Nachdem Ende April 2019 der Auszug aus der „Alten Schule“ Ebing erfolgt ist, so führte Erster Bürgermeister Bruno Kellner in der letzten Marktgemeinderatssitzung aus, „soll jetzt Leben in das Projekt kommen“. Die im Frühjahr gestartete Fragebogenaktion „Alte Schule – neue Ideen“ wurde im Mai ausgewertet und die Ergebnisse dem Marktgemeinderat vorgelegt.
Dritter Bürgermeister Michael Winter (Ebinger Liste) trug die aus der Bürgerbefragung herausgelesenen Wünsche in kurzer Präsentation vor. Als Ausgangspunkt für das 10.000 Quadratmeter große Areal gilt es, ein umfassendes Gesamtkonzept mit Ziel „generationsverbindende Wohn- und Begegnungsanlage“ zu erarbeiten. Die 180 Teilnehmer der Aktion konnten fünf Altersgruppen zugeordnet werden, wobei die zwischen 31- und 50-Jährigen knapp die Hälfte der Fragebogen-Rückläufe (79) abgefasst hatten. Mit 39 Reaktionen der Gruppe zwischen 18 bis 30 Jahren und 41 Antworten derjenigen zwischen 51 und 65 Jahren konnte man sehen, wie groß das Interesse unter den erwerbstätigen Bürgern war: Die restlichen 21 Bögen konnten der Gruppe „Senioren“ zugeordnet werden, wovon sich sogar fünf Personen über 76 Jahre mit dem Fragekanon beschäftigten.
Thematisiert wurden „Wohnformen im Alter“, barrierefreie, kostengünstige soziale Mietwohnungen, in denen man die Wohnsituation beibehalten oder in Hausgemeinschaft mit Gleichaltrigen umziehen könne. Als gesellschaftlicher Treffpunkt könne man sich einen großen Veranstaltungsraum mit kleiner Küche, Räume für Vereine, Verbände, eine Bücherei und Jugendräume vorstellen. Gewünscht war eine zentrale Anlaufstelle, z.B. für die Organisation der Nachbarschaftshilfe mit Fahrdienst, Einkaufsservice, aber auch eine Beratungsstelle für pflegende Angehörige.
Der Außenbereich soll außer dem sportlichen Freizeitangebot auch Begegnungsmöglichkeiten bieten, mit Brunnen oder Wasserspielen, einem Duft- und Naschgarten mit Ruhebereich, aber auch eine Anlage enthalten, die Musik- und Gesangsdarbietungen oder den Betrieb einer Kleinkunstbühne ermöglichen würden.
Nachhaltiger Bau gewünscht
Zwei Drittel der Befragten waren für den Abriss der Schule, um ein Konzept für das gesamte Areal entwickeln zu können: Der zukünftige Baustil solle auf Nachhaltigkeit abzielen. „Die Fragebogenaktion habe gezeigt“, so Dritter Bürgermeister Winter am Ende seiner Analyse, „dass Bedarf und Interesse bei den Bürgern vorhanden seien. Um keine Fördergelder zu verpassen, wäre eine strukturierte Herangehensweise nötig, damit die Wohnanlage mit Vereinshaus und Park realisiert werden könne.“
Erster Bürgermeister Kellner knüpfte an diesen Gesichtspunkt an und erwähnte, dass man hierfür einen starken Partner an der Seite bräuchte, der mit Projektentwicklung, Beratung und Planung eine gewisse Erfahrung hätte. Die „Unternehmensgruppe Krebs“ aus Berlin hätte ein solches Potenzial, so wurde der nächste Referent vom Bürgermeister angekündigt. Ihr Mitarbeiter, Geschäftsführer Sven Schmittbüttner, könne das Know-How von Berlin hierherbringen oder von hier nach Berlin. Die Firma besteht seit über 60 Jahren im Resort nachhaltiger Architektur und Projektentwicklung, so erklärte der aus Ebing stammende Schmittbüttner. Dabei ziele man auf ein grundsätzliches Verständnis menschlicher Bedürfnisse, indem neben dem sozialen, ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten im Bauprozess auch neue Lösungen etabliert werden können. Die vorgetragenen Projekte „Future Living Berlin“, ein inklusives Mehrgenerationen-Wohnen mit CoWorking-Bereich, KITA, Café und Gewerbe, oder der „Woodscraper“, ein Wohnhochhaus und Boardingkomplex in Holzbauweise mit optimaler Ökobilanz, waren bereits mit renommierten Preisen ausgezeichnet worden. Die vom Fachmann gezeigte Umsetzung von hier bisher nur als Zukunftsillusion bekannten Objekten erzeugte im Sitzungssaal „Schulturnhalle“ ein merkliches Staunen.
Die „Alte Schule in Ebing“ nach zweijährigen „Dornröschenschlaf“.
Es braucht einen Zeitplan …
Wie könne aber nun eine Zusammenarbeit mit der Berliner Unternehmensgruppe Krebs konkret aussehen? Sven Schmittbüttner sah seine Aufgabe darin, die Infrastruktur um den Standort abzufragen, um die „Alte Schule“ als Schlüsselgrundstück zu entwickeln. Städtebauliche Untersuchungen, die meist als Grundvoraussetzung für eine staatliche Förderung gefordert werden, gab es bisher nicht. Die Akteure – Bürgerinnen und Bürger – sollten vor Ort so früh wie möglich eingebunden werden, damit Handlungsschwerpunkte festgelegt werden können. Die Entwicklung eines Leitbildes führt zum städtebaulichen Entwurf, der wiederum die Grundlage für die Bauleitplanung bilde. Dies wäre förderfähig, auch der Abriss der Schule könne bezuschusst werden, jedoch nicht der Neubau. Die Unternehmensgruppe Krebs kann nicht nur das ganze Projekt leiten und beratend tätig sein, sondern die Investitionen bei attraktiven Standorten auch umsetzen und mitfinanzieren, so endete der Vortragende.
Mit dem Hinweis, dass noch weitere Bewerber als Projektpartner gehört werden müssten, eröffnete Erster Bürgermeister Kellner die Diskussion. Marktgemeinderat Andreas Schneiderbanger (Ebinger Liste) erinnerte daran, dass man etwas für Ältere tun müsse, und auch, dass was in Ebing passieren müsste. Kellner erklärte, dass man mit der Dorferneuerung schon viel erreicht habe, um die Sog-Wirkung, ein Abziehen von den Ortskernen, zu vermeiden. Auf die Frage vom Manuel Bischof (Vereintes Umland), ob die anderen Bewerber schon bekannt seien, erwähnte Hauptamtsleiter Roland Gehringer, dass voraussichtlich die Fa. Bayerngrund ihr Leistungspotenzial durch eine Spezialistin vorstellen möchte. Sabina Sitzmann-Simon (CSU) erinnerte daran, dass jetzt zwei Jahre nichts passiert sei, und dass daher ein strenger Zeitplan festgesetzt werden solle. Beim Referenten bedankte sie sich „für das Input, die tollen Projekte mit Hauptstadtflair, zumal wir uns als Gemeinde bisher wenig mit nachhaltigem Bauen beschäftigt haben“. Bürgermeister Kellner stellte schließlich eine Vergabe, nach Anhörung weiterer Mitbewerber, für September in Aussicht.
Knotenpunkt-Entschärfung
Die jüngst vom Bauausschuss diskutierte „Variante 4“ zur Machbarkeitsstudie „Umgestaltung des Knotenpunkts Schulstraße/Weiße-Kreuz-Straße/Joseph-Babo Straße“ wurde vorgestellt und bis auf eine Gegenstimme für Gutgeheißen. Um die dortige gefährliche Verkehrssituation zu entschärfen, sollte in der Schulstraße Richtung Grabenstraße eine Einbahnstraße eingerichtet werden. Dem Gehweg auf der an der Schule liegenden Straßenabgrenzung wird ein Parkstreifen auf der linken Seite gegenübergestellt. Die Nutzung mittels Fahrrad in Gegenrichtung sei vorgesehen.
Die Gefahrensituation wird aufgelöst, indem ein Einfahren auf die unübersichtliche Kreuzung von der Schulstraße nicht mehr möglich sei. Die ursprünglich angesetzten Kosten für einen Vollausbau betragen 420.000 Euro. Auf Vorschlag von Erstem Bürgermeister Bruno Kellner und der Verwaltung würde nach Rückfrage zur Kanalbeschaffenheit eine oberflächliche Sanierung kostengünstiger ausfallen, d.h. reduziert auf Abfräsen, Erneuerung der Straßenentwässerung und anschließender Asphaltierung rechne man mit einer Summe von 180.000 Euro brutto.
Oliver Prath (CSU) warf ein, dass es mit Abfräsen nicht getan sei, da es sich um eine Straßenverbreitung handle und ein Versetzen der Rinne notwendig sein. Die auf der Gehsteigseite vorgesehenen Bäume, deren Lage und Anzahl erst in der genauen Planung festgelegt werden könne, würden – so Bürgermeister Kellner auf Nachfrage am Ende der Diskussion – je Baum 400 bis 500 Euro kosten, und es dürften keine Pfahlwurzler sein!
Sonstiges aus der Sitzung
Dorferneuerung in Höfen/Höfenneusig: Außerordentlich gute Nachrichten gab es für den durchgeführten Straßenausbau in Höfen und Höfenneusig: Die Regierung von Oberfranken bestätigte eine Summe von insgesamt 233.704 Euro, die der Marktgemeinde als Erstattungsleistungen für entgangene Straßenausbaubeiträgen vom Freistaat Bayern gewährt wurden. Der Bauverwaltung, welche die Kalkulation dafür vorlegen musste, wurde von Erstem Bürgermeister Bruno Kellner vor dem Gremium ausdrücklich Dank ausgesprochen. Das dortige Projekt der Dorferneuerung, zu dem auch die Kanalbaumaßnahmen gerechnet wurden, schlug insgesamt mit 1,1 Millionen Euro zu Buche.
Starkregen in Mürsbach: Während des Starkregens am 9. Juli 2021 waren in Mürsbach viele Helfer, darunter 200 Feuerwehrleute im Einsatz. Erster Bürgermeister Bruno Kellner dankte dem Krisenmanagement, vertreten durch 2. Bürgermeister Hans-Jürgen Scheerbaum, und auch den Beteiligten aus dem Landkreis, die bei der Versorgung der Einwohner und anschließender Schadensbehebung mitgeholfen hatten. Vom Kreisbauhof wurden Trocknungsgeräte kostenlos zur Verfügung gestellt, und auch das neue Zweckfahrzeug der Feuerwehr musste noch vor seiner Weihe am Einsatz teilnehmen. Kostenlose Müllbeseitigung und die Sperrmüllabholung wurden vom Landratsamt organisiert. Auch in Medlitz und Busendorf sei der Bach über die Ufer getreten, jedoch gab es dort keine größeren Schäden. „Um umherschwirrenden Gerüchten entgegen zu treten“, so erklärte das Gemeindeoberhaupt, „wird hiermit bestätigt, dass der Einlauf am Hinteren Bach von den Gemeindearbeitern im Vorfeld gereinigt worden sei, was durch entsprechende Arbeitsnachweise nachgeprüft werden könne: Der Bach war sauber! Und auch das Abdeckgitter hatte man vorher entfernt und gereinigt.“ Seinem Dank schloss sich auch die Mürsbacher Marktgemeinderätin Sabina Sitzmann-Simon an, als Vertretung der Einsatzkräfte lobte sie besonders „Andi“ Schnapp, Leiter des Bauhofes und Kreisbrandmeister, sowie Statiker Schulz, der sich im Anschluss der Überprüfung der Bauwerks-Schäden gewidmet hatte.
Sachstandsnachfragen: Christine Jäger (SPD) nannte Mängel bei der Urnenwand in Rattelsdorf und fragte nach dem Stand der Vergabe „Baugebiet ‚Am Ruhstein‘“. Bürgermeister Kellner wies darauf hin, dass 120 Bewerbungen eingegangen seien, die derzeit nach den verabschiedeten Kriterien bewertet werden müssen. Nach Mitteilung von Oliver Prath sei die Straße zwischen Ebing und Zapfendorf in einem schlechten Zustand, „sie breche Richtung Rattelsdorf auf“. Diskutiert wurde auch der schlechte Zustand des Ebinger Badesees. Sabina Sitzmann-Simon hatte in Erfahrung gebracht, dass das neue ÖPNV-Konzept des Landkreises ab 2024 umgesetzt werden solle, und die Unterlagen an die Rathäuser geschickt worden seien. Sie bitte um Verteilung, damit man an der Stellungnahme teilhaben könne.
Baumaßnahmen-Fortschritt Wasserversorgung: Die Bauarbeiten für RZWas 2018 werden nach der vergangenen Baustelleneinweisung ab KW 34, nach dem 23. August, in Angriff genommen.
Verkehrsschau: Die Bereinigung einer unübersehbarer Verkehrssituation in Ebing „Einmündung Obere Straße/ Bamberger Weg, wird für die nächste Verkehrsschau vorgesehen.
Freiflächen-Photovoltaik-Anlage: Ein Grundsatzbeschluss bezüglich zukünftiger Freiflächen-Photovoltaikanlagen wurde zurückgestellt bis von der Verwaltung alle Informationen zu etwaigen rechtlichen Fragen (wie z.B. Ausgleichsflächenanteile für Flächenversiegelung) eingeholt wurden, um sich abschließend ein umfangreiches Bild davon machen zu können.