Weiterhin eine eigene Kläranlage betreiben und die bestehende sanieren? Oder eine Abwasserleitung nach Bamberg bauen und an die Kläranlage der Stadt anschließen? Eine endgültige Entscheidung fiel in der Breitengüßbacher Gemeinderatssitzung am 8. Juli 2014 nicht, die Tendenz zeichnet sich aber ab. Außerdem ging es auch um eine Straßenbrücke über die Bahn am Kreisverkehr und eine mögliche Ostumfahrung von Breitengüßbach.
Normalerweise wird ein so genannter Wasserrechtsbescheid zum Betrieb einer Kläranlage für 20 Jahre erteilt. Ende 2012 aber gab das Wasserwirtschaftsamt für die Kläranlage Breitengüßbach nur eine Betriebserlaubnis bis Ende 2015 und forderte für die Zukunft umfangreiche Sanierungsmaßnahmen. Aber lohnt sich eine Sanierung überhaupt? Diese Frage beschäftigt die Gemeinde seitdem, mehrere Varianten wurden erarbeitet, zwei davon in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vorgestellt.
Dipl.-Ing. Winrich Bussinger von der Ingenieurgesellschaft Höhnen & Partner präsentierte die Möglichkeit, das Breitengüßbacher Abwasser nach Bamberg zu leiten. Dafür sei der Bau einer Doppeldruckrohrleitung notwendig. Funktionieren würde das Projekt nur, wenn die Gemeinde Kemmern an die Bamberger Kläranlage anschließt, was dort ebenfalls diskutiert wird. So würde dann eine rund neun Kilometer lange Leitung von der Breitengüßbacher Kläranlage (Autobahnausfahrt Breitengüßbach Nord) entlang der Autobahn bis in den Süden von Kemmern und dann zwischen Hallstadt und Dörfleins hindurch nach Bamberg führen. Dafür wären insgesamt Investitionskosten von 4,2 Millionen Euro nötig, 2,3 Millionen Euro müsste die Gemeinde Breitengüßbach tragen. Auf einen Zeitraum von 50 Jahren betrachtet, inklusive der laufenden Kosten, Instanthaltungsmaßnahmen und Abwasserkosten, die von der Stadt Bamberg berechnet würden, ergäbe sich ein so genannter Projektkostenbarwert von 11,6 Millionen Euro. Bussinger legte der Gemeinde im Falle von Interesse an diesen Planungen nahe, zeitnah das Gespräch mit dem Wasserwirtschaftsamt sowie mit der Gemeinde Kemmern und der Stadt Bamberg zu suchen.
Eigenständigkeit vs. möglicher „Ballast“
Eine mögliche Sanierung und Erweiterung der bestehenden Kläranlage wurde anschließend von Klaus Peter Gaul und Walter Brandner vom Büro Gaul Ingenieure vorgestellt. Die Anlage sei nicht mehr auf dem Stand der Technik, insbesondere der Klärschlamm entwickle sich zum Problem. Es sei abzusehen, dass er sehr bald nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden könne, sondern thermisch verwertet werden müsse. Untersucht habe man drei Varianten, die kostengünstigste sei übrig geblieben. Sie sieht die Sanierung der Bestandsanlage sowie die Erweiterung um ein Belebungsbecken vor. Dann wäre die Kläranlage für die nächsten 20 bis 30 Jahre technisch gerüstet. Die Investitionen hierfür lägen bei ca. 2,04 Millionen Euro, auf 50 Jahre gerechnet bei 7,12 Millionen Euro. Somit käme die Sanierung der eigenen Anlage um einiges günstiger als der Anschluss an Bamberg. Die Sanierung würde bis 2017 abgeschlossen und könnte etappenweise im laufenden Betrieb durchgeführt werden.
Hubert Dorsch (CSU), Gemeinderat und Vorarbeiter im Bauhof und hier auch zuständig für die Kläranlage, befürwortete die Eigenständigkeit. Es wäre zwar schön, nichts mehr mit dem Thema Abwasser zu tun zu haben, aus finanzieller Sicht sei der Anschluss nach Bamberg aber Luxus. Die Gemeindeverwaltung wird nun die vorgelegten Studien prüfen, notwendige kleinere Ergänzungen ergaben sich in der Diskussion. Eine abschließende Entscheidung fiel daher noch nicht, dürfte aber nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Landkreis: Kein Bedarf für eine Osttangente
Ein weiteres Thema der Sitzung vom 8. Juli 2014 war der Bau einer Straßenbrücke über die Bahn am Kreisel im Süden von Breitengüßbach. Die Gemeinde verfolgt hier das Ziel, das Ortszentrum verkehrstechnisch zu entlasten und etwa über eine Ostumfahrung den Verkehr in Richtung Zückshut um Breitengüßbach herum zu leiten. Die Brücke wird ohnehin im Rahmen des ICE-Ausbaus von der Bahn zunächst als Behelfsbrücke ausgeführt und danach wieder abgebaut. Für die Gemeinde stellt sich die Frage, ob die Brücke nicht dauerhaft errichtet werden könnte. Zunächst war dies auch vorgesehen, da als Ersatz für den Bahnübergang Kemmern eine Brücke für den landwirtschaftlichen Verkehr am Kreisel angedacht war. Nachdem Kemmern nun eine eigene Überführung südlich des aktuellen Bahnübergangs erhält, sind diese Pläne hinfällig.
Um diese Brücke geht es: Sie sollte vom Kreisel (links, nicht zu sehen) über die Bahn führen und als Ersatz auch für den Kemmerner Bahnübergang dienen.
Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder brachte allerdings keine guten Nachrichten mit. Eine Besprechung im Landratsamt, unter anderem mit Landrat Johann Kalb und Kreisbauhofleiter Michael Dotterweich habe ergeben, dass der Landkreis keinen Bedarf für eine Ostumfahrung sehe. Dem Landkreis lägen noch andere Anträge für Umgehungsstraßen aus Orten vor, die ein höheres Verkehrsaufkommen aufweisen. Eine finanzielle Beteiligung sei damit ausgeschlossen. „Die gesamte Baumaßnahme – Überführung oder Unterführung bzw. Ostumfahrung mit einer Kreisstraße oder nur Bau einer Ortsstraße mit Anbindung an die bestehenden Ortsstraßen – sollte im Zuge des geplanten zu erarbeitenden integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes der Gemeinde Breitengüßbach aufgearbeitet werden“, heißt es im Protokoll der Besprechung. Der Bau einer Brücke, die dann eventuell über Jahre ungenutzt in der Landschaft stünde, werde nicht unterstützt.
Gemeinderat Alexander Porst (SPD) war zwar ebenso enttäuscht wie der Rest des Gremiums, machte aber klar: „Das ist eine derbe Abfuhr für Breitengüßbach. Aber: Das Landratsamt möchte eine Gesamtidee, wie der Verkehr in Zukunft geleitet werden soll. Das führt zwangsläufig zum Städtebaulichen Entwicklungskonzept.“ Ein solches hat in den vergangenen Jahren zum Beispiel auch die Marktgemeinde Zapfendorf erstellt.