300 Jahre Geschichte. Viele Dokumente, tonnenweise Papier. In den Stadt- und Gemeindearchiven lagert alles, was aus der Vergangenheit erhaltenswert ist und später vielleicht einmal Grundlage für Chroniken und die Arbeit von Familienforschern und Historikern sein kann. In Breitengüßbach hat die Bearbeitung vor bald einem Jahr begonnen. Wie ist der aktuelle Stand?
Die Gemeinde Breitengüßbach ist eine der aktuell 19 Mitgliedskommunen beim Archivpflegeverein des Landkreises Bamberg. Christian Chandon, Geschäftsführer des Vereins und aktuell zuständig für die Arbeit in Breitengüßbach, war daher in der Gemeinderatssitzung vom 9. Februar 2021 zu Gast und gab einen Zwischenbericht ab. Im April vergangenen Jahres sei er gestartet. Zunächst musste eine Bestandsaufnahme erfolgen – „das Archiv war wüst und nicht leer“, so Chandon. Einen Tag die Woche ist er seitdem aktiv, ordnet, schafft Platz. Bereits zwei Tonnen Papier konnten entsorgt werden, größtenteils Belege und damit nicht archivwürdiges Material. Das Erhaltenswerte wurde nach Themen sortiert, seit Juli erfolgt die Ordnung der Altbestände – von 1720 bis in die 1970er Jahre.
Auch einen Ausblick gab Chandon. Die verschmutzten und zum Teil verschimmelten Gemeinderechnungen von Unteroberndorf werden gereinigt, der Einheitsaktenplan in der Verwaltung soll wieder eingeführt werden und die Altakten sollen rekonstruiert werden. „Fertig wird ein Archiv nie, da immer wieder neue Inhalte dazukommen.“ Das Thema Archivraum kam ebenfalls zur Sprache. Aktuell ist das Gemeindearchiv größtenteils im Dachgeschoss des Rathauses untergebracht. Der Raum sei grundsätzlich geeignet, das Raumklima aber problematisch. Ein Umbau wäre daher wünschenswert. Durch einen weiteren Ausbau des Dachgeschosses könnten auch die unbedingt benötigten zusätzlichen Räumlichkeiten geschaffen werden – aktuell sei 95 Prozent des vorhandenen Platzes belegt – mit rund 130 Regalmetern Akten im Archivraum und weiteren 80 Regalmeter Akten in der Registratur des Bauamtes. Insgesamt sind das ca. 2.500 Aktenordner.
Chandon erklärte, dass es wenige Gemeinde gäbe, die vom 18. bis zum 21. Jahrhundert eine derart dichte geschichtliche Überlieferung hätten. „Hier wurde viel aufgehoben – das älteste Stück ist von 1692, eine Gemeinderechnung.“ Im Staatsarchiv in Bamberg gäbe es zudem noch ältere Archivstücke, eine Anfrage hier laufe.
Zweiter „Düker“ für Versorgungssicherheit
Über den Bebauungsplan beziehungsweise den Vorbescheid zur Errichtung zweiter Photovoltaikanlagen hatte der Gemeinderat nach Chandons Bericht zu beschließen. Zunächst ging es um eine Freiflächenanlage westlich des Gewerbegebiets am Westring auf der anderen Seite der Autobahn. Hier möchte die Firma Ebitsch eine Anlage bauen. Die bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche ist gut geeignet, da durch die Felder eine Stromleitung verläuft, an die direkt angeschlossen werden kann. Einstimmig gab der Gemeinderat grünes Licht.
Die zweite Anlage soll zur Stromerzeugung für das Kies- und Betonwerk der Firma Andreas Schorr dienen und auf dem Gelände des ehemaligen Kieswerks der Firma Josef Porzner entstehen. Ein Großteil der gewonnen Energie könnte direkt ins Kieswerk eingespeist werden. Auch hier war der Gemeinderat einstimmig dafür.
An den eingezeichneten Positionen sollen die beiden Anlagen gebaut werden. Luftbild: Google Earth
Rund 185.000 Euro wird die Gemeinde für die Erneuerung der Wasserhauptleitung sowie der Hausanschlüsse in der Gemeindestraße „Am Damm“ inkl. Absperrarmaturen und Hydranten sowie die Anbindung des unter der Bahnstrecke durchlaufenden Dükers an die Hauptleitungen investieren. Die Inbetriebnahme des neuen Dükers ist nötig, da der alte Guss-Düker zustandsbedingt nur noch sporadisch betrieben werden kann und damit die Wasserversorgung für das östliche Breitengüßbach keine Ausfallsicherung mehr hat – ein weiterer Düker verläuft im Bahnhofsbereich unter den Gleisen durch. Erneuert werden sollen auch Wasserleitungen und Kanäle in der Weide. Mitverlegt werden könnten in diesem Bereich Leerrohre für eine spätere Glasfaserverkabelung. Geplant ist der Austausch der alten Hauptleitungen und der Hausanschlüsse bis zur Grundstücksgrenze sowie der Absperrarmaturen und Hydranten (266.000 Euro), die Verlegung der Glasfaser-Leerrohre (41.500 Euro) und die notwendige Sanierung von Kanälen und Hausanschlüssen (233.000 Euro). Die Gemeinderatsbeschlüsse zu den Arbeiten wurden einstimmig getroffen.
Ein Düker ist eine Druckleitung zur Unterquerung einer Straße, eines Tunnels, eines Flusses oder von Bahngleisen etc. Das Rohr kann zum Beispiel eine Gas-, Abwasser- oder Trinkwasserleitung oder Öl-Pipeline sein. (…) Im Düker kann die Flüssigkeit das Hindernis überwinden, ohne dass Pumpen eingesetzt werden müssen. Dabei nutzt man das Prinzip der kommunizierenden Röhren, wonach sich stehende Flüssigkeiten in miteinander verbundenen Röhren stets auf das gleiche Niveau einpegeln. Fließt nun auf einer Seite immer neue Flüssigkeit hinzu, so erreicht sie auf der anderen Seite fast dasselbe Höhenniveau und kann fast ohne Höhenverlust dort weitergeleitet werden.
Aus dem Onlinelexikon Wikipedia