanlage zeigte sich im Rahmen der Untersuchung als unproblematisch. Anders sieht es mit den Hochbehältern aus. Insbesondere beim Hochbehälter Kleewiese muss einiges getan werden, um ihn auf einen technisch aktuellen Stand zu bringen. Sowohl die Beschichtung als auch die Technik an sich entsprechen nicht mehr den heutigen Standards. Rund 500.000 Euro netto müsste die Stadt für eine Sanierung in die Hand nehmen, bilanzierte Bussinger. Nicht ganz so dringlich sieht es beim Hochbehälter Stiefenburg aus. Aber auch hier summieren sich die Kosten für Instandsetzungen auf 315.000 Euro netto. Nummer 3 im Bunde, der Hochbehälter in Daschendorf, ist hingegen so schadhaft und veraltet, dass er möglichst bald außer Betrieb genommen werden sollte.
Der Eingang zum Hochbehälter in Daschendorf.
Und ein weiteres Problem kommt hier hinzu: Bis das Wasser in Daschendorf bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern aus dem Wasserhahn kommt, hat es vom Brunnen in Baunach weiter durch die Leitung und den Hochbehälter eine Verweildauer von rund fünfeinhalb Tagen hinter sich. Erstrebenswert wäre die Hälfte. „Unser Wasser ist qualitativ in Ordnung, sonst dürften wir es gar nicht verkaufen. Das wird ständig überprüft. Klar ist aber auch, dass die aktuelle Lösung alles andere als optimal ist“, ergänzte Bürgermeister Tobias Roppelt.
Um die Situation in Daschendorf zu verbessern und auch in Baunach eine höhere Versorgungssicherheit zu erreichen, hatte Bussinger einen Vorschlag im Gepäck. Die Absicherung der städtischen Trink- und Brauchwasserversorgung sollte über ein weiteres Standbein erfolgen und aufgrund der klimatischen Unwägbarkeiten möglichst zeitnah realisiert werden. Dafür könnte Zusatzwasser von der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) bezogen werden. Die Fernwasserleitung läuft nahe der B4 bei Rattelsdorf und könnte so auf recht kurzem Wege nach Daschendorf und dann weiter nach Baunach verlegt werden. So bekäme Daschendorf direkt frisches Wasser, in Baunach könnte das Zusatzwasser ins Netz gemischt werden. Zudem würden die Bereiche östlich der Baunach direkt über die FWO versorgt. Und: Die Löschwasserversorgung für die Feuerwehr würde deutlich verbessert, da die Hydranten mehr Wasser liefern könnten. Denn, ein weiteres Problem: Das Ortsnetz, insbesondere im Altstadtbereich, besteht aus älteren Gussrohrleitungen mit gerade einmal zehn bis 12,5 Zentimetern Durchmesser, weshalb die Wasserverteilung hier als unterdimensioniert gelten könne, erklärte Bussinger. Nachdem auch das Gewerbegebiet darüber angebunden sei, sind aktuell die Löschwassermengen dort eingeschränkt. „Es wurde versäumt, im Rahmen städtebaulicher Maßnahmen in den vergangenen Jahrzehnten neue Leitungen im Altstadtbereich zu verlegen“, so Bussinger. Für den Anschluss ans FWO-Netz waren in der Studie Nettokosten von 822.000 Euro aufgeführt.
Bestand: So sieht das Baunacher Trinkwassernetz aktuell aus.
Plan: So soll die Situation verbessert und das Netz zukunftssicher gemacht werden.
Wie werden die Kosten an die Bürgerinnen und Bürger weitergeleitet?
„Das Thema Wasser wird uns in den kommenden Jahren stark beschäftigen, daher haben wir die Studie auch in Auftrag gegeben“, sagte Bürgermeister Roppelt. Nachdem es sich um ein längerfristiges Projekt handele, das mehrere Jahre in Anspruch nehme, sollten die ersten Maßnahmen dringend noch vor der Sommerpause in die Wege geleitet werden. Auch eine Bürgerversammlung könnte stattfinden. Nachdem für Baunach eine Förderung über die so genannte RZWas in Frage kommt, muss auch das Wasserwirtschaftsamt in Kronach eingebunden werden, was das Verfahren verzögern werde.
In der anschließenden Diskussion wurden noch weitere Themen angesprochen. Mit dabei: Wäre es nicht möglich, einen weiteren neuen Brunnen zu bauen, fragte Stadtrat Markus Stöckl (CSU)? Bussinger meinte dazu, dass es in Baunach solche Überlegungen bereits gegeben habe, allerdings fände sich kein Standort, der den Bedarf decken könnte. Zudem koste ein neuer Tiefbrunnen mit Technik heute auch mindestens 800.000 Euro. Und, ergänzte Bürgermeister Tobias Roppelt, ein solcher würde die Problematik in Daschendorf mit der langen Zuleitung nicht lösen. Stadträtin Manuela Fößel (SPD/FFB) wünschte sich bis zur Bürgerversammlung eine transparente Aufbereitung der Kosten, welche auf die Bürgerinnen und Bürger zukommen. Denn: Da es sich um eine Investition in eine kostendeckende Einrichtung handelt, sind die verbleibenden Kosten entweder über Verbesserungsbeiträge oder über die Gebühren zu finanzieren. Welchen Weg der Stadtrat wählt, wurde noch nicht festgesetzt. Dafür erfolgte einstimmig der Beschluss, die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Sanierung des Hochbehälters Kleewiese und der Errichtung eines zweiten Standbeines über die FWO voranzutreiben.
Weiteres aus der Stadtratssitzung vom 5. April 2022
Lange diskutiert wurde im Stadtrat über den Erlass einer Satzung über die Lage, Größe, Beschaffenheit, Ausstattung, Unterhaltung und Ablösung von Kinderspielplätzen. Die Bayerische Bauordnung sieht vor, dass bei der Errichtung von Gebäuden mit mehr als drei Wohneinheiten ein privater Kinderspielplatz errichtet werden muss. Konkretes wird aber nicht festgelegt, das müsste über eine städtische Satzung passieren. Der Vorschlag der Verwaltung konnten die Stadträte mit großer Mehrheit aber nichts abgewinnen und lehnten die Satzung ab. Stadträtin Andrea Weigler (CSU) sah eine Benachteiligung für neue Bauvorhaben gegenüber dem Bestand, zudem gehe die Stadt ja gerade davon weg, alles bis ins Detail zu regeln, indem alte Bebauungspläne aufgehoben würden. Bei drei Gegenstimmen auf den aktuellen Stand gebracht wurde dagegen die Stellplatzsatzung aus den Jahren 1992 und 2001.
Bei einer Gegenstimme erfolgte außerdem die Zustimmung zur Zweckvereinbarung zwischen der Stadt Baunach und den Gemeinden Gerach und Reckendorf über die gemeinschaftliche Anschaffung einer Klärschlammpresse. Diese sieht vor, dass die Klärschlammpresse gemeinschaftlich beschafft und betrieben wird. Kauf und Unterhalt erfolgen federführend durch die Gemeinde Reckendorf. Die entstandenen Kosten werden gemäß dem angefallenen Klärschlamm auf die drei Kommunen aufgeteilt und von der Gemeinde Reckendorf in Rechnung gestellt. Nächster Schritt ist zunächst die Ausschreibung.
In seinem Kurzbericht informierte Bürgermeister Tobias Roppelt über die Inbetriebnahme der Mobilstation am Bahnhof. In Betrieb gegangen sei auch der Waldkindergarten, eine offizielle Einweihung finde im Juni statt. Aus der Ukraine seien in Baunach aktuell 55 Personen in Privatunterkünften untergebracht. Eine Willkommensveranstaltung habe bereits im Bürgerhaus stattgefunden. Es zeige sich insgesamt eine große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung.
Fotos: Ingenieurbüro Höhnen & Partner