Seit über 50 Jahren ist die Fahrzeughalle der Freiwilligen Feuerwehr Reckendorf in Betrieb. Mit der Zeit sind Schäden entstanden, das Gebäude ist längst nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik. Umkleiden, Duschen und Büroräume fehlen ganz. Nun macht sich die Gemeinde auf den Weg, einen Neubau zu errichten.
In den 1980er Jahren wurde das Feuerwehrhaus in Reckendorf zwar um einen Schulungsraum und Toiletten erweitert, dennoch platzt das Haus mittlerweile aus allen Nähten. Aufgrund mangelhaften Unterbaus senkt sich die Bodenplatte ab, so entstehen gefährliche Stolperstellen. Ausgetauscht werden müssten zudem die Fenster. Klar ist: Seit den 1970er Jahren haben sich die Ansprüche verändert – und hier liegen die wohl größten Defizite: Zwischen Fahrzeughalle und Umkleidebereich gibt es keine Abtrennung, getrennte Umkleiden für Frauen und Männer sind nicht vorhanden, Duschen fehlen. Und auch die Schwarz-Weiß-Trennung, also die Absonderung von verschmutzter Einsatzkleidung zur Zivilkleidung, ist nicht möglich. Ebenso mangelt es an Lagerplatz für Geräte und Materialien und einem Büro für Kommandant und Gerätewart – die Dokumentationsarbeiten müssen bisher von zu Hause aus erledigt werden.
Matthias Demling, Gemeinderat und zugleich Kommandant der Reckendorfer Wehr, schilderte diese Tatsachen dem Gremium in der Sitzung vom 10. Februar 2021. Klar wurde schnell: Eine Sanierung des Bestands wird kaum sinnvoll sein, ein neues Feuerwehrhaus sollte auf den Weg gebracht werden. Bis zu sechs Jahren würde es ohnehin dauern, bis die Feuerwehr dort einmal einziehen könnte, so Demling. Denn es gelte die Verfahren einzuhalten, mit dem Kreisbrandrat in Kontakt zu treten, Fördergelder zu beantragen und auch die konkrete Planung anzugehen. Ebenso stelle sich die Frage, wo das neue Gebäude untergebracht werden könnte. Mehrere Grundstücke in Reckendorf kämen in Frage. Der bisherige Standort nahe dem Bahnhof sei aber logistisch perfekt gelegen, so dass eventuell ein Neubau hinter dem aktuellen Gerätehaus denkbar sei. Demling zeigte dazu Entwürfe von Feuerwehrhäusern aus der Region. In Reckendorf seien zwei Fahrzeugstellplätze nötig, im Außenbereich brauche es ausreichend Parkplätze für die Einsatzkräfte.
Die Fenster sind in einem schlechten Zustand und …
… im Inneren macht sich die sich senkende Bodenplatte bemerkbar. Fotos: Matthias Demling
Gemeinderat Markus Sippel (WBFW) meinte, Reckendorf müsse sich bewusst sein, das aktuell viele Projekte anstünden, etwa die Schulsanierung in Baunach, die Grundschule in Reckendorf oder das Stolbinger-Areal. „Wir müssen daher gut und langfristig planen.“ Unstrittig war seiner Meinung nach aber, dass ein Neubau Sinn mache. Das sahen auch die anderen Gemeinderäte so. Daher wurde einstimmig der Grundsatzbeschluss gefasst, dass ein neues Feuerwehrhaus entstehen soll. Die Feuerwehr und die Gemeinde können sich nun auf den Weg in den mehrere Jahre dauernden Prozess machen. Beim Kreisbrandrat soll eine Stellungnahme eingeholt sowie bereits erste Gespräche mit der Regierung von Oberfranken zur Standortwahl und Finanzierung geführt werden.
Reckendorf wünscht Beitritt zum Archivpflegeverein
Bei zwei Gegenstimmen entschied sich der Gemeinderat dafür, dem Archivpflegeverein des Landkreises Bamberg beizutreten, sollten alle Kommunen der Verwaltungsgemeinschaft diesen Beschluss fassen. In Baunach war der Beitritt bereits in der Sitzung am 2. Februar positiv beschieden worden. Christian Chandon, Geschäftsführer des Archivpflegevereins, hatte zuvor die Vereinsarbeit vorgestellt. Jede Kommune kann hier Stunden für eine Archivpflegekraft buchen.
In Reckendorf wird das Archiv zurzeit von Stefan Kühl, Geschichtsstudent aus Bamberg, betreut. Er ist angestellt bei Prof. Dr. Andreas Dornheim und soll insbesondere für das Jubiläum „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, das 2021 auch in Reckendorf begangen wird, recherchieren. Zugleich erstellt er zurzeit ein Verzeichnis über das Archivgut. Bisher war das Archiv von Archivarin Adelheid Waschka katalogisiert worden – sie wurde von der Gemeinde allerdings freigestellt. Nach einer kurzen Beratung in Nichtöffentlichkeit trug Kühl einen Bericht vor – dieser Punkt war auf der Tagesordnung allerdings gar nicht vorgesehen, es sollte lediglich um den Beitritt zum Archivpflegeverein gehen. „Von Bürgermeister Deinlein bekam ich eine Liste mit einer Inventarisierung des Archivs“, erklärte Kühl. Viele Archivalien befänden sich im Rückgebäude hinter dem Rathaus und im Keller, die aktuellen Temperaturen seien hier aber für Archivgut zu niedrig. Somit mache ein neuer Raum Sinn. Der so Chandon, müsse großzügig dimensioniert sein. Von Kreisarchivpflegerin Barbara Spies lag auch ein Bericht vor, den Bürgermeister Manfred Deinlein verlas. „Wir müssen uns weiterhin um unser Archiv kümmern, wobei manche Gemeinde diesem bislang deutlich weniger Beachtung geschenkt hat als wir“, so Deinlein.
Geracher Straße als Gefahrenbereich
Auf Antrag der WBFW wurde über verkehrsberuhigende Maßnahmen an der Kreisstraße BA 52 (Geracher Straße) beraten. Durch die gut einsehbare gerade Strecke würden viele Autofahrer zum zu schnell fahren verleitet – was Gegenmaßnahmen erfordere. Bürgermeister Deinlein gab eine Stellungnahme des Landratsamts weiter: Da die Straße dem überörtlichen Verkehr diene und eine Querung aufgrund der guten Einsehbarkeit keine große Gefahr darstelle, seien Maßnahmen wie eine Tempo-30-Zone, eine Querungshilfe oder auch das Versetzen des Ortsschilds weiter Richtung Gerach nicht angedacht. Lediglich die Installation einer Geschwindigkeitsanzeige wäre denkbar. Damit gaben sich die Räte aber nicht zufrieden. „Wir sollten hier nicht nachgeben. Mit Ankündigung werden hier Unfälle passieren“, meinte etwa Hartwig Pieler (CSU). Einstimmig wurde daher beschlossen, das Thema bei der nächsten Verkehrsschau erneut vorzubringen.
Ebenfalls auf Antrag der WBFW werden weitere Geschwindigkeitsanzeigen angeschafft. Die WBFW hatte zwei für die Ortseingänge gewünscht, eine weitere soll in der Geracher Straße installiert werden. Eine der Anlagen soll auch eine Aufnahmefunktion haben, um die gefahrenen Geschwindigkeiten zu dokumentieren. Bei einer Gegenstimme wurde dies beschlossen. Lediglich Gemeinderat Bernhard Müller (SPD) meinte, die Gemeinde solle doch besser der Verkehrsüberwachung in Zapfendorf beitreten und so aus den Schnellfahrern Einnahmen generieren.
Das Bahnhofsgebäude, das sich schon länger im Besitz der Gemeinde Reckendorf befindet, ist nach wie vor für Bahnbetriebszwecke gewidmet. Gegen eine Freistellung hatte das Eisenbahnbundesamt Beschwerde eingelegt – das Gebäude befinde sich im Sieben-Meter-Schutzstreifen zu den Gleisen. Der Gemeinderat hielt mit seinem Beschluss am Freistellungsantrag fest. Mit dem Eisenbahnbundesamt soll aber eine Lösung für die dauerhafte Nutzung des Gebäudes durch die Gemeinde gesucht werden.
Und: Im Gemeinderat präsentierte Christian Schmidt den Jahresbericht zur Jugendarbeit. Zwei Treffs (Kids und offener Treff) seien im zurückliegenden Jahr angeboten worden, seit November gebe es nur Online-Treffs über die App Discord. Aktuell gelte es vor allem, den Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen zu halten. Im Sommer wurden auch Veranstaltungen als Sommerferienprogramm angeboten, etwa ein Video-Workshop. In der Faschingszeit werde es ebenfalls Online-Veranstaltungen geben.