Im September 2014 sah es aus, als würde alles sehr schnell gehen: Planfeststellungsbescheid Mitte 2015, Baubeginn im Frühjahr 2016. Gebaut ist bisher allerdings nichts in Sachen verbesserter Hochwasserschutz für Hallstadt und Dörfleins. Dabei wäre die Baustelle wohl heute fertig, wäre sie im Frühjahr 2016 gestartet. Im Stadtrat gab es dazu nun Hintergründe und einen aktualisierten Zeitplan.
Georg Seidl, Abteilungsleiter für Stadt und Landkreis Bamberg beim Wasserwirtschaftsamt Kronach, musste sich in der Stadtratssitzung in Hallstadt am 30. Januar 2019 viel Kritik anhören. „Mich stimmt es traurig, dass wir fünf Jahre nach einem Gespräch im Landratsamt Bamberg in Sachen Planung und Ausführung nicht weitergekommen sind. Für die Bevölkerung stellt es sich so dar, dass bisher kaum etwas passiert ist“, meinte beispielsweise Stadtrat Heiko Nitsche (SPD). Und zweiter Bürgermeister und BBL-FW-Stadtrat Ludwig Wolf war da ähnlicher Ansicht: „Im Juli 2016 wurde der Planfeststellungsbescheid erlassen, da war dann die Rede von einem Baubeginn im Folgejahr. Und nun soll alles noch weiter aufgeschoben werden? Oft werde ich von Bürgern angesprochen, die etwa ein Starkregenereignis befürchten. Die Frage brennt vielen auf den Nägeln.“
Und wie ist der aktuelle Stand? Noch seien kleinere Unwegsamkeiten beim Grunderwerb zu klären, erläuterte Seidl. Ein erster Schritt werden Rodungsarbeiten in den Bereichen Flutmulde, Gründleinsbach und südlich der Mainbrücke auf der Dörfleinser Seite sein. Dann starte im April der Großteil der Ausschreibung, die im Sommer abgeschlossen sein soll. Danach rechne er mit dem Baubeginn noch in diesem Jahr – die Baustelle werde zwei bis zweieinhalb Jahre in Anspruch nehmen. „Auch mir ist es wichtig, dass wir in Hallstadt und Dörfleins endlich vorankommen.“
Grafik aus dem Jahr 2014: So sähe es in Hallstadt und Dörfleins aktuell bei einem hundertjährigen Hochwasser aus. Große Teile der beiden Orte wären überflutet (zum Vergrößern anklicken). Grafik: Ingenieurbüro Dr. Blasy – Dr. Øverland
Grafik aus dem Jahr 2014: Mit neuem Hochwasserschutz: Die Orte bleiben frei. Die Grafik berücksichtigt noch nicht den Hochwasserschutz für den Sportplatz Dörfleins (zum Vergrößern anklicken). Grafik: Ingenieurbüro Dr. Blasy – Dr. Øverland
Infoveranstaltung soll Mitte des Jahres stattfinden
Gründe für die Verzögerung gibt es mehrere. Da wären komplizierte Abstimmungen zwischen verschiedenen Akteuren wie Bahn und Stadt, die aktuell auch Baumaßnahmen durchführen oder bald beginnen. Zudem erfolgte die Erstellung der Pläne nicht so schnell wie gedacht, hinzu kamen Umplanungen auf Wunsch der Stadt, wie Seidl erklärte. Und auch die europaweiten Ausschreibungen tragen nicht gerade zur Beschleunigung bei. Ganz davon abgesehen, dass es ohnehin schwierig werde, geeignete Firmen zu finden, befürchtete Stadtrat Harald Werner (SPD): „Die Baufirmen sind momentan voll und warten nicht auf unseren Auftrag.“ Auch die Kostenfrage kam auf. Stadtrat Hans Partheimüller (CSU) meinte etwa, durch die Verzögerungen von mehreren Jahren seien die Baukosten um bis zu 40 Prozent gestiegen. Und die Stadt Hallstadt trage mit ihrem Eigenanteil auch einen Teil dieser Mehrkosten. Seidl entgegnete, dass sich durch die Verkürzung der Spundwände – sie müssten nicht so lang werden wie ursprünglich geplant – Gelder einsparen ließen, so dass die Baumaßnahme voraussichtlich sogar günstiger werde als gedacht.
Um die Bürgerinnen und Bürger zu informieren, wird es Mitte des Jahres eine Informationsveranstaltung geben, bei der die Ansprechpartner für die Erweiterung des Hochwasserschutzes vorgestellt werden sollen. Vor Baubeginn führe das Wasserwirtschaftsamt außerdem Beweissicherungen entlang der Bautrasse durch. Dies ist notwendig, falls durch die Arbeiten Schäden an Gebäuden entstehen – die Spundwände etwa müssen eingerammt werden, was zu Erschütterungen führen wird.
Seidl erklärte auch, dass Hallstadt und Dörfleins trotz der Verzögerungen aktuell über einen sehr wirksamen Hochwasserschutz verfügen. „Andere Kommunen hätten einen solchen gerne.“ Die aktuellen Dämme würden für ein 80-jähriges Hochwasser ausreichen, die Ertüchtigung sorge dann für einen neuen Standard, den der Freistaat Bayern aktuell zugrunde lege.
Tipps zum Weiterlesen: Zur geplanten Verbesserung für den Hochwasserschutz von Hallstadt und Dörfleins finden Sie bereits mehrere Artikel hier bei Nachrichten am Ort:
- Sportplatz Dörfleins bleibt frei bei Hochwasser
- Hochwasserschutz Hallstadt/Dörfleins: Baubeginn Frühjahr 2016?
- Hauptartikel mit vielen Grafiken: Planfeststellung zum Hochwasserschutz Hallstadt/Dörfleins beginnt
- Wie wäre es mit Hallstadt am Main?
Photovoltaik und Gedenkstätte im Friedhof
In der Stadtratssitzung vom Dezember 2018 hatte Markus Weber vom Institut für Energietechnik aus Amberg die Optionen für eine Photovoltaikanlage auf dem ehemaligen Deponiegelände nahe der A73 vorgestellt. Die Stadtratsfraktionen konnten anschließend darüber beraten – und das Meinungsbild war eindeutig: Einstimmig beschloss das Gremium nun, die Anlage zu errichten. Bürgermeister Thomas Söder bezeichnete sie als „Projekt für den Umweltschutz“. „Unsere Energie muss irgendwo herkommen, wenn keine großen Stromtrassen vom Norden in den Süden gebaut werden sollen.“ Aller Voraussicht nach muss für das Gebiet noch ein Bebauungsplan aufgestellt werden, außerdem gilt es, Firmen zu finden – für den Bau und den anschließenden Betrieb. Die Investitionssumme für die Stadt liegt bei rund 1,1 Millionen Euro.
Auf dem Gelände der ehemaligen Deponie böte sich eine Photovoltaikanlage an. Grafik: Institut für Energietechnik
Einig wurden sich die Räte auch bei der Gestaltung einer Gedenkstätte am Baumbestattungsfeld im Friedhof Hallstadt. Gesucht wurde noch eine Möglichkeit, Namensschilder anzubringen. Söder hatte dafür mehrere Vorschläge mitgebracht – von großen Natursteinen über Stelen bis hin zu einem modernen Metallschild. Am Ende setzte sich ein Kompromiss durch: Entstehen wird ein pultförmiger Stein, der sich aufgrund der schlichten Optik gut einfügen und dem Baum nicht die Wirkung nehmen soll.