Es ist nahezu ein Déjà-vu: Im Dezember 2019 musste sich der Hallstadter Stadtrat mit für das kommende Kindergartenjahr fehlenden Betreuungsplätzen auseinandersetzen. Und nun, etwas mehr als ein Jahr später, steht die Stadt vor einer vergleichbaren Situation. Was sind die Möglichkeiten? Gibt es noch Erweiterungsoptionen?
„Die Geburtenentwicklung in den vergangenen Jahren ist sehr erfreulich. Auch können wir vermehrt Familienzuzüge verzeichnen.“ Bürgermeister Thomas Söder betonte in der Sitzung des Stadtrats am 18. Januar 2021 zunächst die positiven Seiten der steigenden Kinderzahlen. Die führen aber dazu, dass erneut die Plätze, diesmal für das Kindergartenjahr 2021/22, nicht ausreichen werden. Auch die so genannten Notplätze wären voll ausgelastet. Insgesamt fehlen, so der bisherige Stand der Anmeldungen, wohl 20 Kindergartenplätze. Dabei hat die Stadt zuletzt bereits viel investiert. Fünf Kitas stehen zur Verfügung – das AWO-Kinderhaus (42 Kindergarten-, 31 Krippenplätze), das St. Franziskus Haus für Kinder (78, 24), die Kita St. Anna (55, 22), der Pfarrer-Rössert-Kindergarten (55, 22) und die Kita St. Ursula in Dörfleins (75, 12).
Kämmerer Markus Pflaum stellte den Stadträten die verbliebenen Möglichkeiten zur Vergrößerung des Betreuungsangebots vor. Neben der Erweiterung des Pfarrer-Rössert-Kindergartens und der Erweiterung des AWO-Kinderhauses wäre auch die Einrichtung einer Waldkindergartengruppe denkbar. Für alle Optionen seien Partner nötig, daher werde zunächst das Gespräch mit den bisherigen Partnern (AWO, Franziskanerinnen, kath. Kirche) gesucht. Die Kirchenstiftung werde sich in einer Sitzung zudem zeitnah beraten, ob eine weitere Trägerschaft oder Erweiterungen in Frage kämen. Aber nicht nur das Bauliche beschäftigt: „Für die Träger wird auch die Personalsuche immer schwieriger“, so Söder.
Erweiterungen oder Neubauten von Kitas waren zuletzt immer wieder Thema im Stadtrat – wie hier in Dörfleins. Grafik: Architekt Paptistella
Corona: Auswirkungen auf die Stadtverwaltung, den Bauhof und die Schule
Viel Sympathie herrschte im Stadtrat für die Idee des Waldkindergartens. Kämmerer Pflaum konnte bereits ausführen, dass sich als Standort der Grillplatz am Kreuzberg anböte, da dort auch Wasser und Abwasser bereits vorhanden seien. Als Schutzhütte kämen, erklärte Bürgermeister Söder, entweder ein Bauwagen oder auch ein Blockhaus in Frage – solche Wagen oder Gebäude gebe es bereits mehrfach im Landkreis. „Ein Waldkindergarten wäre relativ schnell zu realisieren. Die Plätze sind, so die Erfahrungen aus anderen Kommunen, zudem recht begehrt.“ Stadträtin Claudia Büttner (BBL/FW) empfand einen Waldkindergarten als willkommene Ergänzung zu den bisherigen Angeboten – und Veit Popp (CSU) meinte, es solle zeitnah eine Bedarfsabfrage bei den Eltern durchgeführt werden. Beschlossen wurde, die Gespräche mit den bisherigen Einrichtungen und Betreibern zu suchen und den erhöhten Betreuungsbedarf anzuerkennen. Zeitnah wird das Thema daher erneut im Stadtrat auftauchen.
Tipp zum Weiterlesen:
Beispielsweise in Zapfendorf oder ganz neu in Breitengüßbach gibt es bereits Waldkindergartengruppen. Mehr dazu finden Sie in unserer Artikelsammlung zum Thema Waldkindergarten.
Geschäftsleiter Uwe Schardt gab in einem weiteren Tagesordnungspunkt einen Überblick zur aktuellen Corona-Lage und den Auswirkungen auf die Arbeit der Stadtverwaltung. Zur direkten Kontaktvermeidung sei das Rathaus von Mitte Dezember bis Anfang Januar geschlossen gewesen. Nun seien die Mitarbeiter wieder zu den üblichen Öffnungszeiten erreichbar. Für Dienstgeschäfte, bei denen ein Besuch im Rathaus zwingend nötig sei, könnten Termine vereinbart werden. Aktuell würden datensichere Home-Office-Arbeitsplätze eingerichtet – in anderen Bereichen, wo es bereits möglich sei, werde Home-Office bereits ermöglicht. Der Bauhof bilde aktuell zwei Arbeitsgruppen, die unabhängig voneinander aktiv seien. In der Schule seien aktuell rund 30 Kinder bei der Notbetreuung anwesend, der digitale Unterricht insgesamt laufe gut und stabil – auch dank der Investitionen in ausreichend Hardware.
Die Stadträte Ludwig Wolf (BBL/FW) und Harald Werner (SPD) fragten in Sachen Home-Office nach. Wolf wollte wissen, ob es nicht möglich sei, dass jeder zweite Mitarbeiter des Rathauses einfach seinen Laptop mit nach Hause nehme. Schardt erwiderte, dazu sei es notwendig, dass eine sichere Verbindung über VPN zum Server im Rathaus aufgebaut werden könne. Die nötige Technik werde aktuell nachgerüstet, es dauere aber noch bis April, bis hier alles wie gewünscht funktioniere. Und Werner forderte, solche Umrüstungen müssten schneller gehen. „Wir sollten auch finanziell hier noch einmal nachlegen und müssen mehr Gas geben.“