Bürgermeister Tobias Roppelt wird deutlich. Eine „bodenlose Frechheit“ nennt er die Ergebnisse einer Verkehrsschau in Baunach und Reckendorf, bei der es insbesondere um die Verbesserung der Verkehrssicherheit für Fußgänger ging. Denn erst einmal bleibt alles so wie es ist.
Ist eine Kommune die Eigentümerin einer Straße, etwa in einem Wohngebiet oder in Gemeinden, die keine Durchgangsstraßen für den überregionalen Verkehr haben, liegt die Sache einfach. Ein Tempolimit lässt sich ganz einfach festlegen, sogar für den kompletten Ort, wie gerade mit Tempo 30 in Pettstadt geschehen. Auch der Einbau von Querungshilfen ist kein Problem. Gehört die Straße aber nicht der Kommune, sondern liegt sie in den Händen des Landratsamtes (Kreisstraßen) oder des Staatlichen Bauamtes (Staats- und Bundesstraßen), sind die Möglichkeiten begrenzt.
Am 21. September fand in Baunach und Reckenneusig eine Verkehrsschau statt – Teilnehmer: Stadt, Polizei, Staatliches Bauamt. Die Stadt Baunach war, wie Roppelt in der Stadtratssitzung vom 5. Oktober 2021 berichtete, mit klaren Zielen angetreten: Um die Sicherheit zu verbessern, bräuchte es in Reckenneusig (Eberner Straße, B279) einen Fußgängerüberweg an der Verkehrsinsel, insbesondere um den Zugang zur Bushaltestelle sicherer zu machen. Und in der Würzburger Straße (Staatsstraße 2277) würde eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 Stundenkilometer Sinn machen, da der Bereich sehr eng ist und zudem ein Gehweg fehlt.
Verkehrsfluss und zu wenige Fußgänger
Erfolge konnte Roppelt aber nicht vermelden. Die Stadt habe keinerlei Chancen gehabt, sich durchzusetzen, da beide Bereiche keine Unfallschwerpunkte (nötig für diese Klassifizierung: drei Unfälle in den vergangenen drei Jahren) seien und, so hieß es, der Verkehrsfluss erhalten bleiben solle. In Reckenneusig käme dazu, dass die Anzahl der querenden Fußgänger nicht ausreiche „Ich finde das eine bodenlose Frechheit. Muss erst etwas passieren, brauchen wir erst Unfälle, vielleicht sogar mit Toten, damit reagiert wird?“ Er habe dem Staatlichem Bauamt auch angeboten, die Stadt könne die Kosten, etwa für den Zebrastreifen in Reckenneusig, tragen. Aber auch das habe nichts gebracht. Auch bei der B279, wo die Stadt Tempo 30 in Baunach fordert, werde das Risiko werde nicht gesehen, obwohl es Bushaltestellen oder Engstellen wie am Rathaus gebe.
Die Ortsdurchfahrt von Reckenneusig. Foto: Dominik Czepluch (auch im Titel).
Mehrere Stadträte äußerten ihren Unmut über die Situation. Volker Dumsky (CWU) meinte, es sei traurig, dass in anderen Bundesländern die Anordnung von Tempo 30 selbst auf Bundesstraßen kein Problem sei, in Bayern dagegen schon. Und Dominik Czepluch (CBB) bezeichnete die Verkehrspolitik als „realitätsfern“.
Architektenwettbewerb fürs alte Rathaus
Für das Heimatmuseum der Stadt, das neu aufgestellt werden soll, wurde von der Kunsthistorikerin Dr. Gabriele Wiesemann ein Konzept erarbeitet und bereits im Stadtrat vorgestellt (Maisitzung 2021). Um die Ideen zu kanalisieren und eine belastbare Planungsgrundlage inklusive der Kosten zu erhalten, wird die Stadt Baunach, so der einstimmige Beschluss des Stadtrats, nun in der Folge einen Architektenwettbewerb durchführen. „Beim Bürgerhaus und der Mehrzweckhalle hat das bereits gut funktioniert“, erklärte Bürgermeister Roppelt. Das alte Rathaus, in dem das Museum untergebracht ist, habe eine herausragende Bedeutung für die Stadt und sei in der Region bekannt. Ziel sei, das Gebäude bis zum Jahr 2028 wieder einer Nutzung zuzuführen. „Ein Architektenwettbewerb kostet zwar Geld, bringt aber viele Ideen und kommt auch bei den Fördergebern gut an.“ Dem Gremium zur Bewertung der teilnehmenden Architekten werden die Bürgermeister der Stadt, die Fraktionsvorsitzenden und zwei Vertreter des Heimatmuseums angehören.
Zweiter Bürgermeister Peter Großkopf (CBB) sah den Wettbewerb als nötig an, wenn die Stadt viel Geld investiere. Es sei von Kosten zwischen drei und fünf Millionen Euro auszugehen – da brauche es „zündende Ideen“, um auch eine hohe Frequenz im Gebäude zu erreichen. Lediglich ein Museum genüge da nicht. Harald Roppelt (SPD/FBB) wies auf den Denkmalschutz hin – die Gestaltungsmöglichkeiten seien beim alten Rathaus begrenzt, insbesondere außen. Und Volker Dumsky wollte nicht vergessen wissen, dass die Aufgaben für die Stadt nicht weniger werden – auch das Feuerwehrhaus käme in den nächsten Jahren an die Reihe. „Hier können wir nicht noch einmal zehn Jahre so weitermachen.“
Weiteres aus der Sitzung vom 5. Oktober 2021
Einstimmig wurde außerdem beschlossen, die Stadt für das Förderprogramm „kommunale Trinkbrunnen“ anzumelden. Im Bereich der Baunachbrücke in Baunach und eventuell auch in Reckenneusig am Spielplatz könnten Brunnen aufgestellt werden. „Insbesondere für Radfahrer wäre das eine tolle Sache“, so Roppelt. 90 Prozent der Kosten, maximal 15.000 Euro pro Brunnen, werden der Stadt bei erfolgreicher Bewerbung erstattet.
In seinem Kurzbericht erwähnte Roppelt unter anderem die Fertigstellung des neuen Bikeparks, er werde im Frühjahr offiziell eingeweiht. Auch der Waldkindergarten komme gut voran, der Förderbescheid der Regierung von Oberfranken über 67.000 Euro liege vor. Eröffnung sei im Frühjahr, der Auftrag zum Bau wurde vergeben. Am 17. Oktober um 15 Uhr findet zudem ein Infonachmittag für interessierte Eltern statt. Treffpunkt ist am Wanderparkplatz Godelhof. Aus dem Bundesförderprogramm Bibliotheken habe die Stadt 9.800 Euro für die Stadtbücherei erhalten, unter anderem sollen davon Experimentierkästen für die Kinder angeschafft werden.
Und: Vermehrt habe es vom Landratsamt Beschwerden in Sachen Grüngutcontainer gegeben. Der werde zurzeit pro Woche drei bis fünfmal abgeholt, Baunach sei im Landkreis führend bei der Auslastung. Roppelt wies darauf hin, dass maximal ein halber Kubikmeter angeliefert werden dürfe, „kein ganzer Garten“. Für größere Anlieferungen gebe es zum Beispiel die Häckselplätze des Landkreises. Zudem seien am Grüngutsammelplatz zuletzt auch Abfälle, Bauschutt und Elektrogeräte entsorgt worden. „Wir werden das beobachten und, falls nötig, die momentan sehr großzügigen Öffnungszeiten reduzieren.“ Für die Mehrkosten, die entstünden, müsse nämlich die Stadt aufkommen. Und der Bauhof habe einen deutlich erhöhten Arbeitsaufwand.