Im Dezember hatte sich der Marktgemeinderat in Zapfendorf ausführlich mit zahlreichen Anträgen für Freiflächen-Photovoltaikanlagen beschäftigt. Der Fokus der Gemeinde liegt bei diesen ganz klar auf möglicher Bürgerbeteiligung. Ein Projektentwickler kam in die nähere Auswahl – nun durfte sich das Unternehmen vorstellen.
Der Investor ABO Wind AG hatte einen Vorschlag für den Bau einer Photovoltaikanlage auf einer Fläche zwischen Unterleiterbach und der Autobahn A73 im Bereich „Am Steinberg“ vorgelegt. Die Fläche ist 13 Hektar groß, von der Wohnbebauung nicht einsehbar. Weitere Details wurden am 20. Januar 2022 in der Gemeinderatssitzung präsentiert. Zu Gast waren Stefan Schuck und Alexander von Breitenbach von ABO Wind und Ralf Kleinert, der sich in den Bezirken Unter- und Oberfranken um die Akquise kümmert. Von Breitenbach stellte zunächst das Unternehmen, das 900 Mitarbeiter beschäftigt, vor. Es sei Eigentümer-geführt, die Familien der beiden Gründer besäßen die Mehrheit der Aktien, so von Breitenbach. Er zeigte auch nochmals die Potenzialfläche südöstlich von Unterleiterbach und wies auf die im Durchschnitt geringe „Bodenbonität“ hin, es würden somit keine hochqualitativen landwirtschaftlichen Flächen verloren gehen.
Gezeigt wurde auch, wie sich Photovoltaik und Umwelt vertragen. Ob Aussaat von regionalen Blühpflanzen, die Beweidung mit Schafen oder die Ansiedlung von Bienenvölkern – mehrere Möglichkeiten wurden genannt. Bestehende Biotope im Bereich der Potenzialfläche könnten gut in das naturschutzfachliche Konzept der Anlage integriert werden. Auch bei Starkregen gebe es keine Probleme, da nur etwa ein Prozent der Gesamtfläche durch die Stützen versiegelt sei.
Die Lage der geplanten Anlage südöstlich von Unterleiterbach. Zum Vergrößern antippen oder anklicken.
Wie wäre eine Bürgerbeteiligung möglich?
Stefan Schuck erklärte, wie es nach dem Bau der Anlage weitergehen könnte. Durch die kommunale Beteiligung an jeder erzeugten Kilowattstunde Strom, die es so seit dem Jahr 2021 gibt, würde Zapfendorf bei einer Anlage mit zehn MWp jährlich 22.000 Euro über 20 Jahre lang einnehmen. Danach stünden noch für die restliche Laufzeit (die Anlagen sind auf mindestens 30 Jahre Gesamtlaufzeit kalkuliert) Gewerbesteuereinnahmen an. Bürgerinnen und Bürger hätten zudem die Möglichkeit, einen exklusiven Stromtarif zu wählen, so dass der Strom lokal produziert und lokal genutzt werden könne.
Klar wurde aber auch: ABO Wind ist Projektentwickler und möchte nach dem Bau die Anlage verkaufen – an dritte Investoren, an die Gemeinde oder an eine Bürgerenergiegesellschaft. Letzteres wäre insbesondere in Zapfendorf interessant, da die Bürgerbeteiligung, beispielsweise im Rahmen einer Genossenschaft, als eine Voraussetzung definiert wurde. „Es bestünde auch die Möglichkeit, große lokale Stromverbraucher wie etwa die Milchwerke in die Gesellschaft mit aufzunehmen“, meinte Ralf Kleinert.
Die Karte zeigt die so genannten Ackerzahlen. Je niedriger, desto weniger gut ist die Bodenqualität. Die geplante Fläche für die PV-Anlage ist rot umrahmt, mögliche Ausweichflächen gelb. Zum Vergrößern antippen oder anklicken.
Gemeinderat Andreas Hofmann (Zukunft Zapfendorf, ZuZ) war leicht skeptisch. „Wenn wir es nicht schaffen, eine Bürgerenergiegesellschaft einzurichten, könnte der Fall eintreten, dass dann doch durch die Hintertür ein anderer Investor einsteigt.“ Es müsse daher frühzeitig geklärt werden, ob in der Gemeinde ausreichend Geld beziehungsweise sich beteiligende Bürgerinnen und Bürger zusammen kämen. Auch Mona Bahr (ZuZ) wies darauf hin, dass der Gemeinderat die Beteiligung einzelner Bürgerinnen und Bürger im Blick habe – und nicht eine Übernahme der Anlage durch die Gemeinde.
Eine Entscheidung fiel in der Sitzung noch nicht. Hausaufgaben gibt es aber insbesondere für den Markt Zapfendorf – in Sachen mögliche Investoren (Unternehmen, Bürgerinnen/Bürger, Gemeinde selbst). Somit wird das Thema schon bald wieder im Gemeinderat aufschlagen. Stefan Schuck hatte auch bereits ein mögliches Zeitfenster für den Bau der Anlage genannt. Sollte baldmöglichst beschlossen werden, dass sie kommen soll und dann das Bebauungsplanverfahren starten, könnte sie ab Mitte des kommenden Jahres gebaut und schnellstmöglich in Betrieb genommen werden.
Photovoltaik auf gemeindlichen Dächern
Photovoltaik war auch in zwei anderen Tagesordnungspunkten Thema. Denn es lag ein Antrag der Fraktion Vereintes Umland sowie ein gemeinsamer Antrag von CSU, ZuZ und Grüne/Soziales Zapfendorf zur Etablierung von PV-Anlagen auf den Dächern gemeindlicher Gebäude vor. Bürgermeister Michael Senger erklärte, die Gemeinde wolle in den Haushalt jährlich 120.000 Euro für erneuerbare Energien bereitstellen. Die Verwaltung habe zudem untersucht, welche Einrichtungen des Marktes Zapfendorf den meisten Strom verbrauchen. Senger nannte die Kläranlage (Jahresstromverbrauch ca. 250.000 kWh, Kosten: ca. 60.000 Euro), das Schwimmbad (bis zu 250.000 kWh, bis zu 60.000 Euro), die Wasserversorgung/Pumpen (160.000 kWh, 35.000 Euro), die Schule (100.000 kWh, 25.000 Euro) sowie das Rathaus (25.000 kWh, 6.000 Euro).
Mehrere Gemeinderätinnen und Gemeinderäte erklärten, es solle dort begonnen werden, wo der meiste Strom dann verbraucht werde, wenn eine PV-Anlage ihn auch produziere. Einstimmig wurde entscheiden, zunächst für die Kläranlage und das Schwimmbad Untersuchungen zu starten und Angebote einzuholen. Beim Schwimmbad bestünde zudem die Option, den Parkplatz teilweise zu überdachen und hier weiteren Strom zu produzieren. Auch ein Grundsatzbeschluss wurde gefasst: Die Gemeinde forciert künftig PV-Anlagen auf den gemeindlichen Dächern und will an diesem Thema über mehrere Jahre weiterarbeiten.
Weitere Themen aus der Sitzung vom 20. Januar 2022
Nachdem Thomas Neuberger nicht mehr als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Lauf zur Verfügung stand, wurde vom Gemeinderat Marcel Leisgang als Notkommandant bestellt, bis wieder eine Wahl, zurzeit aufgrund der Corona-Pandemie ausgesetzt, stattfinden kann. Für die Freiwillige Feuerwehr Unterleiterbach, wo die Kommandanten Markus Hornung und Dietmar Schmidt ebenfalls ausscheiden, wurden Dominik Werner und Florian Walter zu Notkommandanten bestimmt.
Nach dem Rücktritt des Rother Feldgeschworenen Josef Groh stimmte der Gemeinderat zur Bestellung von Otto Walter als Nachfolger zu.
Ein Antrag der Katholischen Kirchenstiftung St. Peter und Paul auf Zuschüsse für die Anschaffung von mobilen Luftreinigungsgeräten ging ebenfalls einstimmig durch. Für die beiden Kindertagesstätten übernimmt die Gemeinde 50 Prozent der Eigenmittel, die die Kirchenstiftung nach Abzug der staatlichen Förderung aufbringen musste (rund 14.000 Euro) sowie zehn Prozent der Kosten, die für die Geräte im Pfarrheim angefallen sind (rund 850 Euro). Insgesamt handelt es sich um 21 Geräte.
Pläne/Bilder: Markt Zapfendorf, ABO Wind